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50 Julia, die Tochter des Titus.

Nr. 345; abg. Mus. Bresc. I. 49. 1) in Betracht kommen, welche
1826 zugleich mit der Nike in dem von Vespasian erbauten Tempel
der Stadt gefunden wurde. Sie hat nimbusartig arrangiertes, nicht
übermässig aufsteigendes Stirnhaar und einen am Hinterhaupt empor-
gelegten Schopf; dabei ein wohl mit Julia zu vereinigendes Profil
und entschieden zur Fettigkeit neigende Formen. Ob diese nicht
allzufett — das Unterkinn fallt steiler zum Hals ab als irgendwo
auf den Münzen — und ob der Kopf jugendlich genug, sind Fragen,,
die nur in subjectiver Weise beantwortet werden können.

Bei der schönen und wohlerhaltenen Büste in Madrid (Hübner Nr. 264
„Unzweifelhafte Julia") steigt die Frisur wohl allzuhoch und scharfkantig em-
por, als dass man sie noch für gleichzeitig mit der ludovisischen und den un-
verwandten nehmen konnte.

Wir können uns natürlich nicht darauf einlassen, all die vielen
sogen. Juliaköpfe auf die blosse Möglichkeit hin, dass sie richtig
benannt seien, einer genaueren Analyse zu unterwerfen. Wir haben
diejenigen herausgegriffen, welche in imsern Augen die meiste Wahr-
scheinlichkeit haben, ohne uns zu verhehlen, dass es sich auch bei
ihnen um blosse Vermutungen handelt, und noch dazu um solcheT
die sich gegenseitig ausschliessen, da keines der Bildnisse sich bei
unbefangener Prüfung als identisch mit einem der andern zu erkennen
giebt. Es mag die Aufgabe einer künftigen Specialarbeit sein, mit
Hilfe von photographischen Aufnahmen systematisch 2u untersuchen,
ob unter den Köpfen mit der Frisur der Julia Titi nicht doch wohl
Darstellungen der gleichen Person sich vorfinden. Denn das mehr-
fache Vorkommen ist ja immer das beste Präjudiz für ein der
Oeffentlichkeit angehörendes Porträt. Aber bis jetzt sind meines
Wissens keine nachgewiesen und es ist daher ein ganz hinfälliges
Argument, wenn man sich zum Beweis, dass ein Kopf Julia dar-
stelle, auf die Uebereinstimmung mit „den andern" Juliaköpfen be-
ruft 1. — Was die ikonographische Vergleichung erzielt hat, sind
ein paar mehr oder weniger gut begründete Hypothesen, alles
Andere steht in der Luft.

Schliesslich berühren wir noch mit einem Wort die schone Büste, welche
in. der capitolinischen Kaisersammlung Nr. 23 (abg. Bottari II. 24)2 als

1 Es geschieht dies z. B. von Brunn bei Anlass des Münchener Kopfs
Nr. 212 (abg. Taf. XIV), der die ausladende kissenartige Haartour der Statue
des Braccio nuovo Nr. 56 zeigt. Falls diese letztere unter „den andern" ver-
standen, so ruht die Deutung des Kopfes auf einer, wie wir gesehen, sehr un-
zuverlässigen Basis. Sind aber die bei Mongez abgebildeten Typen gemeint
(Büste in ViDa Ludovisi und Bergcristall), so ist die Deutung offenbar falsch,
weil die Physäognomieen beidemal ganz verschieden,

2 Righetti I. 102.
 
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