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Domitilla und Vespasia. 29

Domitilla und Vespasia.

FLA VIA DOMITILLA, die Gemahlin des Vespasian. die Mutter
des Titus und des Bomitian sowie einer mit ihr gleichnamigen
Tochter, war von niederer Herkunft. Ihre Heirat scheint unter
Caligula (37—41) stattgefunden zu haben, da der älteste Sohn im
Jahr 41 geboren wurde. Jedenfalls fällt ihr Leben in die Zeit der
Claudier; denn sie starb samt ihrer Tochter noch bevor Vespasian
Kaiser geworden *.

Auch die paar Münzen, die von ihr existieren, zeigen, ob-
gleich erst nach ihrem Tode geschlagen, mehr ein claudisches als
ein flavisches Costüm. (Vgl. den Denar Münztaf. I. 19; das Gold-
stück bei Mongez pl. 32. 6)2. Sie trägt auf denselben die von
der älteren und der jüngeren Agrippina her bekannte Frisur mit
dem vom kurz geschnittenen gekräuselten Haar (auf dem Gold-
stück in besonders grosse Schneckenlocken gelegt) und dem in eine
Schleife gebundenen Zopf. Auf griechischen Münzen kommt auch
ein Nackenknauf vor.

Dass bei ihrer nachträglichen Vergötterung (unter Titus'?),
wenn nicht schon vorher, Bildnisse von ihr aufgestellt wurden,
versteht sich von selbst. Doch blieb der Cultus voraussetzlich auf
ziemlich enge Grenzen beschränkt, und es ist eher unwahrscheinlich,
dass sich noch Denkmäler erhalten haben. Gegebenen Falls würde
sie wohl in dem Alter dargestellt sein, das sie bei ihrem Tode hatte,
also etwa zwischen 40 und 50 Jahren.

Von den mir bekannten Bildnissen entspricht den Münzen und
den an Domitilla zu stellenden Requisiten etwa eine der neuerdings
in die Glyptothek von Ny Carlsberg in Kopenhagen gelangten
Marmorbüsten (Glypt. paa Ny Carlsb. Nr. 521): Eine ca. 40jährige
Dame mit geradem Profil und von nicht unschönen Formen. Sie
trägt das Haar wie die ältere Agrippina, zwar gescheitelt, aber am
Vorderkopf verschnitten und in grosse muschelartige und glatt an-

1 Liter kaec. Flaviam Domiüllam duxit uxorem, StatiU Capellae equitis
R. Sabralensis ex Africa delicatam o!im Latinaeque conditlanis, sed mox ingmuam
et civcm Moni, reciperatorio judle.io pronuntiatam, patre asserente Flavt'o Liberale
Ferenti geniio nee ouicquam amplius quam qnaestorio ficriba. Ex hac liberos
tulit Tt'tum et Domitianum et Domiüllam. Uxori ac ßiae superstes fuit, atque
utramque adhuc privat m amisit. Suet. Vesp. 3-

2 Cohen P p. 427.
 
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