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Behn, Friedrich
Das Mithrasheiligtum zu Dieburg — Römisch-Germanische Forschungen, Band 1: Berlin, Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.42197#0016
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auch Mauerreste sind schon dort angetroffen worden. Hier hat der Ort sich an der ostwärts nach
Stockstadt ziehenden, im Walde noch als Damm erhaltenen „Hohen Straße“ ausgebreitet. Am
Mithräum war von einer Straße an keiner Seite mehr etwas aufzufinden.
Schon in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde in Dieburg im Anwesen des Kaspar
Braun IV. an der Ostseite der gerade an dieser Stelle leicht gebogenen Frankfurter Straße ein Relief
gefunden, das mit größter Wahrscheinlichkeit von einem mithrischen Kultbilde stammt (Abb. 4;
Hess. Quartalbl. NF. I 1894, Taf. 13, 3; S. 441 ff.). Erhalten ist nur ein Bruchstück mit einem
Teil der Wochengötterreihe und des Tierkreises, der oft den oberen Abschluß der Kultbilder


Abb. 4. Bruchstück eines Reliefs von der Frankfurter Straße in Dieburg.

bildet. Die Fundstelle liegt nur etwa 200 m vom Mithräum entfernt, das Stück könnte sehr wohl
bei der Zerstörung oder später an seinen Fundort verschleppt worden sein. Schwierigkeiten macht
dann lediglich die Unterbringung zweier Kultbilder in demselben Tempel, nicht die Zweizahl an
sich, die u. a. auch in Stockstadt nachgewiesen ist (ORL. 33, Stockstadt S. 76 ff., Drexel). Es hat
andererseits auch kein Bedenken, bei der Bedeutung des römischen Dieburg ein zweites Mithräum
anzunehmen, da die Zahl der Gemeindemitglieder beschränkt war. Auch andere römische Land-
städte wie Heddernheim, Friedberg, Bingen besaßen ja mehrere Mithrasheiligtümer.

III. Der Brunnen.
(Abb. 5.)
Zu jedem Mithrasheiligtum gehörte eine lebende Quelle oder ein Brunnen, um das für die
kultischen Waschungen erforderliche Wasser zu liefern, und bei mehreren Mithräen sind solche
wiedergefunden worden. Der Kultbrunnen des Dieburger Tempels liegt an der Nordwand, mit
seinem Mittelpunkte 2,7 m von ihr entfernt. Er besteht aus einem etwa 30 cm starken, gut ver-
mauerten Kranz kräftiger Steinblöcke und hat einen Durchmesser von 1,10 m. Vom jetzigen Rande
abwärts war in 1,75 m Tiefe das Ende des Brunnens erreicht, diese geringe Tiefe ist ein Beweis
dafür, daß schon in römischer Zeit das Grundwasser annähernd den gleich hohen Stand gehabt
haben mußt^ wie heute. Der Boden des Brunnens war verschalt mit einer Bretterlage, auf der
 
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