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Bernoulli, Johann Jacob
Aphrodite: ein Baustein zur griechischen Kunstmythologie — Leipzig, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.5137#0260

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c. Vergleichung der Wiederholungen. 247

scheint er hinter keiner zurückzustehen. Der Berliner aber ist bei aller
Vorzüglichkeit der Arbeit zu realistisch. als dass man ihn weit hinauf
datieren dürfte.

Von den besser erhaltenen Statuen werden sodann besonders die
der Ermitage (No. 44), die Madrider (No. 45) und die Dresdner (No. 37)
gerühmt; ausserdem die taurische Venus in Petersburg (No. 16) und
die von Woburn Abbey (No. 15); jede mit eigentümlichen Vorzügen,
die. vielleicht so nirgends wieder getroffen werden; keine, wie ich glaube,
in der Art über alle andern hervorragend, dass sie als das gemeinsame
Original in Betracht käme. Der Werth der englischen Statue ist bereits
durch Waagen (a. oben a. O.) aufsein rechtes Mass zurückgeführt wor-
den und die taurische wird der andern Petersburger (No. 44) gegenüber
von dem Verfasser des Katalogs selber als ein jüngeres Werk bezeich-
net. Die Dresdner und die der Ermitage, welche beide mit der medi-
ceischen besonders nahe verwandt sind, übertreffen dieselbe unstreitig
an Adel der Auffassung. In der Ausführung steht die Dresdner ebenso
entschieden zurück. Dagegen könnte die breiter und einfacher gearbei-
tete, obwohl an Lebenswärme der mediceischen ebenfalls nicht gleich-
kommende der Ermitage, derselben doch vielleicht in der Zeit vorange-
gangen sein. Ueber die Madrider, die den Delphin neben sich hat, ihrem
Charakter nach aber zwischen der capitolinischen und der mediceischen
in der Mitte steht, sind wir fast einzig auf Hübner verwiesen. Seine
Beschreibung scheint die Annahme eines vormediceischen Originals
ziemlich zu befürworten. Doch lassen Statuen, die in dem Mass über-
arbeitet sind, keine bestimmte Entscheidung zu.

Wir hätten also auch abgesehen von der Dresdner (No. 37), deren
unmittelbares Vorbild ohne Zweifel älter als die mediceische war, wenig-
stens noch zwei Statuen, die der letzteren gegenüber die zeitliche Priorität
beanspruchen können. Eine formell mit ihr verwandte (in der Ermitage),
und eine den Uebergang zwischen dem reiferen und dem jugendlichen
Typus bildende (in Madrid). Wenn die Zeitbestimmung, die wir oben
(p. 22411. 226) angenommen, und namentlich die relative Aufeinanderfolge
der Typen begründet ist, so käme dann die Madrider Statue auch der
Zeit nach in die Mitte zwischen sie zu stehen. — Doch wird man den
Entwicklungsgang der alexandrinischen Venusbildung kaum in'der Weise
festsetzen dürfen, dass zuerst die reife Frauenschönheit mit der Beigabe
einer Vase, dann ebendieselbe mit dem Delphin und endlich mit Beibe-
haltung des letzteren die jugendliche Venus dargestellt worden sei.
Dafür giebt es keinen in der Natur der Sache liegenden Grund. Viel-
mehr scheint zunächst nur ein reiferes und ein jugendlicheres Ideal ge-
schaffen worden zu sein, beide möglicher Weise mit dem Badegefäss,
 
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