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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — Band 7.1925

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Patzak, Bernhard: Das "Schreyvogelhaus" auf der Albrechtstrasse zu Breslau: kunstwissenschaftliche Studie
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https://doi.org/10.11588/diglit.69286#0219

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BERNHARD PATZAK

Mitteilung gekannt hätte, daß das »Schreyvogelhaus« eine Arbeit des Wiener kaiser-
lichen Hofbaumeisters Johann Bernhard Fischer von Erlach sei, so wäre er etwas
nachdenklich geworden. Er hätte dann vielleicht wenigstens den Stilzusammenhang
mit der wienerischen Barockbaukunst geahnt und das Breslauer Gebäude nicht
mit Andreas Schlüters Berliner Schloß (1689—1706) in Vergleich gestellt. Wer die
in Frage stehenden Bauwerke stilkritisch miteinander vergleicht, kann beim besten
Willen keine Beeinflussung durch Schlüters1 Eigenart entdecken. Marpergers oben an-
geführte fälschliche Mitteilung, jenes Breslauer Niederlagshaus (Bank) sei eine Schöpfung
Fischers von Erlach des Älteren gewesen, übernahm Kornelius Gurlitt2. Ja wir finden
sie selbst noch im »Allgemeinen Lexikon der bildenden Künste«3 wieder.
Beim Abbruche des stattlichen »Schreyvogelhauses« in den Jahren 1885/86 fand man
im Baugrunde eine Bleiplatte mit einer Inschrift folgenden Wortlautes:
»Mit Gott hat Gottfried Christian von Schreyvogel Handelsmann und Kayserlicher
Niederlags Verwandter in Wien dieses Haus erbauen und durch Seinen Sohn Carl
Anthon von Schreyvogel im Ißten Jahre seines Alters den Grund-Stein dazu legen
lassen Anno 1705, den 5ten November. Den Riss zu diesem Bau hat gemacht
Johann Lucas Hyldebrand, Kayserlicher Majest. Hofingenieur. Den Bau hat geführet
Johann Kalckbrenner4, Kayserlich und Königl. Bau Meister unter Inspection dess
Bauherrn Brudern Johann Rudolph von Schreyvogel Bürger und Handelsmann
allhier in Breslau.«
Als einziger hat von Czihak5 das Verdienst, auf die beklagenswerte Vernichtung des
genannten Gebäudes mit den Worten hingewiesen zu haben: »Der Untergang des
Schreyvogelschen Hauses, dessen als Schalterhallen benutzte Hoffassaden namentlich
äusserst glückliche Verhältnisse und eine edle Wirkung aufwiesen, ist zu bedauern.« Er-
halten ist von dem früheren Bau nur das ehemalige Portal6 an der Albrechtstraße,
welches im Hofe des Neubaues (nämlich des heutigen Hauptpostgebäudes) wiedereinge-
mauert ist. Außerdem machte sich bei der Inangriffnahme des Abbruches auch Regie-
rungsbaumeister Hermann Wolfram (Breslau), der damalige Leiter des nach den Ent-
173; vgl. auch B. Patzak, Johann Bernhard Fischer von Erlach in Breslau. Die Bauwelt, Berlin (Ullstein) 1916, Nr. 47,
S. 9. — Die Veröffentlichung meiner kunstwissenschaftlichen Studie »Die kurfürstliche Kapelle des Breslauer Domes«
als Heft 2 der von mir durch Heft 1, »Die Elisabethkapelle des Breslauer Domes«, Breslau 1922, begründeten
Sammlung illustrierter Einzeldarstellungen zur schlesischen Kunstgeschichte »Die Kunst in Schlesien« steht bevor.
1 Vgl. z. B. in W.Pinders bekanntem Bilderbuche »Deutscher Barock«, die großen Baumeister des 18. Jahrhunderts, Düssel-
dorf und Leipzig, o. J. (Langewiesche, »Blaue Bücher«), S. 2—6. 2 Geschichte des Barockstils und des Rokoko in Deutsch-
land, Stuttgart 1889, S. 219. 3 U. Thieme, Allgemeines Lexikon der bildenden Künste, Leipzig 1916, Band XII, S. 4%.
4 Vgl. B. Patzak, Johann Georg Kalckbrenner, ein Breslauer Baumeister der Barockzeit, Beitrag zur schlesischen
Künstlergeschichte in »Schlesische Geschichtsblätter«, 1917, Nr. I, S. 8—12. 5 Vgl. Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift,
Band V. (1894), S. 192: Baugeschichtliches. 6 Vgl. Schlesische Zeitung, Jahrgang 1912, Nr. 361: Ein vergessenes
Portal von H.

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