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Dioscorides, Pedanius; Berendes, Julius [Übers.]
Des Pedanios Dioskurides aus Anazarbos Arzneimittellehre in fünf Büchern — Stuttgart: Verlag von Ferdinand Enke, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.69903#0022
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10

Einleitung.

mir in den vestinischen Bergen (den heutigen Abruzzen) wahrgenommen
ist.“ Er scheint die Flora Italiens genauer gekannt zu haben als die
Griechenlands, da die Pflanzen jener im Ganzen besser beschrieben sind.
Die Schreibweise des Dioskurides ist einfach, klar und leicht verständ-
lich, ohne stylistische Feinheit und rhetorische Schönheit, es ist der Styl
eines Arzneibuches, welches keine Unterhaltung gewähren, sondern An-
leitung bieten soll. Wenn Galen (De fac. simpl, XI p. 330) dem Dios-
kurides gar vorwirft, er habe die eigentliche Bedeutung (τά σημαινόμενα)
der griechischen Wörter nicht gehörig gekannt, da er dem Ziegenfett eine
sehr adstringirende Eigenschaft zuschreibe, was er eigentlich nicht habe
sagen wollen, so muss man dies nicht allzu tragisch nehmen, da nur
wenige Schriftsteller vor seiner Kritik Gnade finden. Uebrigens hält er
ja mit seinem Lobe über das Werk selbst nicht zurück. Galen, nach
Hippokrates der bedeutendste Arzt des Alterthums, hatte sich die grosse
Aufgabe gestellt, das wissenschaftliche und künstliche Gebiet der Medicin
durch das Band der Philosophie zu verknüpfen (vgl. K. Sprengel, Briefe
über Galen’s philosophisches System, in dessen Beiträgen zui' Geschichte
der Medicin, Halle 1794, I S. 117 ff. und Daremberg, Galien considere
comme philosophe, m dessen Fragments du commentaire de Galien sur le
Timee de Platon S. S. 352 Nr. 27). Dioskurides besass nicht die Uni-
versalität des Galen, sein ganzes Streben widmete er als Specialist einem
besonderen Zweige der Medicin, der Arzneimittellehre; die Schwächen
aber, welche ihm von Neueren vorgerückt werden könnten, beschränken
sich einzig auf die polypharmaceutische Richtung, und diese beherrscht ja
gerade in der aufdringlichsten Weise die Heilmittellehre der Gegenwart.
Die Arzneimittellehre des Dioskurides behauptete in der Medicin des
Mittelalters bis in die Neuzeit eine fundamentale und führende Stelle,
und noch heute hat sie bei den Türken dieselbe hohe Bedeutung wie die
Schriften Galen’s bei den Persern.
Die wichtigsten Handschriften des Dioskurides sind bei
Sprengel 1. der Codex Constantinopolitanus = C; 2. der Codex
Neapolitanus = N — beide zu Wien; 3. der Codex, welchen Joh.
Sambucus bei seiner Herausgabe des Dioskurides benutzte, Sprengel
bezeichnet ihn als Cod. X; 4. zwei Codices der Mediceischen Biblio-
thek zu Florenz, von denen einer ein sehr hohes Alter haben soll; sie
dienten Marcellus Vergilius als Unterlage zu seiner Dioskurides-
Interpretation, welche 1529 zu Cöln in Folio erschien und von Sprengel
benutzt wird; 5. Andreas Lacuna aus Segovia in Spanien, Leibarzt des
Papstes Julius HL, bezeichnet als Vorlage seiner Arbeiten einen aus-
gezeichneten, wahrscheinlich im Vatican befindlichen Codex.
Wellmann (Krateuas S. 11) gruppirt dieselben in folgender Art:
Cod. Parisin. = P, Pergamenthandschrift; Cod. Marc. = V, gleich-
 
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