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Joseph Bergmann,
DIE EDELKNABEN DES ERZHERZOGS MAXIMILIAN.
(ANHANG I. ZU S. 69.)
Wir wollen versuchen; die Persönlichkeit dieser Knaben etwas zu beleuchten. Mehrere derselben begeg-
nen uns später wieder in Frei dal’s (d. i. Kaiser Maximilians) Turnierbuch in der k. k. Ambraser-Samm-
lung T); andere finden wir in der tirolischen Adelsmatrikel 5 möglich dass einige dieser Geschlechter erst spä-
ter in die Landmannschaft aufgenommen wurden.
1. Günther IV. Graf von Mülingen (MülIn) und Barby (zwischen Magdeburg und Dessau) erzeugte
neun Söhne und drei Töchter. Hoyer? des Erzherzogs Edelknabe; war später Domdechant zu Strass-
burg; wo er 1521 starb. (S. Lentzens diplom. Fortsetzung von Lucä Graffen-Saal. Halle 1751; S. 83;
wo das Nähere nachzulesen.) Nach Chmel’s Regesten No. 5482 erliess K. Friedrich zu Grätz am 23. Sep-
tember 1468 dem Verweser zu Aussee den Befehl; dem Hanns Grafen von Mull (Hoyer’s älterem Bru-
der); kais. Diener, 50 Gulden ungarisch und Ducaten aus Gnaden zu geben. Er war lange an des Erzherzogs
Maximilian Hofe und starb 1481 (nach andern 1489) in Wien, wo er begraben liegt. Vgl. Lucä Graffen-
Saal S. 863.) — Deren ältester Bruder Burkard V. war im J. 1474 mit K. Christian von Dänemark in
Rom; dann K. Maximilians Rath; der ddo.Innsbruck am 1. December 1497 seine bisherige freie Herrschaft
Barby zu einer förmlichen Reichsgrafschaft erhob. Er starb am 1. November 1506. Von seinen 13 Kin-
dern nennen wir Melchior; da er im Freidal (Blatt No. 4) in einer Mummerei mit: Rösl; Jörg
Harder; Wilhelm von Rogendorf und Weikhart von Polhaini; dann No. 55 im Fusskampfe mit
dem K. Maximilian abgebildet ist. Melchior war vom Feste des hl. Lucas 1510 bis zum 1. Mai 1511 Rec-
tor der neugegründeten Universität zu Wittenberg (Foerstemann: Album Acad. Viteberg.'Lv^si^lS^l
p. 33); erhielt dann auf Empfehlung seines Oheimes Hoyer eine Präbende am Hochstifte zu Strassburg und
starb 1519 in einem Alter von 28 Jahren.
2. Diese altsteiermärkische Familie ist wohl bekannt. Im Freidal No. 55 nehmen an einer Mummerei
Theil: Reyspergei'; Rechperget; Knöringer; Friedrich und Jörg von Stubenberg.
3. Im Freidal No. 61 erscheint Herr Walther (sic) von Rogendorf im Turnier zu Pferd
mit dem Erzherzoge; beide fallen nach gebrochenen Lanzen vom Pferde5 No. 250 heisst er richtig
W alias ar von Rogendorf; im Fusskampfe mit demselben, der ihm im J. 1481 Sold und Dienstgeld
anwies. Er war ein Bruder Kaspars von Rogendorf und somit Oheim des vorbenannten Wilhelm; des ausge-
zeichnetsten aller Rogendorf. Balthasar starb schon 1483 und ruht in Pöckstall. (S. M e ine Medaillen. Bd. I.
217; und meine Mittheilungen über diese Familie in den Sitzungsberichten der kaiserl. Akademie. Bd. VII.
(1851) S. 523 f.)
4. Volk art von Aursperg (s. Wiss grill I. 239) bei einem Mummenschanz imFeidal No. 20; zu
Fuss Bl. No. 73.
5. Dieser Jörg Harder ist im Freidal No. 4 mit Melchior Grafen von Barby etc. dargestellt; s.
hier Anm. 1. Vgl. Wissgrill IV. 144 j Megiser Ann al. Carinth. Lipsiae. 1612. Bd. II. 1733.
6. Die Genealogie dieser südtirolischen Castelbarco s. bei Hübner III. Tab 866.
7. DieRamung; Lichtenstein-Castelcorno; Weinecker; Wehingen oder Wächingen. Mannsmunster;
Elacher sind tirolische Landleute. — Maximilian im Fusskampfe mit Ramung; Bl. 202.
8. Die Matseber finde ich nicht unter den adeligen Geschlechtern.
1) Über dieses Turnierbuch s. Alois Primisser’s Mittheilungen in des Freiherrn vonHormayr Taschenbuch für die va-
terländische Geschichte., Wien 1820. S. 279—289. Er stellte die Ritter, mit denen Freidal gekämpft hat, in ein alphe-
betisches Verzeichniss.
Joseph Bergmann,
DIE EDELKNABEN DES ERZHERZOGS MAXIMILIAN.
(ANHANG I. ZU S. 69.)
Wir wollen versuchen; die Persönlichkeit dieser Knaben etwas zu beleuchten. Mehrere derselben begeg-
nen uns später wieder in Frei dal’s (d. i. Kaiser Maximilians) Turnierbuch in der k. k. Ambraser-Samm-
lung T); andere finden wir in der tirolischen Adelsmatrikel 5 möglich dass einige dieser Geschlechter erst spä-
ter in die Landmannschaft aufgenommen wurden.
1. Günther IV. Graf von Mülingen (MülIn) und Barby (zwischen Magdeburg und Dessau) erzeugte
neun Söhne und drei Töchter. Hoyer? des Erzherzogs Edelknabe; war später Domdechant zu Strass-
burg; wo er 1521 starb. (S. Lentzens diplom. Fortsetzung von Lucä Graffen-Saal. Halle 1751; S. 83;
wo das Nähere nachzulesen.) Nach Chmel’s Regesten No. 5482 erliess K. Friedrich zu Grätz am 23. Sep-
tember 1468 dem Verweser zu Aussee den Befehl; dem Hanns Grafen von Mull (Hoyer’s älterem Bru-
der); kais. Diener, 50 Gulden ungarisch und Ducaten aus Gnaden zu geben. Er war lange an des Erzherzogs
Maximilian Hofe und starb 1481 (nach andern 1489) in Wien, wo er begraben liegt. Vgl. Lucä Graffen-
Saal S. 863.) — Deren ältester Bruder Burkard V. war im J. 1474 mit K. Christian von Dänemark in
Rom; dann K. Maximilians Rath; der ddo.Innsbruck am 1. December 1497 seine bisherige freie Herrschaft
Barby zu einer förmlichen Reichsgrafschaft erhob. Er starb am 1. November 1506. Von seinen 13 Kin-
dern nennen wir Melchior; da er im Freidal (Blatt No. 4) in einer Mummerei mit: Rösl; Jörg
Harder; Wilhelm von Rogendorf und Weikhart von Polhaini; dann No. 55 im Fusskampfe mit
dem K. Maximilian abgebildet ist. Melchior war vom Feste des hl. Lucas 1510 bis zum 1. Mai 1511 Rec-
tor der neugegründeten Universität zu Wittenberg (Foerstemann: Album Acad. Viteberg.'Lv^si^lS^l
p. 33); erhielt dann auf Empfehlung seines Oheimes Hoyer eine Präbende am Hochstifte zu Strassburg und
starb 1519 in einem Alter von 28 Jahren.
2. Diese altsteiermärkische Familie ist wohl bekannt. Im Freidal No. 55 nehmen an einer Mummerei
Theil: Reyspergei'; Rechperget; Knöringer; Friedrich und Jörg von Stubenberg.
3. Im Freidal No. 61 erscheint Herr Walther (sic) von Rogendorf im Turnier zu Pferd
mit dem Erzherzoge; beide fallen nach gebrochenen Lanzen vom Pferde5 No. 250 heisst er richtig
W alias ar von Rogendorf; im Fusskampfe mit demselben, der ihm im J. 1481 Sold und Dienstgeld
anwies. Er war ein Bruder Kaspars von Rogendorf und somit Oheim des vorbenannten Wilhelm; des ausge-
zeichnetsten aller Rogendorf. Balthasar starb schon 1483 und ruht in Pöckstall. (S. M e ine Medaillen. Bd. I.
217; und meine Mittheilungen über diese Familie in den Sitzungsberichten der kaiserl. Akademie. Bd. VII.
(1851) S. 523 f.)
4. Volk art von Aursperg (s. Wiss grill I. 239) bei einem Mummenschanz imFeidal No. 20; zu
Fuss Bl. No. 73.
5. Dieser Jörg Harder ist im Freidal No. 4 mit Melchior Grafen von Barby etc. dargestellt; s.
hier Anm. 1. Vgl. Wissgrill IV. 144 j Megiser Ann al. Carinth. Lipsiae. 1612. Bd. II. 1733.
6. Die Genealogie dieser südtirolischen Castelbarco s. bei Hübner III. Tab 866.
7. DieRamung; Lichtenstein-Castelcorno; Weinecker; Wehingen oder Wächingen. Mannsmunster;
Elacher sind tirolische Landleute. — Maximilian im Fusskampfe mit Ramung; Bl. 202.
8. Die Matseber finde ich nicht unter den adeligen Geschlechtern.
1) Über dieses Turnierbuch s. Alois Primisser’s Mittheilungen in des Freiherrn vonHormayr Taschenbuch für die va-
terländische Geschichte., Wien 1820. S. 279—289. Er stellte die Ritter, mit denen Freidal gekämpft hat, in ein alphe-
betisches Verzeichniss.