ALFRED WALCHER-MOLTHEIN
Stube des sogenannten Kaschauerganges aufgestellt ist. Der Überlieferung nach war
und galt bisher die Drehbank als Geschenk der Tiroler Landstände an ihren Landes-
fürsten. Dies kann ich nun dahin richtigstellen, daß die Schenkung von einer Familie
ausging, welche sich um die Wende des 1 5. Jahrhunderts zu einem des reichsten und
mächtigsten Adels des Burggrafenamtes emporgeschwungen hatte. Dieses Geschlecht
hieß Fuchs von Fuchsberg.
Die Drehbank (Abb. 1) macht im allgemeinen einen nüchternen Eindruck. Der
Aufbau aus schweren Pfosten, welche nur an den Kanten im Kerbschnitt verziert sind,
lassen das »drechselczewg« — wie ein Drehstuhl in einem Tiroler Inventar vom Jahre
1471 genannt wird — jedem Arbeiter vollkommen gebrauchsfähig erscheinen.
Der Antrieb erfolgte durch eine Tretvorrichtung und der Arbeiter konnte den Rücken
an ein Brett lehnen, in das noch eine Leiste zur Unterstützung des linken Armes ein-
gelagert wurde. Eine besondere Ausschmückung erhielten der Reitstock und die beiden
Dockenhalter mit den verstellbaren Eisenspitzen zum Einsetzen der zu drechselnden
Werkstücke (Abb. 2). Zwischen beiden Dockenhaltern steht ein Lünettenhälter,
ein vertikal verschiebbares Brett mit zwei kreisförmigen Öffnungen, den sogenannten
Führungsbrillen. Die Lünette stützt besonders leicht zerbrechliche oder aus anderen
Gründen nicht einspannbare Gegenstände beim Drechseln.
Der dem Arbeiter zur linken Hand stehende Dockenstock oder Dockenhalter (Abb. 3)
ist innenseitig geschnitzt und stellt ein bewaldetes Gebirge dar, in dessen Schlucht ein
Drache haust. In den Bergen erlegt ein Jäger eine Gemse, ein zweiter Jäger einen
Bären, während ein Fuchs flüchtig wird. Darunter sehen wir ein Wappenschild mit
einer Pilgermuschel, unterlegt mit zwei Pilgerstäben und darüber einen Stern. Seitlich
davon ist der Aufstieg zu einer von zwei Rundtürmen und einer Pechnase geschützten
Burgpforte, die gerade ein Wanderer betritt. Der Schweif des Drachens zieht sich
durch den Dockenhalter, einen Keil für das Einstellen der Pfostenwange bildend, und
wird dort von einem Ritter in maximilianischem Reiterharnisch festgehalten. In dieser
Figur erscheint jedenfalls der heilige Georg dargestellt.
Der verschiebbare Reitstock, welcher mit seiner Pinole, einem Stück Rundstahl mit
Körnerspitze, das Arbeitsstück an den vorgenannten Dockenstock anzudrücken hat, ist
in seiner Gänze zu einer Burg ausgestaltet, die von einem Lindwurm bewohnt wird
(Abb. 4). Den Zugang zur Burg schützt ein zweistöckiges Rondell mit Schießscharten
und Falläden, die Pforte selbst ein Fallgatter und zwei Ecktürme, zwischen denen ein
bärtiger Mann mit einer Steinkugel auf den Lindwurm lauert, während ein zweiter aus
dem runden Ecktürmchen das Vorfeld beobachtet. Im anschließenden Türmchen, einer
primitiven mittelalterlichen Bedürfnisanstalt, hat sich eben der Burgnarr zurückgezogen
und läßt dem Außenstehenden nicht nur seinen Kopf mit der Schellenkappe, sondern
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Stube des sogenannten Kaschauerganges aufgestellt ist. Der Überlieferung nach war
und galt bisher die Drehbank als Geschenk der Tiroler Landstände an ihren Landes-
fürsten. Dies kann ich nun dahin richtigstellen, daß die Schenkung von einer Familie
ausging, welche sich um die Wende des 1 5. Jahrhunderts zu einem des reichsten und
mächtigsten Adels des Burggrafenamtes emporgeschwungen hatte. Dieses Geschlecht
hieß Fuchs von Fuchsberg.
Die Drehbank (Abb. 1) macht im allgemeinen einen nüchternen Eindruck. Der
Aufbau aus schweren Pfosten, welche nur an den Kanten im Kerbschnitt verziert sind,
lassen das »drechselczewg« — wie ein Drehstuhl in einem Tiroler Inventar vom Jahre
1471 genannt wird — jedem Arbeiter vollkommen gebrauchsfähig erscheinen.
Der Antrieb erfolgte durch eine Tretvorrichtung und der Arbeiter konnte den Rücken
an ein Brett lehnen, in das noch eine Leiste zur Unterstützung des linken Armes ein-
gelagert wurde. Eine besondere Ausschmückung erhielten der Reitstock und die beiden
Dockenhalter mit den verstellbaren Eisenspitzen zum Einsetzen der zu drechselnden
Werkstücke (Abb. 2). Zwischen beiden Dockenhaltern steht ein Lünettenhälter,
ein vertikal verschiebbares Brett mit zwei kreisförmigen Öffnungen, den sogenannten
Führungsbrillen. Die Lünette stützt besonders leicht zerbrechliche oder aus anderen
Gründen nicht einspannbare Gegenstände beim Drechseln.
Der dem Arbeiter zur linken Hand stehende Dockenstock oder Dockenhalter (Abb. 3)
ist innenseitig geschnitzt und stellt ein bewaldetes Gebirge dar, in dessen Schlucht ein
Drache haust. In den Bergen erlegt ein Jäger eine Gemse, ein zweiter Jäger einen
Bären, während ein Fuchs flüchtig wird. Darunter sehen wir ein Wappenschild mit
einer Pilgermuschel, unterlegt mit zwei Pilgerstäben und darüber einen Stern. Seitlich
davon ist der Aufstieg zu einer von zwei Rundtürmen und einer Pechnase geschützten
Burgpforte, die gerade ein Wanderer betritt. Der Schweif des Drachens zieht sich
durch den Dockenhalter, einen Keil für das Einstellen der Pfostenwange bildend, und
wird dort von einem Ritter in maximilianischem Reiterharnisch festgehalten. In dieser
Figur erscheint jedenfalls der heilige Georg dargestellt.
Der verschiebbare Reitstock, welcher mit seiner Pinole, einem Stück Rundstahl mit
Körnerspitze, das Arbeitsstück an den vorgenannten Dockenstock anzudrücken hat, ist
in seiner Gänze zu einer Burg ausgestaltet, die von einem Lindwurm bewohnt wird
(Abb. 4). Den Zugang zur Burg schützt ein zweistöckiges Rondell mit Schießscharten
und Falläden, die Pforte selbst ein Fallgatter und zwei Ecktürme, zwischen denen ein
bärtiger Mann mit einer Steinkugel auf den Lindwurm lauert, während ein zweiter aus
dem runden Ecktürmchen das Vorfeld beobachtet. Im anschließenden Türmchen, einer
primitiven mittelalterlichen Bedürfnisanstalt, hat sich eben der Burgnarr zurückgezogen
und läßt dem Außenstehenden nicht nur seinen Kopf mit der Schellenkappe, sondern
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