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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,2): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Galba bis Commodus — Stuttgart u.a., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.1009#0064
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Capi toi mische Büste. Geschnittene Steine. 51

Julia figuriert, da sie, wenn auch wahrscheinlich falsch benannt, es denn doch
nicht verdient, einfach totgeschwiegen zu werden. Sie ist gefunden in der
Villa Casali bei San Stefano rotondo in Rom. Ihre Haare bilden um die
Stirn ein schildförmiges; aus Spirallocben aufgebautes, ziemlich hohes Diadem,
während sie hinten einfach (nicht geflochten) in ein fast senkrecht stehendes
Nest geknotet sind. Sie gehört also ohne Zweifel in die Zeit des Titus oder
des Domitian. An die Tochter des Ersteren zu denken, ist kein Grund; der
schlanke Hals scheint es sogar positiv zu verbieten. Aber wohl auch nicht
an eine beliebige Privatperson. Ich glaube sogar eine gewisse Aelmlichkeit
zwischen ihr und der in derselben Sammlung, ob. Gall. Nr. 24, aufgestellten
halbnackten Porträt-Venus (abg. Bottari III. 54)', welche bald Julia, bald
Marciana genannt wird, zu erkennen. Der aufgesetzte Kopf der Statue ist nur
älter und hässlicher, aber er zeigt in den Gesichtszügen, namentlich dem grossen
ilunde, und im Geschmack der Frisur eine unleugbare Verwandtschaft. —
Immerhin wäre es seltsam, wenn sich unter den erhaltenen weibliehen Köpfen
der fiavischen Zeit keine mehrfachen Darstellungen der Julia, wohl aber zwei
identische Bildnisse fänden, die nicht Julia (und gewiss auch nicht Domitia)
darstellen. Denn der Kopf der erwähnten capitolinischen Statue ist für Julia
unter allen Umständen zu alt.

Geschnittene Steine.

a. Ueber den Kopf des Euodos im Cabinet des medailles
zu Paris ist schon oben (p. 44 f.) das Nötige gesagt.

b. Ebenda (p. 45 Anm.) wurde eine kleine Replik desselben bei
Cades Y. 429 erwähnt, vollkommen mit jenem übereinstimmend
und hier mit deutlicher Stirnkrone. Ueber die Echtheit vermag ich
nicht zu urteilen. Der geschriebene Catalog zu Cades bezeichnet
ihn als Amethyst der Sammlung Thorwaldsen. Indes befindet sich
im Cab. des medailles eine Replik von ähnlicher Grösse (Chab.
Nr. 2090) und hier als Jaspe cendrS bezeichnet.

c. Aehnlich, ohne Stirnkrone, die geflochtenen Xackenhaare nach
dem Hinterkopf aufwärts gekämmt, ein Erauenkopf nach links bei
Cades V. 430 (abg. Lenormant Iconographie 22. 14), circa 2 cm hoch.

d. Von drei Berliner Intaglio's (Tölken Verz. p. 330. Nr. 165.
107 und 168) möchten die beiden ersten mit einer gewissen Wahr-
scheinlichkeit auf Julia bezogen werden.

e. Die als Julia bezeichneten Köpfe bei Cades V. 430—36 stellen alle
unter sich und vom Euodoskopf verschiedene Personen dar. Darunter der
Hyacinth des Nikandros aus der Sammlung Jfarlborough, jetzt in Battlesden
(Cades 432)2, nach Purtwängler ein "Werk der hellenistischen Zeit. Die Frisur
beruht auf Restauration. 27 mm hoch.

1 Righetti I. 175.

2 Abg. Lenormant Ieon. XXII. 6; Furtwängler im Jahrb. des arch. Instit.
III. Taf. 8. Nr. 14, p. 210.
 
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