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Benndorf, Otto ; Hirschfeld, Otto
Festschrift zur fünzigjährigen Gründungsfeier des Archäologischen Instituts in Rom — Wien, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.661#0025
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Zweifel, dass ihr ein Opfer dargebracht werden soll. In einer auserlesenen
Kuh aus der grossen Hekatombe für die Polias bestand das Staatsopfer für
Athena Nike an den Panathenaien. Enthält das Vasengemälde wirklich eine
Reminiscenz an eine bestimmte Localität der attischen Akropolis, wie Otto Jahn
überzeugt war und wie allerdings keineswegs unglaubwürdig ist, so würde
eine andere Auffassung als die von ihm empfohlene, wonach an die Athena
des Endoios, an den Poliastempel und an den ehernen Votivstier des Areo-
pags zu denken wäre, den einzelnen Zügen des Bildes und der beabsich-
tigten Handlung ohne Frage besser gerecht werden. In der dorischen Säulen-
halle würde sich eine Andeutung des Südflügels der Propylaien erkennen
lassen, in dem Altar derjenige des Niketempels, welcher unmittelbar vor
dem Südflügel der Propylaien stand, in dem Opferthier die Kuh der pan-
athenaiischen Hekatombe und in der sitzenden Athena mit dem Helme in
der linken Hand das Cultusbild der Athena Nike. Allein auch hier stimmt
das Attribut der andern Hand nicht überein, Athena hält der zu vollziehenden
Opferhandlung entsprechend in der Rechten deutlich eine Schale.

Aus der kurzen Beschreibung Heliodor's ist im Allgemeinen so viel
ersichtlich, dass die Kriegsgöttin als Siegerin nach beendigtem Kampfe ge-
dacht war. In diesem Sinne hielt sie die Schutzwaffe, die ihren Dienst gethan,
ledig in der Hand wie ein Ruhe verheissendes Symbol, ähnlich wie sie in
so manchen anderen Kunstwerken nach vollbrachtem Streite ausruhend,
oder wie in einzelnen Darstellungen ihrer Geburt die erstaunten Gotter be-
grüssend, den Helm friedlich in der Hand führt. Nicht zu verkennende
Schwierigkeiten macht nur der Granatapfel, dessen Beziehung zu Athena
aus weiteren Beispielen bisher nicht nachgewiesen ist und überhaupt noch
keine einfache Erklärung gefunden hat, während doch seine religiöse Bedeu-
tung sonst klarer zu Tage liegt, als bei manchen anderen geheimnissvolf
alterth um liehen Attributen.

Massgebenden neueren Forschungen zu Folge ist die Granate, deren
griechische Namen orientalischen Ursprungs sind, in sehr frühen Zeiten
durch religiösen Verkehr aus Asien nach Griechenland gekommen, und hat
sich speciell aus syrisch-phönizischen Götterdiensten auf hellenische über-
tragen*). Soweit ihr Vorkommen in Kunst und Literatur überhaupt beachtet

*) V. Hehn Culmrpflanzen und Hausthiere i. A. p. ao3 f.
 
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