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Becker, Carl Heinrich [Hrsg.]
Papyri Schott-Reinhardt (1) — Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.71105#0017
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Die Entwicklung der arabischen Papyruskunde und die
Bedeutung der Papyri Schott-Reinhardt.
Die großartigen Resultate der Papyrusforschung für die ägyptische, klassische und
christliche Altertumskunde sind allbekannt.1) Keine dieser Disziplinen kann mehr an den
Ergebnissen der Papyruseditionen vorübergehen, und auch die Nachbardisziplinen empfangen
reiche Befruchtung. Jedes Jahr schenkt uns neue große Publikationen von Texten und Ver-
arbeitungen, die bei dem stets wachsenden Vergleichsmaterial immer sicherere Lesungen ermög-
lichen und immer reichere Resultate in sich bergen. Nicht so glücklich ist die islamische Alter-
tumskunde. Nach arabischen Papyrus-Publikationen im Umfang des z. B. auf klassischem
Gebiet Geleisteten wird man sich vergeblich umschauen. Wohl finden sich großzügige
Ansätze, wohl ist ein weitblickendes Verständnis für die große Wichtigkeit dieses Arbeits-
gebietes vorhanden, aber es fehlt an geschulten Arbeitskräften und — au Papyri. Wer sich je
mit Papyri beschäftigt hat, weiß, welch entsagungsvolle Arbeit, Präparation, Zusammensetzung
und Einlesung in den Schriftcharakter, der eigentlichen Bearbeitung vorangehen muß. Für
die arabischen Papyri bildet nun die Hauptcrux eben die Schrift, die im Laufe ihrer langen
Entwicklung die denkbar schwierigsten Kursiven ausgebildet hat. Ohne ein großes Material
ist — bei dem Mangel an Publikationen — eine Bearbeitung einzelner Stücke einfach aus-
geschlossen. So liegen denn in vielen Bibliotheken einzelne Stücke in ihrer Vereinsamung
brach. Größere Sammlungen sind aber nur wenige vorhanden. Nicht als ob es nicht in
Ägypten gerade arabische Papyri bis zum Überdruß gäbe, aber ihre Sammlung und Verwer-
tung hat bisher zu ihrer wirklichen Bedeutung in gar keinem Verhältnis gestanden. Syste-
matisch gesammelt sind wohl nur die Wiener Sammlung, die in Kairo und die unsre. Die
arabischen Stücke anderer Bibliotheken und Museen sind meist ungern gesehene Zugaben zu
klassischen Stücken, die bei der Art des ägyptischen Papyrushandels mit in den Kauf
genommen werden müssen. Um so anerkennenswerter, wenn sie trotzdem und obwohl sich
keine Bearbeiter finden, so verständnisvolle Pflege erfahren, wie z. B. in Berlin.
Betrachten wir zunächst, was bisher an arabischen Papyruseditionen geleistet ist, und
werfen wir dann einen kurzen Blick auf die Heidelberger Sammlung und die Aufgaben,
die sie stellt.
Das Verständnis für arabische Papyri hat sich nur sehr langsam entwickelt. Im
Januar 1825 erhielt Silvestre de Sacy von dem französischen Generalkonsul in Ägypten,
Μ. Drovetti, durch die Vermittlung von dessen Neffen drei Papyri zugesandt, die angeblich
in einem Grabe oder Brunnen in den Höhen von Memphis unweit der Pyramiden von
Saqqära gefunden worden waren. Befangen, wie damals alle Welt und wie manche noch
heute in der arabischen Vorstellung von der Erfindung der AasÄzschrift durch einen der
Brüder Ibn Muqla, schenkte de Sacy anfangs den Urkunden kein besonderes Interesse, da
sie WasÄicharaktere zeigten, also ziemlich junge Produkte zu sein schienen. Erst bei näherem
Zusehen erkannte er, daß zwei der Stücke Geleitsbriefe resp. Pässe von a. H. 133 vorstellten.
>) Als Überblick über das klassische Gebiet em- P. Viereck in Bursians Jahresberichten, Bd. 98 (1898),
pflehlt sich U. Wilcken, Die griechischen Papyrus- ■ 135 ff. und den folg. Jahrgg.
urkunden (Berlin 1897); gute Bibliographie von
Papyri Scbott-Reinhardt. I. 1
 
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