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Bernoulli, Johann Jacob
Aphrodite: ein Baustein zur griechischen Kunstmythologie — Leipzig, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.5137#0041

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23 HI. Uebersicht der alterthümlichen Aphroditedarstellungen.

assyrischen Gräbern (zusammen mit Cylindern) auf der Insel selbst ge-
funden worden '}. — Die Verwandtschaft aber der cyprischen Bildwerke
nach der anderen Seite wird aus der folgenden Uebersicht zur Genüge
hervorgehen.

Natürlich ist mit der Constatierung dieses Zusammenhanges noch
lange nicht gesagt, dass sich die griechische Kunst aus orientalischen
Keimen entwickelt habe. Wir werden im Gegentheil sehen, dass die
fremden Elemente, an welche der griechische Archaismus sich anlehnt,
mit dem Fortschritt der Kunst alle wieder verschwinden, dass die Aphro-
dite der Blüthezeit nichts als etwa noch einzelne Symbole mit den frü-
heren Gestaltungen gemein hat.

Die betreffenden cyprischen Denkmäler nun befinden sich jetzt der
Mehrzahl nach in den Sammlungen von Berlin (Museum VII. Saal)
und Paris (Musee Nap. III.); Einiges auch in London (zweites Vasenzim-
mer des britischen Museums), im Alterthums-Museum zu Turin, in der
Irenenkirche zu Constantinopel1) u. and. Nach Berlin sind sie haupt-
sächlich durch L. Ross, und neuerdings eine Anzahl durch Friederichs,
nach Paris durch Mas-Latrie (auf Veranlassung von Ross) und de Vogüe
gebracht worden; doch gebührt Ross das Verdienst, zuerst auf ihre
kunstgeschichtliche Bedeutung aufmerksam gemacht zu haben3). — Sie
stammen meist aus Idalion (Dali), wo ein berühmtes Heiligthum der
Aphrodite stand, sind von mittlerer Grösse, zum Theil auch klein, und
aus weichem, hellfarbigem Kalkstein gebildet, seltener aus Thon '). Von
der ursprünglichen Bemalung sind noch überall Spuren erhalten. Der
Rücken ist wie bei den ägyptischen Bildwerken platt. — Die hohe
Wahrscheinlichkeit, dass wir es mit Aphroditebildern zu thun haben,
beruht auf der Coincidenz gewisser für diese bezeichnender Attribute
(Blume, Taube, Böckchen) mit dem Fundort Idalion. Doch sind manche
Attribute zweifelhafter Natur; einige im Uebrigen sehr ähnliche Figuren
auch mit Attributen versehen, deren aphrodisische Bedeutung sich nur

, ') S. Archäol. Zeitg. 1870 p. 122. III.. 11. 33.
-) Ueber die an letzterem Ort befindlichen vgl. Duniörit in der Rev. arch. 1868 XVIII.
p. 241 ff. Der jüngst erschienene Katalog von Gould soll höchst ungenügend abgefasst sein.

3) Inselreisen IV. p. 100. Monatsbericht der Berliner Akademie 1846. p. 271. —
Ueber die französischen Erwerbungen siehe Rev. arch. 1846. III. p. 190, 1862. V. p. 345,
VI. p. 244. In Turin befinden sich die Reste der reichen Sammlung des Cav. Palma di
Cesnola, die im März 1870 zu Paris versteigert wurden. Siehe Arch. Anz. 1867 pi 75.
Einen (mir leider nicht bekannten) Katalog hat Eröhner redigiert: Antiquites Cypriotes
provenant des fouilles faites en 1866 par Monsieur de Cesnola. Aus dieser Sammlung sind
zum Theil auch die Friederichs'schen Ankäufe gemacht worden. S. das Verzeichniss in
der Archäol. Ztg. 1870, p. 121 ff.

4) Wo daher im Folgenden das Material nicht ausdrücklich angegeben, ist Kalkstein
gemeint. Ueber Material und Earbenauftrag vgl. den Nachtrag von K. Bötticher zum Ver-
zeichniss der Bildhauerw. des Berl. Mus. p. 44 f.
 
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