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66 Vespasianus der jüngere.

Gesicht mit Stirnhaar, den Münzen zur Not entspricht. Aber gerade diese
Hälfte erseheint verdächtig.

Von drei Büsten in den Uffizien zu Florenz Nr. 86, 91 und 94 dürfte
des Diadems und des stolzen Ausdrucks wegen am ehesten die letzte in Be-
tracht kommen (Dütschke III. 118). Die Stirnfrisur ist ein runder, vor den
Ohren gradlinig abschliessender Kräuselwulst. Der Hinterkopf mit dem Zopf
und die (gerade Stumpf-) Nase ergänzt. — Nr. 86 (Dütschke III. 116), mit
ähnlicher, etwas höherer bienenzei Ion artiger Haartour, macht einen ziemlich
unbedeutenden Eindruck, Die Aufschrift Domitia modern '. — Nr. 91 endlich
(Dütschke III. 114), mit schildförmigem Haardiadem und breitem nach unten
zugespitztem Gesicht, würde eher den Mittelbronzen der Julia entsprechen
(Münztaf. II. Nr. 5); doch ist fast der ganze Hinterkopf neu. — Alle drei
stellen ohne Frage verschiedene Personen dar.

Die schöne und wohlerhaltene Pourtales'sehe Büste des brit. Museums,
Rom. Gall. Nr. 14, bei welcher der Katalog zwischen Domitia und Julia
schwankt, um schliesslich Beides zu verwerfen, hat in der That weder an den
Münzen der einen noch an denen der anderen eine Stütze. Nur die klein-
gekräuselte Haartour stimmt. Für Domitia ist das Profil zu spitz, für Julia
sind die Formen zu mager.

Eine Büste in Dresden Nr. 94 (abg. Augusteum Taf. 128) erinnert,
wenn ich nicht irre, in den Gesichtszügen an die capitolinische Domitia. Ihre
wenig ausladende Stirnfrisur weist aber mehr auf das claüdische Zeitalter.

Geschnittene Steine.

Ein Amethyst unbekannten Aufbewahrungsortes mit bald als Domitia
(Lenormant Iconogr. pl. 24. Nr. 9), bald als Domitüla (Cades V. 422) gefasstem
Kopfe scheint der Frisur nach eine Person des claudischen Zeitalters darzu-
stellen, den Münzen nach allerdings möglicherweise Domitüla (s. oben p. 30).

Ebenso noch claudisch der Kopf auf dem Topas der Sammlung Piom-
bino Ludovisi (als Domitia abg. bei Lenormant pl. 22. Nr. 13; Cades V. 439);
auch dem Alter nach zu jugendlich für die Kaiserin Domitia.

Der 1848 von einem Kaufmann Hering in Berlin, erworbene Carneol
des Aulos (abg. Lenormant pl. 24. Nr. 10) a, mit zierlicher Stirnfrisur und Zopf,
ist nach F\irtwängler eine Arbeit des Calandrelli.

Vespasianus der jüngere.

Ohne Belang für die Ikonographie ist das auf ein paar smyr-
näischen Münzen vorkommende Bildnis eines jüngeren Vespasian
(OYECIIACIÄNOC NEÜTEPOC. Vgl. Münztaf. II. Nr. 16). Man
pflegt dasselbe wohl mit Hecht auf einen der Söhne des Flavius

1 S. Mommsen Arch. Zeitg. 1880. p. 36.

2 Furtwängler Jahrb. des arch. Inst. III. 1888. Taf. 3. Nr. 26; vgl. p. 138.
 
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