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In der Zeit, da im Norden Europas die Tür der
Kirche von Urnaes am Sognefjord entstand, vor etwa
1000 Jahren, ist der Mensch schon positiver geworden.
Sein Trieb, abzuschließen, durch Zeichen zu bannen,
betätigt sich am eigenen Körper schon weit weniger —
sehr stark aber noch immer in seinen Arbeiten, in dem
Werk seiner Hände. Wie schmal ist diese Türöffnung,
gar nicht geschnitten für menschliches Maß, und um
den Verkehr nach Möglichkeit zu beschränken, nur
ja uicht etwa zu ermuntern, ist diese schmale Öffnung
noch durch mystische Zeichen vernäht.
Es ist erstaunlich, wie ungeheuer schwer es den
Menschen wurde, die Öffnung zu erobern, offen zu
sein.
Wieder ein paar Jahrhunderte weiter.
Die gotische Tür ist schon sachlicher. Was sie an
Ornamenten hat, trägt schon einen neuen, mehr spie-
lenden, mehr weltlichen Charakter, ist nicht mehr ban-
nend, schreckend und beschwörend. Nnr noch im Be-
schlag der Tür und im Türklopfer finden wir die alten
Tabuzeichen der Tätowierung.
And als letzten Rest finden wir in einer Zeit, da
der Mensch seine magische Rüstung fast ganz schon
abgelegt hat, den hübschen kleinen Ordcnszanber...

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