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Becker, Robert; Bastianini, Giovanni [Hrsg.]
Die Benivieni-Büste des Giovanni Bastianini: zur Geschichte der Fälschungen ; Vortrag im Wissenschaftlichen Verein zu Breslau — Breslau, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.26755#0009
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Die Bliithe der Porträtbildnerei in der Kunst
eines Volkes setzt immer eine Zeit voraus, welche
das Individuum im Menschen befreite, die machtvolle
Erhebung des Subjectiven gestattete und die ent-
schiedene, allseitige Entwicklung der auf sich selbst
gestellten Persönlichkeit begünstigte. Denn nur eine
solche Zeit trägt Menschen voll zwingender, persön-
licher Macht und Bedeutung und giebt nach Sprengung
hemmender Formen und Formeln dem Aufkommen
und Wirken bestimmt ausgeprägter Einzeltalente freie
Bahn und unbeschränkten Kaum. Die Fülle aber und
Mannigfaltigkeit der scharf entwickelten einzelnen
Individuen fordert den bildenden Künstler unmittel-
bar auf zur vielartig schildernden Darstellung des ihn
umgebenden Menschenreichthums, und getragen von
der Gunst aller Verhältnisse tritt die Porträtbildnerei
bedeutsam in den Vordergrund des gesammten Kunst-
schaffens.

Für die Kunst Italiens brach eine solche Zeit im
fünfzehnten Jahrhundert an. Aus dem scharf ausge-
prägten Individualismus derselben sog der künstle-
rische Gestaltungstrieb eine unversiegliche Schaffens-
kraft, von welcher durchdrungen die Porträtdarstellung
zu einem Umfang, einer Mannigfaltigkeit und allseitigen
 
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