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Behne, Adolf
Die Wiederkehr der Kunst — Leipzig, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37809#0013
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Nur jenen wird mein Buch verständlich sein, die wissen,
was Kunst ist.
Ich meine mit dem Wissen um die Kunst keine Geheimkenntnis
irgendeiner bestimmten Lehre, kein Geaichtsein auf ein verab-
redetes Signal und kein Unterrichtetsein über Dinge, die sich in
verschlossenen Ateliers begeben... ich meine mit dem Wissen um
die Kunst das einfache, ursprüngliche und starke Bewußtsein, daß
in der Kunst eine ungeheure, so selten von der Menschheit be-
nutzte Kraft wohnt, daß die Kunst nichts ist, als die zu schönen
Gebilden sich kristallisierende Summe des Besten, Letzten und
Endgültigen im Menschen.
An alle wende ich mich, die mit mir glauben, daß die Kunst
von einer anders gearteten Realität ist, als Maschinen, Häuser,
Museen oder Lehrbücher. Solche Dinge werden nach Plan an-
gefertigt und sind uns gegeben, wenn wir sie ausgeführt haben.
Mit der Kunst ist es anders. Wir können sie uns nicht hersteilen
und verfertigen. Ob wir hohe und prächtige Kuppeldome er-
richten und Wälder von Marmorstatuen aufstellen, ist bedeutungs-
los. Kunst ist keine Formensache, sondern eine Gesinnung.
Nicht indem wir Werke schaffen, die den Zeugnissen der Kunst
mehr oder weniger ähnlich sehen, erhalten wir Kunst, sondern in-
dem wir auf der Erde jedwedes, mag es sein, was immer, tun
der Wahrheit ergeben, endgültig und als Mensch, wölbt sich über
uns der Himmel der Kunst. Kunst ist das Ungeschaffen-Ge-
schaffene, das uns belohnt. Kunst ist der Prüfstein, der uns richtet.
Kunst ist das Absolute!
Ich hoffe, es wird niemand hierin eine Überschätzung der Kunst
sehen. Ich überschätze die Kunst nicht, oder ich müßte mensch-
liche Güte, menschliche Liebe und menschliche Hingabe über-
schätzen. Wer hier eine Überschätzung der Kunst sieht, denkt
noch immer nur an die positiven Erzeugnisse der Kunst, denen

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