IGNAZ SCHLOSSER
ist Füger am Hofe von Neapel beschäftigt (Schloß von Caserta und Porträts). In Wien
wurde ihm inzwischen der Posten als Akademiedirektor zugedacht an Stelle des
erkrankten Kaspar Sambach, eines unbedeutenden Lückenbüßers. 1 783 tritt er dann sein
Amt an.
Füger war also nach Rom gegangen in die unmittelbare Wirkungssphäre Winkelmanns
und Mengs'; und es mag interessant sein zu erfahren, wie Füger über die römischen
Kunstverhältnisse und seine eigenen Absichten urteilt.
Seine Studienbestimmung war, Historienmaler zu werden. In seinem Studienplan, den
er dem Fürsten Kaunitz (Protektor der Wiener Akademie) vorlegt, schreibt er:
»Der ausschließende Geschmack aber, der gegenwärtig in Rom herrschet und alles
verwirft, was ihm nicht ähnlich ist, läßt uns einige Hindernisse in unserem Vorhaben
befürchten. Die heutigen römischen Künstler scheinen ihr Hauptverdienst in die genaue
Nachahmung der Natur zu setzen: nach dem Ausspruche vieler Kenner verfallen sie
zuweilen ins Mühsame, und aus lauter Sorgfalt, der Natur getreu zu bleiben, entfernen
sie sich von dem Grundsätze, nur das Schöne und das Große daraus zu wählen; der
Geist, der die Werke eines Raphael, eines Caracci, eines Rubens beseelt, geht durch
übertriebenen Fleiß verlohren ...
Man empfiehlt sie jungen Künstlern als Muster, ihren Geschmack darnach zu bilden, aber
man hemmt zuweilen durch die mechanische Methode des Unterrichtes den Weg, ihnen
nachzufolgen. Viele schränken den Geist auf eine sklavische Nachahmung ihrer Manier
ein, anstatt daß sie ihn lehren sollten, sich in ihre Art zu denken zu versetzen: Wie oft
schon ist ein Genie dadurch ersticket worden, daß man es zu einem Styl zwingen wollte,
der ihm nicht angemessen war?...
Wir haben gesucht uns Theorie zu erwerben, indem wir die Schriftsteller, die über die
Kunst geschrieben haben, mit den Werken großer Künstler verglichen.«
Mit einem Schreiben vom Juni 1779 an Kaunitz erbittet Füger ein viertes Studienjahr:
»Weil ich aber, als ich nach Rom kam, noch sehr in der Ausübung zurück war, so
mußte ich die mehreste Zeit darauf wenden, mir erst Festigkeit in der Zeichnung und
Leichtigkeit des Pinsels zu erwerben, um die Figur nach ihren einzelnen Teilen im
Großen ausführen zu können. Ich sehe es aber als ein Glück an, daß ich nicht einen
schon gebildeten, gewöhnlich ausschweifenden Stil darin mitbrachte, weil es so schwer
hält ihn zu verlassen und sich an den reinen Geschmack, an jene ungekünstelte und
allen Menschen verständliche Sprache der Natur zu gewöhnen, die in den Werken
Raphaels und denen der Antike herrscht . . .«
Von seinen Arbeiten in Caserta schreibt er im Jahre 1782: »Ich habe gesucht eine reine
Zeichnung nebst der Wirkung der Oelmalerei darin anzubringen . ..«
In einem anderen Briefe schreibt er 1783:
1 62
ist Füger am Hofe von Neapel beschäftigt (Schloß von Caserta und Porträts). In Wien
wurde ihm inzwischen der Posten als Akademiedirektor zugedacht an Stelle des
erkrankten Kaspar Sambach, eines unbedeutenden Lückenbüßers. 1 783 tritt er dann sein
Amt an.
Füger war also nach Rom gegangen in die unmittelbare Wirkungssphäre Winkelmanns
und Mengs'; und es mag interessant sein zu erfahren, wie Füger über die römischen
Kunstverhältnisse und seine eigenen Absichten urteilt.
Seine Studienbestimmung war, Historienmaler zu werden. In seinem Studienplan, den
er dem Fürsten Kaunitz (Protektor der Wiener Akademie) vorlegt, schreibt er:
»Der ausschließende Geschmack aber, der gegenwärtig in Rom herrschet und alles
verwirft, was ihm nicht ähnlich ist, läßt uns einige Hindernisse in unserem Vorhaben
befürchten. Die heutigen römischen Künstler scheinen ihr Hauptverdienst in die genaue
Nachahmung der Natur zu setzen: nach dem Ausspruche vieler Kenner verfallen sie
zuweilen ins Mühsame, und aus lauter Sorgfalt, der Natur getreu zu bleiben, entfernen
sie sich von dem Grundsätze, nur das Schöne und das Große daraus zu wählen; der
Geist, der die Werke eines Raphael, eines Caracci, eines Rubens beseelt, geht durch
übertriebenen Fleiß verlohren ...
Man empfiehlt sie jungen Künstlern als Muster, ihren Geschmack darnach zu bilden, aber
man hemmt zuweilen durch die mechanische Methode des Unterrichtes den Weg, ihnen
nachzufolgen. Viele schränken den Geist auf eine sklavische Nachahmung ihrer Manier
ein, anstatt daß sie ihn lehren sollten, sich in ihre Art zu denken zu versetzen: Wie oft
schon ist ein Genie dadurch ersticket worden, daß man es zu einem Styl zwingen wollte,
der ihm nicht angemessen war?...
Wir haben gesucht uns Theorie zu erwerben, indem wir die Schriftsteller, die über die
Kunst geschrieben haben, mit den Werken großer Künstler verglichen.«
Mit einem Schreiben vom Juni 1779 an Kaunitz erbittet Füger ein viertes Studienjahr:
»Weil ich aber, als ich nach Rom kam, noch sehr in der Ausübung zurück war, so
mußte ich die mehreste Zeit darauf wenden, mir erst Festigkeit in der Zeichnung und
Leichtigkeit des Pinsels zu erwerben, um die Figur nach ihren einzelnen Teilen im
Großen ausführen zu können. Ich sehe es aber als ein Glück an, daß ich nicht einen
schon gebildeten, gewöhnlich ausschweifenden Stil darin mitbrachte, weil es so schwer
hält ihn zu verlassen und sich an den reinen Geschmack, an jene ungekünstelte und
allen Menschen verständliche Sprache der Natur zu gewöhnen, die in den Werken
Raphaels und denen der Antike herrscht . . .«
Von seinen Arbeiten in Caserta schreibt er im Jahre 1782: »Ich habe gesucht eine reine
Zeichnung nebst der Wirkung der Oelmalerei darin anzubringen . ..«
In einem anderen Briefe schreibt er 1783:
1 62