GRAPHISCHE VORBILDER FÜR DAS SEBALDUSGRAB
dessen seitliche Profile sich nach oben verjüngen,
während die Deckplatte energisch vorspringt. Auf
diesem Unterbau erhebt sich nun ein zweiter, kleinerer
Sockel, dessen Charakter ornamentaler ist und der auch
sonst als bloßes Zwischenglied wirkt. Im Grundriß wie
in der Dekoration leitet es vom Rechteck zum Rund
hinüber. Denn nun folgt eine Vase, deren Fuß unter-
halb das Vasenkörpers stark eingezogen ist. Der Bauch
der Vase ist gebuckelt und ladet kräftig aus. Der Hals
ist dünn und schlank und an seinen Seiten sitzen
S-förmig gebogene dünne Henkel.
Bis hierher ist die Übereinstimmung vollkommen,
soweit es nämlich den eigentlichen Kern desAufbaues
betrifft. Der Reichtum an Ranken und anderen
Ornamentformen, die ihn auf dem Stich begleiten,
mußte bei der Übersetzung in die vollplastische Form
naturgemäß wegfallen. Ebenso war es unmöglich, dem
Vorbilde des Stiches vollständig dort zu folgen, wo
aus der Öffnung der Vase ein dünner Stab auf-
steigt, den schuppenförmig übereinandergelegte kleine
Akanthusblätter umhüllen, während größere nach
beiden Seiten abzweigen. Anstatt dessen quillt am
Sebaldusgrab aus der Öffnung der Vase ein Gebilde
hervor, dessen vegetabilischer Charakter, trotz strengster
Stilisierung, noch deutlich erkennbar ist1. Zwischen
zwei Reihen von reziprok gestellten, eiförmigen
Tropfen2 ist hier ein Kranz von sternförmigen Blüten
erkennbar, fünfblättrig, mit großem Blütenboden, also
ganz ähnlich jenen Blüten, die auf dem Stich
alternierend mit Blüten in Profilstellung die Schultern
der Vase schmücken. An Stelle der Ranken ist
also eine Art Blütenstrauß getreten, der dazu dient,
den Ansatz des eigentlichen Säulenschaftes zu ver-
hüllen, der von da an als schlanker Stab weiter-
geführt ist.
1 Auf der Abbildung leider nicht mehr sichtbar. 2 Diese Ornamentform
bedeutet von jeher Knospen. (Siehe Riegl, Stilfragen.)
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dessen seitliche Profile sich nach oben verjüngen,
während die Deckplatte energisch vorspringt. Auf
diesem Unterbau erhebt sich nun ein zweiter, kleinerer
Sockel, dessen Charakter ornamentaler ist und der auch
sonst als bloßes Zwischenglied wirkt. Im Grundriß wie
in der Dekoration leitet es vom Rechteck zum Rund
hinüber. Denn nun folgt eine Vase, deren Fuß unter-
halb das Vasenkörpers stark eingezogen ist. Der Bauch
der Vase ist gebuckelt und ladet kräftig aus. Der Hals
ist dünn und schlank und an seinen Seiten sitzen
S-förmig gebogene dünne Henkel.
Bis hierher ist die Übereinstimmung vollkommen,
soweit es nämlich den eigentlichen Kern desAufbaues
betrifft. Der Reichtum an Ranken und anderen
Ornamentformen, die ihn auf dem Stich begleiten,
mußte bei der Übersetzung in die vollplastische Form
naturgemäß wegfallen. Ebenso war es unmöglich, dem
Vorbilde des Stiches vollständig dort zu folgen, wo
aus der Öffnung der Vase ein dünner Stab auf-
steigt, den schuppenförmig übereinandergelegte kleine
Akanthusblätter umhüllen, während größere nach
beiden Seiten abzweigen. Anstatt dessen quillt am
Sebaldusgrab aus der Öffnung der Vase ein Gebilde
hervor, dessen vegetabilischer Charakter, trotz strengster
Stilisierung, noch deutlich erkennbar ist1. Zwischen
zwei Reihen von reziprok gestellten, eiförmigen
Tropfen2 ist hier ein Kranz von sternförmigen Blüten
erkennbar, fünfblättrig, mit großem Blütenboden, also
ganz ähnlich jenen Blüten, die auf dem Stich
alternierend mit Blüten in Profilstellung die Schultern
der Vase schmücken. An Stelle der Ranken ist
also eine Art Blütenstrauß getreten, der dazu dient,
den Ansatz des eigentlichen Säulenschaftes zu ver-
hüllen, der von da an als schlanker Stab weiter-
geführt ist.
1 Auf der Abbildung leider nicht mehr sichtbar. 2 Diese Ornamentform
bedeutet von jeher Knospen. (Siehe Riegl, Stilfragen.)
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