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Weibliche Bildnisse des flavischen Zeitalters. 39

Material und Massstab. — Nicht von weissem Marmor sind
bloss die zweifelhafte Büste in Berlin (27, roter Jaspis), der Ba-
saltkopf in Petersburg (32), die Bronzebüste im Louvre (22) und
■ein mir nicht bekanntes Bronzebüstchen, welches Heibig im römischen
Institut vorzeigte (11).

Colossal sind die schon mehrfach genannten Büsten in Neapel
{13, Hermenform), in Villa Albani (5) und in München (28).
Auch die Pariser Bronzebüste (22) ist bedeutend überlebensgross. —
Die Neapler Herme, deren Kopf ein Meter hoch, dürfte, was die
•erhaltenen antiken Bildnisse betrifft, an Grösse nur noch von dem
Bogen. Domitian im Conservatorenpalast zu Rom übertroffen werden;

Weibliche Bildnisse des flavischen Zeitalters.

Wie für die Frauen der augusteischen und der claudischeu
Zeit, so ist auch für die der flavischen (69—96 n. Chr.) die Frisur
das massgebende Kriterium. Docli sind uns auf den Münzen nur
zwei bezügliche Bildnisse überliefert, das der Julia, der Tochter
des Titus, und das der Domitia, der Gemahlin des Domitian. Denn
Domitilla, die Gemahlin des Arespasian, starb schon vor 69 und
schloss sich, wie die Münzen zeigen, noch der claudischen Mode an.

Jene beiden nun zeigen, dass es damals aufkam, die Vorder-
haare nicht mehr kurz gekräuselt, wie unter den Claudiern, sondern
in einem mehr ausladenden Lockenwillst zu tragen, und dass für
die Hinterhaare neben der bisher üblichen Nackenschleife das Auf-
stecken in ein Nest in Mode kam. Dabei sind Vorder- und Hinter-
haare durch keine Seitenstränge miteinander verbunden, wie bei den
Agrippinen, sondern sind streng voneinander geschieden und ist die
mittlere, der Rundung des Hinterkopfs sich anschmiegende Haar-
partie nicht selten in zierliche-, parallel laufende Furchen oder
Flechten geordnet. — Als der charakteristische, weil mehr oder
weniger überall sich gleich bleibende Teil dieser Frisur muss der
Lockenwulst über der Stirn betrachtet werden, der denn, wo er a&
Statuen und Büsten vorkommt, im Allgemeinen auch genügt, um
dieselben mit Sicherheit als flavisch zu bezeichnen. Doch bewegte
sich im wirklichen Leben die Mode natürlich viel freier, als es durch
•die wenigen und nur auf zwei Personen bezüglichen Münzbilder an
 
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