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188 Domitia Lucilla, die Mutter des M. Aurel.

Domitia Lucilla, die Mutter des Marcus Aurelius.

Domitia Lucilla oder Calvillal, die Mutter des Marc Aurel,
war mit dem Prätor Annius Verus verheiratet, verlor aber ihren
Gemahl schon im zweiten Jahre nach der Geburt ihres Sohnes und
widmete sich nun ganz der Erziehung des letzteren. Doch erlebte
sie dessen Thronbesteigung nicht, sondern starb wahrscheinlich bald
nach 155; wenigstens erscheint ihr Name von da an nicht mehr
auf den Ziegelstempeln der gens Domitia 2. Marc Aurel bewahrte
ihr ein pietätvolles Andenken, wovon seine Schrift e'i? iaotöv ver-
schiedentlich Zeugnis giebt.

Ihr Bildnis mit einer Frisur etwa wie bei der vaticanischen
sogen. Sabina (Taf. XL) ist uns noch erhalten auf einer Colonial-
münze von Nikaea (abg. Münztaf. IV. 18) 3, auf deren Revers der
jugendliche Marc Aurel zu Pferde als Cäsar, wahrscheinlich vom
Jahre 139.

Diese Domitia will C. L. Visconti wieder erkennen in zwei je
mit einem jugendlichen Marc Aurel zusammengefundenen Büsten
des Museo Torlonia (abg. Monum. del M. Tori. Tav. 92 Kr. 371
und Tav. 142 Nr. 551). Dieselben geben sich aber ihrer Frisur
nach nicht gerade als dasselbe Bildnis wie auf der Münze, indem
bei der einen der Kopf in seiner ganzen Breite von einem hohen
Flechtennest bekrönt ist, bei der anderen die Haare wie bei der .
jüngeren Faustina am Hinterkopf in einen Knauf gefasst sind. Die
Personalidentität der beiden Büsten ist durchaus zweifelhaft, und
ebenso die Bedeutung des zur ersteren gehörigen angeblichen Marc
Aurels-Kopfs (abg. ibid. Tav. 92. Nr. 373). Es käme also mehr
nur die zweite, auf dem Marsfeld gefundene Büste (Nr. 551) in Be-
tracht, aber auch sie bloss wegen der durch den Fund an die Hand
gegebenen Beziehung zu Marc Aurel. — Vom Standpunkt der
Münzvergleichung würde der Typus der sogen. Sahina (Taf. XL),
deren Bedeutung bis jetzt noch nicht festgestellt ist, ein ungleich
besseres Recht haben, hier genannt zu werden.

1 Capitolin. M. Ant. 1 u. 6.

2 Vgl. Cavedoni Annal. dell' Instit. 1861. p. 142. Dressel Die Ziegel-
stempel der gens Domitia, 1886, ist mir nicht zur Hand.

8 Cohen HL* 134. 1; Rev. numismat. 1863. j>. 242.
 
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