Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Berichte des Alterthums-Vereines zu Wien — 1.1854

DOI Heft:
Erzherzog Maximilian I. und Maria von Burgund, und deren älteste Porträte in der K. K. Ambraser- Sammlung
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.70122#0111
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erzh. Maximilian I. und Maria v. Burgund. 71
Trier, in die nächsten vierthalb Jahre, bis ihn sein Glückstern in die Arme seiner geliebten Braut nach
Flandern führte.
Nun wollen wir zum Verständniss des Folgenden den Kaiser und seinen erlauchten, hoffnungsvollen
Sohn auf dieser ihrer Reise begleiten, und dann wieder zu letzterem zurückkehren.
Den wiederholten verheerenden Einfällen der Türken in die innerösterreichischen Lande musste Ein-
halt gethan werden, wenn sie nicht dieselben verschlingen sollten. Selbst Deutschland, das der Schrecken durch-
drang, war in Gefahr. Schon auf dem Reichstage zu Nürnberg 1471 erschienen auch neapolitanische Ge-
sandte und forderten die Deutschen zum Zuge gegen die Ungläubigen wiewohl vergeblich auf. Diese so wich-
tige Angelegenheit scheiterte aus Mangel an Eintracht und gutem Willen. Im August 1472 brachte es der
Cardinal Franz Piccolomini dahin, dass zu Wiener-Neustadt wegen dieses Türkenzuges Rath gehalten wurde,
jedoch gleichfalls ohne Erfolg. Im November machten die Renner und Brenner wieder einen Einfall nach
Innerösterreich und streiften bis Görz und nach Friaul. Nun schrieb der Kaiser auf St. Georgentag des fol-
genden Jahres einen Reichstag nach Augsburg aus, um auf ernstliche Vorstellungen des Papstes sich
über den Türkenzug eifrigst zu berathen.
Hier erblicken wir unsern erlauchten Maximilian zum ersten Male auf der Bühne des öffentlichen Le-
bens, dem wir von da weiter auf seiner Reise nach Trier und zurück folgen wollen 1). Am 25. April
Abends 7 Uhr ritt Kaiser Friedrich mit seinem Sohne und dem Calixtus Osman 2) von Salzburg herkom-
mend mit 700 Pferden in Augsburg feierlich ein und nahm sein Einlager in der bischöflichen Pfalz 3).
Auch Maximilian wurde wie sein Vater von der Stadt beschenkt, und zwar mit einer silbernen und vergolde-
ten Scheuer 4), 120 Gulden im Werthe, zwei Eimern welschen Weines und drei Schaffen mit 20 Fischen.
Nichts ward auf diesem Reichstage für jetzt bewirkt, sondern beschlossen, dass die Stände innerhalb Jahres-
frist auf Fürsten-, Kreis- und Städtetagen eines Türkenzuges wegen sich besprechen und vergleichen sollen.
Nachdem der Kaiser mit seinem Sohne einem solennen Tanz der Geschlechter persönlich beigewohnt
hatte, reis’te er am 14. Juni nach Ulm ab. Auch hier werden beide — Maximilian mit einer goldenen Scheuer
von 90 Gulden, mit Wein, Fischen und Haber beschenkt. Von da ging der Zug zu seiner Schwester Ka-
tharina 5) nach Baden. Hier liess Karl Herzog von Burgund durch eine Botschaft den Kaiser begrüssen
und bitten nach Metz zu kommen, und ihn daselbst mit dem Herzogthum Geldern zu belehnen. Später
kamen andere Gesandte, und baten wegen dort einreissender Krankheit die Zusammenkunft nach Trier
auf St. Michaelstag zu verlegen. Der Kaiser sagte diess dem Herzoge zu. Der Lehensherr sollte also dem Le-
hensmann entgegenreisen! Nach sechswochentlichem Aufenthalte zu Baden nahm Friedrich von seiner
Schwester und seinem Schwager Abschied und wandte sich nach Strassburg, wo er am 16« August
anlangte, und wie anderwärts in feierlicher Procession eingeholt und beschenkt wurde. Als der neue Bischof
9 Nach: Actenstücke und Briefe zur Geschichte des Hauses Habsburg im Zeitalter Maximilians I. Aus Archiven und Biblio-
theken gesammelt und herausgegeben von Joseph Chmel. Bd. I. Wien 1854,' Dieses ausgezeichnete, lang erwartete,
urkundliche, kritische Werk beginnt mit dem J. 1473; dann nach Fugger’s Spiegel der Ehren des Erzhauses Österreich.
Nürnberg 1668, S. 765 ff, und Andern.
2) Über diesen Calixtus Osman, angeblich des Sultan Mohamed II. Bruder, s. im Anhänge N. I. Anmerk. 16.
3) Auf dem Stuhle des h. Ulrich sass damals (von 1469—1486) Johann Graf von Werden!)erg. Sein Bruder Hugo
war des Kaisers erster Minister und Geschäftsmann, einer der ausgezeichnetsten Männer jener Zeit, das Haupt, die Seele
und der Glanzpunkt dieses 1534 erloschenen Geschlechtes, der durch 40 Jahre (von 1460—1500) das vollste Vertrauen
des K. Friedrichs und des ihm nachfolgenden Sohnes verdiente und genoss. Er starb unvermählt 1508.
9 Der und die Scheur, Scheuren, Pokal, Becher (vgl. Schmeller’s bayerisches Wörterbuch. III. 392), daher
scheuern, fegen, putzen.
5) Katharina vermählte sich 1446 mit Karl Markgrafen von Baden, starb bald nach ihrem kaiserlichen Bruder, den
11. September 1493, und ruht in Badenweiler.
 
Annotationen