DAGOBERT FREY
Eröffnung, in zwei Sälen des Erdgeschosses eine kleine Plansammlung zusammenzu-
stellen. Es war sicherlich nicht leicht, in kurzer Zeit des verstreuten Materials habhaft
zu werden. Entsprechend der Stilperiode, die die Gemäldegalerie umfaßt, setzt die
Architektur-Ausstellung mit dem Beginn des Klassizismus am Ende des 18. Jahrhunderts
ein und reicht bis zum Beginn der neuen Stilbewegung am Ende des vorigen, so daß
Otto Wagner nicht mehr einbezogen wurde.
Die Frühzeit ist dabei weniger gut vertreten als die Blütezeit der Stadterweiterung.
Wenn man Hohenberg von Hetzendorf schon aufgenommen hat, und als Parallelerschei-
nung zu Füger und Zauner scheint dies auch berechtigt, dann durfte man nicht als
einziges Werk ein recht nichtssagendes Stallgebäude bringen, das nur seinen Namen
trägt, aber von Hohenberg als Künstler nichts aussagt, um so mehr als gerade bei diesem
Künstler schönes Material genügend zur Verfügung stand, wie das auch graphisch
wunderschöne Blatt eines Entwurfes für die Ausgestaltung des Gloriettehügels in der
Albertina, die interessanten, gestochenen Entwürfe für das Schönbrunner Schloßtheater
in den städtischen Sammlungen und der entwicklungsgeschichtlich so bedeutsame Plan
für ein neogotisches Theatergebäude in Laxenburg, den die Sammlung Dr. Heymann
verwahrt. Pietro Nobile, der Erbauer des Burgtores und des Theseustempels, von dem
sich im Hofkammerarchiv ein sehr interessantes Umbauprojekt für das Schloß Mirabell
in Salzburg befindet, und L. v. Montoyer, der Schöpfer des ehemaligen Palais Rasumofsky,
der späteren geologischen Reichsanstalt, und des Zeremoniensaals in der Hofburg, fehlen
vollkommen. Auch der Hofarchitekt Aman, von dem die Albertina interessante Entwürfe
für die Hofburg besitzt, hätte berücksichtigt werden können.
Diese Lücken werden um so mehr empfunden, als viele schwache und unbedeutende
Blätter den an sich beschränkten Platz in Anspruch nehmen. Die Projekte der völlig
unbekannten H. Koch, Prem und Puffel sind wohl nur Schülerarbeiten, die an der
Akademie ausgeführt wurden und im dortigen Archiv verblieben, sind kaum einer solchen
Wiederentdeckung wert. Als Merkwürdigkeit ist ein Entwurf für ein Jagdschloß von
dem später als Landschaftsmaler und Direktor der Kaiserlichen Gemäldegalerie bekannten
Josef Rebell anzuführen, der als Architekt und Bauzeichner bei Montoyer seine künst-
lerische Laufbahn begann. Überdies halte ich auch diese Arbeit für eine Schulzeichnung
aus der Zeit seines Akademiebesuchs.
Erst mit Kornhäusel tritt uns eine für Wien und vor allem für Baden sehr charakteri-
stische Künstlerpersönlichkeit durch gut ausgewählte Blätter anschaulich entgegen. Sehr
fein sind die sicher eigenhändigen Bleistiftzeichnungen für den Zirkus de Bach im Prater.
An Stelle der großen, Raum beanspruchenden Werkstattzeichnung für die Weilburg,
die überdies von der Ausführung im wesentlichen nicht abweicht, wäre es vielleicht
anregender gewesen, einiges von den Entwürfen des Künstlers für die Innenausstattung,
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Eröffnung, in zwei Sälen des Erdgeschosses eine kleine Plansammlung zusammenzu-
stellen. Es war sicherlich nicht leicht, in kurzer Zeit des verstreuten Materials habhaft
zu werden. Entsprechend der Stilperiode, die die Gemäldegalerie umfaßt, setzt die
Architektur-Ausstellung mit dem Beginn des Klassizismus am Ende des 18. Jahrhunderts
ein und reicht bis zum Beginn der neuen Stilbewegung am Ende des vorigen, so daß
Otto Wagner nicht mehr einbezogen wurde.
Die Frühzeit ist dabei weniger gut vertreten als die Blütezeit der Stadterweiterung.
Wenn man Hohenberg von Hetzendorf schon aufgenommen hat, und als Parallelerschei-
nung zu Füger und Zauner scheint dies auch berechtigt, dann durfte man nicht als
einziges Werk ein recht nichtssagendes Stallgebäude bringen, das nur seinen Namen
trägt, aber von Hohenberg als Künstler nichts aussagt, um so mehr als gerade bei diesem
Künstler schönes Material genügend zur Verfügung stand, wie das auch graphisch
wunderschöne Blatt eines Entwurfes für die Ausgestaltung des Gloriettehügels in der
Albertina, die interessanten, gestochenen Entwürfe für das Schönbrunner Schloßtheater
in den städtischen Sammlungen und der entwicklungsgeschichtlich so bedeutsame Plan
für ein neogotisches Theatergebäude in Laxenburg, den die Sammlung Dr. Heymann
verwahrt. Pietro Nobile, der Erbauer des Burgtores und des Theseustempels, von dem
sich im Hofkammerarchiv ein sehr interessantes Umbauprojekt für das Schloß Mirabell
in Salzburg befindet, und L. v. Montoyer, der Schöpfer des ehemaligen Palais Rasumofsky,
der späteren geologischen Reichsanstalt, und des Zeremoniensaals in der Hofburg, fehlen
vollkommen. Auch der Hofarchitekt Aman, von dem die Albertina interessante Entwürfe
für die Hofburg besitzt, hätte berücksichtigt werden können.
Diese Lücken werden um so mehr empfunden, als viele schwache und unbedeutende
Blätter den an sich beschränkten Platz in Anspruch nehmen. Die Projekte der völlig
unbekannten H. Koch, Prem und Puffel sind wohl nur Schülerarbeiten, die an der
Akademie ausgeführt wurden und im dortigen Archiv verblieben, sind kaum einer solchen
Wiederentdeckung wert. Als Merkwürdigkeit ist ein Entwurf für ein Jagdschloß von
dem später als Landschaftsmaler und Direktor der Kaiserlichen Gemäldegalerie bekannten
Josef Rebell anzuführen, der als Architekt und Bauzeichner bei Montoyer seine künst-
lerische Laufbahn begann. Überdies halte ich auch diese Arbeit für eine Schulzeichnung
aus der Zeit seines Akademiebesuchs.
Erst mit Kornhäusel tritt uns eine für Wien und vor allem für Baden sehr charakteri-
stische Künstlerpersönlichkeit durch gut ausgewählte Blätter anschaulich entgegen. Sehr
fein sind die sicher eigenhändigen Bleistiftzeichnungen für den Zirkus de Bach im Prater.
An Stelle der großen, Raum beanspruchenden Werkstattzeichnung für die Weilburg,
die überdies von der Ausführung im wesentlichen nicht abweicht, wäre es vielleicht
anregender gewesen, einiges von den Entwürfen des Künstlers für die Innenausstattung,
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