FRANCOIS OEBEN
Möbel der Sammlung L. Reinach. Es ist ein Toilettemöbel, das geschlossen wie ein
einfacher Schrank mit fünf Schubläden aussieht. Im Innern ist rückwärts eine Vitrine,
die mit einer Kurbel emporgetrieben werden kann, eine Bücherborde mit seitlichen,
drehbaren Etageren. Von den Schubläden wird die erste, geöffnet, ein Schreibtisch, die
zweite wird ein Lesepult, die dritte wird zum Taburett. Das Außere trägt wieder die
einfache geometrische Marketerie mit Rauten Die straffen Kurven des Umrisses
sind ebenfalls eine handschriftliche Eigenart Oebens, die wir noch öfters finden
werden.
Mit diesen wenigen Stücken ist die Liste der bisher bekannten Oeben-Möbel erschöpft.
Sie geben uns eine gewisse Vorstellung von der handschriftlichen Eigenart, vom persön-
lichen Stil Oebens in der Spätzeit; aber sie lassen weiteren Folgerungen keinen Raum
und erklären auch nicht die Berühmtheit des Meisters. Immerhin geben auch sie stilistische
Handhaben, Bestätigungen, wenn wir jetzt versuchen ein Oeuvre auszubauen, das dem
Ruhme Oebens mehr gerecht wird. Wir gehen aus von einem vorzüglichen, J. F. Oeben
signierten Möbel der Sammlung Rothschild in Frankfurt. Es ist ein Toilettetisch (Abb.4) mit
vier Füßen in elastisch geschwellten Kurven, von Bronzebändern gefaßt, die an den Ecken
in Akanthusblätter auslaufen. Die Zarge trägt einfache Rautenmarketerie. Die Platte hat viel-
fach eingezogenen Umriß und ist von einem Bronzeband abgegrenzt (Abb.5). Die Marketerie
zeigt ein gegenständliches Motiv, Trophäen auf einem Sockel in Form einer Festung,
von dem ein Blatt herabhängt mit der Inschrift plan de l'ecole militaire. Rechts davon
Geräte, Meßinstrumente, links Bücher und ein Globus. Das Ganze umrahmt von Lorbeer-
zweigen. Das Möbel scheint für einen bestimmten Zweck gemacht zu sein, vielleicht aus
Anlaß der Grundsteinlegung der ecole militaire für den Hof oder als Geschenk des Hofes
für den Architekten. Beim Offnen wird die Platte mit den rückwärtigen Füßen zurück-
geschoben. Im Inneren erscheinen die beiden Seitenfächer, deren Deckel einen Blumen-
strauß in Marketerie tragen, und das bewegliche Stellbrett für den Spiegel.
Mit dem Panneau dieses Toilettetisclies ist das Panneau eines Möbels im South Kensington
Museum in London1 zu vergleichen, das ursprünglich ein Toilettetisch war, dann im
19. Jahrhundert barbarisch verstümmelt und zu einem Zeichnungspult umgewandelt
wurde. Alt sind nur die Füße und das eingelassene Panneau mit gegenständlicher
Marketerie: eine Urne mit grünem Wasser, seitlich Fahnen, Anker, zwei Globen auf
Sockel, oben die Sonne umrahmt von Akanthus und Lorbeer. Auch dieses Panneau
scheint von Oeben aus einem bestimmten Anlaß gefertigt zu sein.
Signiert ist noch ein zweiter Toilettetisch der Sammlung Rothschild (Abb.3). Er stammt
aus dem mobilier de la couronne; denn er trägt außer der Signatur noch eine Brandmarke
mit der Krone. Von ähnlichem Aufbau wie der erstgenannte, mit geschweiften Füßen,
IVictoria and Albert Museum 1865/138. Abb. in der List of photographs VIII. Sect B. N. 249.
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Möbel der Sammlung L. Reinach. Es ist ein Toilettemöbel, das geschlossen wie ein
einfacher Schrank mit fünf Schubläden aussieht. Im Innern ist rückwärts eine Vitrine,
die mit einer Kurbel emporgetrieben werden kann, eine Bücherborde mit seitlichen,
drehbaren Etageren. Von den Schubläden wird die erste, geöffnet, ein Schreibtisch, die
zweite wird ein Lesepult, die dritte wird zum Taburett. Das Außere trägt wieder die
einfache geometrische Marketerie mit Rauten Die straffen Kurven des Umrisses
sind ebenfalls eine handschriftliche Eigenart Oebens, die wir noch öfters finden
werden.
Mit diesen wenigen Stücken ist die Liste der bisher bekannten Oeben-Möbel erschöpft.
Sie geben uns eine gewisse Vorstellung von der handschriftlichen Eigenart, vom persön-
lichen Stil Oebens in der Spätzeit; aber sie lassen weiteren Folgerungen keinen Raum
und erklären auch nicht die Berühmtheit des Meisters. Immerhin geben auch sie stilistische
Handhaben, Bestätigungen, wenn wir jetzt versuchen ein Oeuvre auszubauen, das dem
Ruhme Oebens mehr gerecht wird. Wir gehen aus von einem vorzüglichen, J. F. Oeben
signierten Möbel der Sammlung Rothschild in Frankfurt. Es ist ein Toilettetisch (Abb.4) mit
vier Füßen in elastisch geschwellten Kurven, von Bronzebändern gefaßt, die an den Ecken
in Akanthusblätter auslaufen. Die Zarge trägt einfache Rautenmarketerie. Die Platte hat viel-
fach eingezogenen Umriß und ist von einem Bronzeband abgegrenzt (Abb.5). Die Marketerie
zeigt ein gegenständliches Motiv, Trophäen auf einem Sockel in Form einer Festung,
von dem ein Blatt herabhängt mit der Inschrift plan de l'ecole militaire. Rechts davon
Geräte, Meßinstrumente, links Bücher und ein Globus. Das Ganze umrahmt von Lorbeer-
zweigen. Das Möbel scheint für einen bestimmten Zweck gemacht zu sein, vielleicht aus
Anlaß der Grundsteinlegung der ecole militaire für den Hof oder als Geschenk des Hofes
für den Architekten. Beim Offnen wird die Platte mit den rückwärtigen Füßen zurück-
geschoben. Im Inneren erscheinen die beiden Seitenfächer, deren Deckel einen Blumen-
strauß in Marketerie tragen, und das bewegliche Stellbrett für den Spiegel.
Mit dem Panneau dieses Toilettetisclies ist das Panneau eines Möbels im South Kensington
Museum in London1 zu vergleichen, das ursprünglich ein Toilettetisch war, dann im
19. Jahrhundert barbarisch verstümmelt und zu einem Zeichnungspult umgewandelt
wurde. Alt sind nur die Füße und das eingelassene Panneau mit gegenständlicher
Marketerie: eine Urne mit grünem Wasser, seitlich Fahnen, Anker, zwei Globen auf
Sockel, oben die Sonne umrahmt von Akanthus und Lorbeer. Auch dieses Panneau
scheint von Oeben aus einem bestimmten Anlaß gefertigt zu sein.
Signiert ist noch ein zweiter Toilettetisch der Sammlung Rothschild (Abb.3). Er stammt
aus dem mobilier de la couronne; denn er trägt außer der Signatur noch eine Brandmarke
mit der Krone. Von ähnlichem Aufbau wie der erstgenannte, mit geschweiften Füßen,
IVictoria and Albert Museum 1865/138. Abb. in der List of photographs VIII. Sect B. N. 249.
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