FRESKEN DER ELISABETHINERINNENKIRCHE IN PRESSBURG
Die am tiefsten herabhängende Wolke scheint die Heilige emporgerissen zu haben, und
nun kniet sie in ihrem Ordenskleid ruhig, groß, dunkel in einer Bewegung unaussprech-
licher Hingebung vor ihrem Heiland. Christus, in der heroischen Schönheit eines ver-
klärten Leibes, in einen leuchtend roten Mantel gehüllt, hält das Kreuz in der Rechten
und neigt sich in milder Liebe fast demutsvoll zur Heiligen, um sie mit der Glorie zu
krönen. Dieses wundervoll gelöste Zueinanderneigen beider Figuren wird zu einer har-
monisch geschlossenen Einheit, indem es das geistige Ineinanderaufgehen sichtbar
macht.
Über Elisabeth, im Lichte erglänzend, musiziert ein Engelchor1. Dieses Jubellied erschallt
in Linien, Farben, Formen und Bewegungen; Gestalten und Wolken sind von diesen
Harmonien ergriffen.
Drei der herrlichen, knabenhaft herben Engel stützen die Wolke, auf der Elisabeth
kniet; feurig gelblich-rot, ultramarinblau und rotgrün sind ihre Draperien, graugrün mit
Rosa hingegen ist der Mantel des Engels mit dem Räuchergefäß. Heller werden die
Farben um Christus herum; hellblau und hellgrün sind die Gewänder der beiden unter-
halb Christus sitzenden Engel.
Engelkinder und Wolken verbinden die Hauptgruppe mit der benachbarten, zwei
Engel, die sich im breiten, schwungvollen Flattern vor Jubel umarmen. Auch hier
wird die unwahrscheinliche und doch überzeugende Bewegung durch unsagbar vornehm
bewegte helle Draperien unterstrichen, welche durch das Hervorheben der Faltengrate
und Glanzlichter in einer von der Lokalfarbe ganz abweichenden Farbe — auf dem
rötlichen Blau grünlichgelbe, und auf dem graublauen Grundton gelbrötliche Lichter — ein
prächtiges Schillern erhält. Noch ruhiger, weicher ist die folgende Gruppe, zwei sitzende
Engel. Sie sind von der Haupthandlung am entferntesten, sie werden jedoch bereits —
man sieht es an den dunkeln Wolkenfetzen — von der wirbelnden Bewegung ergriffen.
Wieder führen Engelkinder und kleine, lichte Wolken zur nächsten Gruppe eines
gegen die Hauptfiguren anbetend hinsinkenden Engelpaares, die den Kranz schließt. Die
schwarze Wolke, die mit Christus und den Engeln herabgesunken war, steigt mit der
Heiligen langsam wieder empor. Noch flattern Engel und Gewänder über der Balustrade
herab; doch bald muß die Vision wieder in der hellen, unendlich tiefen Kuppelmitte
verschwinden. Das Übersinnliche ist hier in ein rationelles Verhältnis zum Kirchenraum
gebracht oder besser gesagt: das Kircheninnere ist nur einBehältnis für das Übersinnliche
geworden und das mystische Schauspiel ereignet sich unmittelbar im Raum der offenen
Kuppel, ohne durch eine neue Szenerie aus dem direkten Zusammenhang gehoben zu
werden.
1Vgl. ebda. Tab 15 b. Die im Museum der Schönen Künste in Budapest befindliche Zeichnung Trogers steht meiner
Ansicht nach mit dem Preßburger Fresko in direktem Zusammenhang.
141
Die am tiefsten herabhängende Wolke scheint die Heilige emporgerissen zu haben, und
nun kniet sie in ihrem Ordenskleid ruhig, groß, dunkel in einer Bewegung unaussprech-
licher Hingebung vor ihrem Heiland. Christus, in der heroischen Schönheit eines ver-
klärten Leibes, in einen leuchtend roten Mantel gehüllt, hält das Kreuz in der Rechten
und neigt sich in milder Liebe fast demutsvoll zur Heiligen, um sie mit der Glorie zu
krönen. Dieses wundervoll gelöste Zueinanderneigen beider Figuren wird zu einer har-
monisch geschlossenen Einheit, indem es das geistige Ineinanderaufgehen sichtbar
macht.
Über Elisabeth, im Lichte erglänzend, musiziert ein Engelchor1. Dieses Jubellied erschallt
in Linien, Farben, Formen und Bewegungen; Gestalten und Wolken sind von diesen
Harmonien ergriffen.
Drei der herrlichen, knabenhaft herben Engel stützen die Wolke, auf der Elisabeth
kniet; feurig gelblich-rot, ultramarinblau und rotgrün sind ihre Draperien, graugrün mit
Rosa hingegen ist der Mantel des Engels mit dem Räuchergefäß. Heller werden die
Farben um Christus herum; hellblau und hellgrün sind die Gewänder der beiden unter-
halb Christus sitzenden Engel.
Engelkinder und Wolken verbinden die Hauptgruppe mit der benachbarten, zwei
Engel, die sich im breiten, schwungvollen Flattern vor Jubel umarmen. Auch hier
wird die unwahrscheinliche und doch überzeugende Bewegung durch unsagbar vornehm
bewegte helle Draperien unterstrichen, welche durch das Hervorheben der Faltengrate
und Glanzlichter in einer von der Lokalfarbe ganz abweichenden Farbe — auf dem
rötlichen Blau grünlichgelbe, und auf dem graublauen Grundton gelbrötliche Lichter — ein
prächtiges Schillern erhält. Noch ruhiger, weicher ist die folgende Gruppe, zwei sitzende
Engel. Sie sind von der Haupthandlung am entferntesten, sie werden jedoch bereits —
man sieht es an den dunkeln Wolkenfetzen — von der wirbelnden Bewegung ergriffen.
Wieder führen Engelkinder und kleine, lichte Wolken zur nächsten Gruppe eines
gegen die Hauptfiguren anbetend hinsinkenden Engelpaares, die den Kranz schließt. Die
schwarze Wolke, die mit Christus und den Engeln herabgesunken war, steigt mit der
Heiligen langsam wieder empor. Noch flattern Engel und Gewänder über der Balustrade
herab; doch bald muß die Vision wieder in der hellen, unendlich tiefen Kuppelmitte
verschwinden. Das Übersinnliche ist hier in ein rationelles Verhältnis zum Kirchenraum
gebracht oder besser gesagt: das Kircheninnere ist nur einBehältnis für das Übersinnliche
geworden und das mystische Schauspiel ereignet sich unmittelbar im Raum der offenen
Kuppel, ohne durch eine neue Szenerie aus dem direkten Zusammenhang gehoben zu
werden.
1Vgl. ebda. Tab 15 b. Die im Museum der Schönen Künste in Budapest befindliche Zeichnung Trogers steht meiner
Ansicht nach mit dem Preßburger Fresko in direktem Zusammenhang.
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