46 F. O. von Leber,
einzelner Ornamente auf diesem Denkmale verdienen würde, soll sich ein nunmehr verschlossener Brun-
nen befinden T).
Südlich von Scheiblingkirchen liegt in geringer Entfernung das Dörfchen Wart mit einem ziemlich
guten Gasthof. Hinter demselben führt der nächste Weg nach der Ruine Aichhof, indem man über einige
Pütten, 22. Juli 1656.
Adm. R. D. Melchior Ziegler, Beneliciatus Neostadii et simul in Scheiblingkirchen sibi arrogare ausus est
titulum parochi ibidem, ut palet ex litteris invitatoriis; qua de causa adm. R. ac clarissimus Dom. Quarinus Eder, Vicarius
tune Pültinensis et collator ac decanus districtus Neostadiensis, haec sequentia in responsum dedit:
Praeter opinionem meam in Invitatoriis primam lineam, cujus formalia haec sunt', semel tanlum modo per in-
tegrum annum mihi res divina personaliter in Parochia mea Sch cibli ngkirchensi peragenda est, capere non
possum, an Adm. R. Domine ironice vel serio inseruerit', a multis autem saeculis Ecclesia Scheiblingkirchensis
unum tantum agnovit Parochum, videlicet Pütten s em, seu potius coenobium Reicherspergense, nec ulla extat me-
moria pro cura parochiali ad praefatum locum esse alium praesentatum, multo minus investitum realiter. Haec
scio ex Archivis Reicherspergensibus, quod olim fuerit fundatum in Scheiblingkirchen beneficium, cujus bene-
ficiatus personaliter habitavit ibidem, et vulgo Capeilanus dicebatur. Atta men Fundatoribus demortiis, qui pe-
nes Residentiam possidebant, Beneficium tr an slatum est Neostadium una cum redditibus, quas de facto
Adm. R. Dominus possidet-, quod autem semel in anno teneatur peragere non ut Parochus sed ut Beneficiatus ibi-
dem divina ex traditione colligendum est, hoc fieri pro recognitione, ut pro concepto Beneficio semel beneficium
erga E c c les i am et S. Mariam M a g dalenam exhibeat, et que aptior Solemnitas, quam anniversaria? Haec
pro informatione bono affectu.
Adm. R. Domini
Quarinus Eder, Can. reg. Vicarius et Collator ac Decanus
Puttinae, 22. Juni 1656. districtus Neostadiensis*
(ibid. III, 415.)
Aus diesen, hier zum ersten Male veröffentlichten Urkunden gehl hervor, dass der heutige Ort Scheiblingkir-
chen ursprünglich Puchberg genannt war, dass die dortige Kirche nicht erst im J. 1189, sondern schon früher von
den Eltern der, im letzteren Jahre genannten Wülfing und Wolfker von Gleissenfeld, nämlich schon unter dem
Salzburger Erzbischof Eberhard (1147—1164) zu Ehren des heil. Rudbert und der heil. Magdalena, also noch auf
altsteirischem Boden, im Bereiche der Grafschaft Pütten erbaut, und von Eberhard, sowie von seinem Nach-
folger Conrad (1164—1166) von der Unterwürfigkeit unter die Püttener Pfarre losgezählt worden war, und dass daselbst
ein eigener Beneficiat residierte; — dass Katharina, Gemalin Herzog Rudolph’s IV.. im Jahre 1361 ohne Zweifel Besitzerin
vom Orte Puchberg war. als sie dem dortigen Pfarrer das sogenannte Wechselhaus vergabte; dass die Kirche 1365
ausdrücklich als ein herzogliches Lehen bezeichnet wurde, und dass dieselbe Kirche, ursprünglich dem heil. Rudpert
(Ruprecht) und der heil. M. Magdalena geweiht, 1365 nach dem ersten Heiligen allein, später aber, wie noch heutzutage,
nach der heil. Magdalena benannt wurde; — endlich dass das Beneficium von Scheiblingkirchen im 17. Jahrh. bereits
nach Neustadt übertragen war, die Kirche selbst aber seit lange her wieder der Püttener Pfarre unterstand. Nicht zu ver-
wechseln ist übrigens dieses alte Buchberg mit jenem im gleichnamigen Thale am Fusse des Schneeberges, dessen
Kirche, am Eingänge mit der Jahreszahl 1428 versehen, der Jungfrau Maria (Schnee) geweiht ist. — Ich benütze zugleich
die Gelegenheit, um zu meiner geschichtlichen Einleitung zuHeider’s oben berufenem Werke über S chöngrabern, na-
mentlich zu Seite 42, eine, bei der Zusammenstellung jener Daten aus Versehen unbenützt gebliebene urkundliche Anfüh-
rung nachzutragen, welche den Bestand der bereits getrennten Örtlichkeit O b ergrab er n schon bis zum J. 1362 zurück-
führt. Unlerm 8. Jänner 1362, Wien, gelobt nämlich Herzog Rudolph IV. dem Jans von Smyda, welcher vom Juden
Steuzzen von Wien einen von den Sloylzendorfern diesem verstandenen Hof zu obern Grabern gekauft hat, bei diesem
Kaufe zu schützen. (Urkunde im Joanneum; Regest Nr. 324, bei Lichnowsky IV.) Feil.
») Auch das Presbyterium dieser Rotunde, sichtbar schon ursprünglich für einen Altar bestimmt, widerlegt die ungeschickte
Benennung des römischen Tempels! —■ Leber.
In Betreff der Scheiblingkirchener Rotunde und des dortigen Inschriftsteines, nach Scheiger ein Celtogallen-
Denkmal, — in Seid Fs Beitr. zu einer Chronik der archäol. Funde, im Archiv f. Kunde österr. Geschichtsquellen
bis jetzt noch nicht aufgenommen — ist übrigens zu vergl. Scheiger, in Hormayr’s Archiv 1823, S. 443—444, wo-
selbst er die sehr schwer zu entziffernde Inschrift auf jenem Steine mittheill; Böheim’s Chronik von Wr.-Neustadt I,
XVIII, Schmidt: Wien’s Umgeb. II, 624, Schweickhardt a. a. O. V. U. W.W.N, 181—185, und Tschichka
Kunst und Alterthum in dem österr. Kaiserstaate. Wien 1836, S. 73. Auffallender W7eise ist dieses sehr anziehende
alte Baudenkmal bis jetzt noch nirgends näher gewürdiget! — Wir freuen uns hier anzeigen zu können, dass ehestens
aus der bewährten Feder Heider’s in diesen Publicationen eine archäologische Schilderung dieses, durch seine alten
Bauformen sehr wichtigen Denkmales erscheinen wird. Feil.
einzelner Ornamente auf diesem Denkmale verdienen würde, soll sich ein nunmehr verschlossener Brun-
nen befinden T).
Südlich von Scheiblingkirchen liegt in geringer Entfernung das Dörfchen Wart mit einem ziemlich
guten Gasthof. Hinter demselben führt der nächste Weg nach der Ruine Aichhof, indem man über einige
Pütten, 22. Juli 1656.
Adm. R. D. Melchior Ziegler, Beneliciatus Neostadii et simul in Scheiblingkirchen sibi arrogare ausus est
titulum parochi ibidem, ut palet ex litteris invitatoriis; qua de causa adm. R. ac clarissimus Dom. Quarinus Eder, Vicarius
tune Pültinensis et collator ac decanus districtus Neostadiensis, haec sequentia in responsum dedit:
Praeter opinionem meam in Invitatoriis primam lineam, cujus formalia haec sunt', semel tanlum modo per in-
tegrum annum mihi res divina personaliter in Parochia mea Sch cibli ngkirchensi peragenda est, capere non
possum, an Adm. R. Domine ironice vel serio inseruerit', a multis autem saeculis Ecclesia Scheiblingkirchensis
unum tantum agnovit Parochum, videlicet Pütten s em, seu potius coenobium Reicherspergense, nec ulla extat me-
moria pro cura parochiali ad praefatum locum esse alium praesentatum, multo minus investitum realiter. Haec
scio ex Archivis Reicherspergensibus, quod olim fuerit fundatum in Scheiblingkirchen beneficium, cujus bene-
ficiatus personaliter habitavit ibidem, et vulgo Capeilanus dicebatur. Atta men Fundatoribus demortiis, qui pe-
nes Residentiam possidebant, Beneficium tr an slatum est Neostadium una cum redditibus, quas de facto
Adm. R. Dominus possidet-, quod autem semel in anno teneatur peragere non ut Parochus sed ut Beneficiatus ibi-
dem divina ex traditione colligendum est, hoc fieri pro recognitione, ut pro concepto Beneficio semel beneficium
erga E c c les i am et S. Mariam M a g dalenam exhibeat, et que aptior Solemnitas, quam anniversaria? Haec
pro informatione bono affectu.
Adm. R. Domini
Quarinus Eder, Can. reg. Vicarius et Collator ac Decanus
Puttinae, 22. Juni 1656. districtus Neostadiensis*
(ibid. III, 415.)
Aus diesen, hier zum ersten Male veröffentlichten Urkunden gehl hervor, dass der heutige Ort Scheiblingkir-
chen ursprünglich Puchberg genannt war, dass die dortige Kirche nicht erst im J. 1189, sondern schon früher von
den Eltern der, im letzteren Jahre genannten Wülfing und Wolfker von Gleissenfeld, nämlich schon unter dem
Salzburger Erzbischof Eberhard (1147—1164) zu Ehren des heil. Rudbert und der heil. Magdalena, also noch auf
altsteirischem Boden, im Bereiche der Grafschaft Pütten erbaut, und von Eberhard, sowie von seinem Nach-
folger Conrad (1164—1166) von der Unterwürfigkeit unter die Püttener Pfarre losgezählt worden war, und dass daselbst
ein eigener Beneficiat residierte; — dass Katharina, Gemalin Herzog Rudolph’s IV.. im Jahre 1361 ohne Zweifel Besitzerin
vom Orte Puchberg war. als sie dem dortigen Pfarrer das sogenannte Wechselhaus vergabte; dass die Kirche 1365
ausdrücklich als ein herzogliches Lehen bezeichnet wurde, und dass dieselbe Kirche, ursprünglich dem heil. Rudpert
(Ruprecht) und der heil. M. Magdalena geweiht, 1365 nach dem ersten Heiligen allein, später aber, wie noch heutzutage,
nach der heil. Magdalena benannt wurde; — endlich dass das Beneficium von Scheiblingkirchen im 17. Jahrh. bereits
nach Neustadt übertragen war, die Kirche selbst aber seit lange her wieder der Püttener Pfarre unterstand. Nicht zu ver-
wechseln ist übrigens dieses alte Buchberg mit jenem im gleichnamigen Thale am Fusse des Schneeberges, dessen
Kirche, am Eingänge mit der Jahreszahl 1428 versehen, der Jungfrau Maria (Schnee) geweiht ist. — Ich benütze zugleich
die Gelegenheit, um zu meiner geschichtlichen Einleitung zuHeider’s oben berufenem Werke über S chöngrabern, na-
mentlich zu Seite 42, eine, bei der Zusammenstellung jener Daten aus Versehen unbenützt gebliebene urkundliche Anfüh-
rung nachzutragen, welche den Bestand der bereits getrennten Örtlichkeit O b ergrab er n schon bis zum J. 1362 zurück-
führt. Unlerm 8. Jänner 1362, Wien, gelobt nämlich Herzog Rudolph IV. dem Jans von Smyda, welcher vom Juden
Steuzzen von Wien einen von den Sloylzendorfern diesem verstandenen Hof zu obern Grabern gekauft hat, bei diesem
Kaufe zu schützen. (Urkunde im Joanneum; Regest Nr. 324, bei Lichnowsky IV.) Feil.
») Auch das Presbyterium dieser Rotunde, sichtbar schon ursprünglich für einen Altar bestimmt, widerlegt die ungeschickte
Benennung des römischen Tempels! —■ Leber.
In Betreff der Scheiblingkirchener Rotunde und des dortigen Inschriftsteines, nach Scheiger ein Celtogallen-
Denkmal, — in Seid Fs Beitr. zu einer Chronik der archäol. Funde, im Archiv f. Kunde österr. Geschichtsquellen
bis jetzt noch nicht aufgenommen — ist übrigens zu vergl. Scheiger, in Hormayr’s Archiv 1823, S. 443—444, wo-
selbst er die sehr schwer zu entziffernde Inschrift auf jenem Steine mittheill; Böheim’s Chronik von Wr.-Neustadt I,
XVIII, Schmidt: Wien’s Umgeb. II, 624, Schweickhardt a. a. O. V. U. W.W.N, 181—185, und Tschichka
Kunst und Alterthum in dem österr. Kaiserstaate. Wien 1836, S. 73. Auffallender W7eise ist dieses sehr anziehende
alte Baudenkmal bis jetzt noch nirgends näher gewürdiget! — Wir freuen uns hier anzeigen zu können, dass ehestens
aus der bewährten Feder Heider’s in diesen Publicationen eine archäologische Schilderung dieses, durch seine alten
Bauformen sehr wichtigen Denkmales erscheinen wird. Feil.