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https://doi.org/10.11588/diglit.1009#0105
92
Plotina.
Pompeja Plotina, die Gemahlin des Trajan, ist uns ihrem Leben
und Charakter nach bloss bekannt aus dem Lobe, das ihr der jüngere
Plinius \ Dio Cassius a und Aurelius Yictor3 spenden. Sie war be-
reits mehrere Jahre verheiratet, als ihr Gemahl im Jahre 98 den
Thron bestieg, und der moralische Einfiuss, den sie während seiner
Regierung auf ihn ausübte4, scheint ebenfalls darauf hinzudeuten,
dass sie als Kaiserin schon eine durch Erfahrung gereifte Frau war.
Man wird daher ihre Geburt nicht später als etwa 70 setzen dürfen,
wonach ihr Kaisertum, resp. die Regierung ihres Gemahls, mit ihrem
28.—47. Lebensjahre zusammenfiele. Da sie den Trajan um 12 Jahre
überlebte, so wäre sie bei ihrem Tode (129) ca. 60 Jahre alt gewesen.
Bildnisse von ihr muss es in grosser Zahl gegeben haben. Ge-
mahl und Adoptivsohn hatten sie immer hoch geehrt. Ersterer
gründete ihr zu Ehren Plotinopolis in Thrakien, letzterer consecrierte
sie und errichtete ihr einen Tempel. Auch eine prächtige Basilica
in iNemausus wurde ihr zu Ehren erbaut 5. Eine Inschrift 6 erwähnt
einen clypeus mit dem Bildnis der vergötterten Plotina {coelestis
Augustae).
Ihr Bildnis ist durch die Münzen (Münztaf. III. 6. 7), nament-
lich einige Grossbronzen, mit genügender Deutlichkeit überliefert,
ausserdem durch eine fast überall gleiche und nur bei ihr vor-
kommende Haartracht charakterisiert. Dieselbe giebt sich als den
letzten Ausklang der flavischen und als den Uebergang zur tra-
janisch-hadrianischen Mode. Vorn ein hoher, aber nicht mehr ge-
kräuselter AVulst, welcher zu seinem Halt einen diademartigen Kamm
hinter sich hat und von der Stirn durch ein Band platt anliegender,
auch noch vor den Ohren herabgehender LÖckchen getrennt ist.
Die Hinterhaare laufen in einzelnen Elechten concentrisch in einen
herabfallenden Zopf. Das Gesicht zeigt bereits matronale Züge
— aus ihrer früheren Zeit (vor 112) scheinen keine Münzen vor-
1 Panegyr. cap. 83.
2 Dio 68. 5.
3 Aur. Vicfc. Epit. 42.
4 Aur. Vict. a. a. 0.
Ä Spart. Hadr. 12.
r' Bei Wilmaims Exempl. inscr. lat. I. Nr. 748.
Plotina.
Pompeja Plotina, die Gemahlin des Trajan, ist uns ihrem Leben
und Charakter nach bloss bekannt aus dem Lobe, das ihr der jüngere
Plinius \ Dio Cassius a und Aurelius Yictor3 spenden. Sie war be-
reits mehrere Jahre verheiratet, als ihr Gemahl im Jahre 98 den
Thron bestieg, und der moralische Einfiuss, den sie während seiner
Regierung auf ihn ausübte4, scheint ebenfalls darauf hinzudeuten,
dass sie als Kaiserin schon eine durch Erfahrung gereifte Frau war.
Man wird daher ihre Geburt nicht später als etwa 70 setzen dürfen,
wonach ihr Kaisertum, resp. die Regierung ihres Gemahls, mit ihrem
28.—47. Lebensjahre zusammenfiele. Da sie den Trajan um 12 Jahre
überlebte, so wäre sie bei ihrem Tode (129) ca. 60 Jahre alt gewesen.
Bildnisse von ihr muss es in grosser Zahl gegeben haben. Ge-
mahl und Adoptivsohn hatten sie immer hoch geehrt. Ersterer
gründete ihr zu Ehren Plotinopolis in Thrakien, letzterer consecrierte
sie und errichtete ihr einen Tempel. Auch eine prächtige Basilica
in iNemausus wurde ihr zu Ehren erbaut 5. Eine Inschrift 6 erwähnt
einen clypeus mit dem Bildnis der vergötterten Plotina {coelestis
Augustae).
Ihr Bildnis ist durch die Münzen (Münztaf. III. 6. 7), nament-
lich einige Grossbronzen, mit genügender Deutlichkeit überliefert,
ausserdem durch eine fast überall gleiche und nur bei ihr vor-
kommende Haartracht charakterisiert. Dieselbe giebt sich als den
letzten Ausklang der flavischen und als den Uebergang zur tra-
janisch-hadrianischen Mode. Vorn ein hoher, aber nicht mehr ge-
kräuselter AVulst, welcher zu seinem Halt einen diademartigen Kamm
hinter sich hat und von der Stirn durch ein Band platt anliegender,
auch noch vor den Ohren herabgehender LÖckchen getrennt ist.
Die Hinterhaare laufen in einzelnen Elechten concentrisch in einen
herabfallenden Zopf. Das Gesicht zeigt bereits matronale Züge
— aus ihrer früheren Zeit (vor 112) scheinen keine Münzen vor-
1 Panegyr. cap. 83.
2 Dio 68. 5.
3 Aur. Vicfc. Epit. 42.
4 Aur. Vict. a. a. 0.
Ä Spart. Hadr. 12.
r' Bei Wilmaims Exempl. inscr. lat. I. Nr. 748.