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Paustina, die Gemahlin des M. Aurel. 189

Faustina, die Gemahlin des Marcus Aurelius.

Die jüngere Faüstina, die Gemahlin des Marc Aurel, war die
Tochter des Antonmus Pius und der älteren Faustina. Ihr Geburts-
jahr kennen wir nicht. Doch kann es nicht später als an den
Anfang der dreissiger Jahre des 2. Jahrhunderts gesetzt werden;
denn 147 war sie schon Mutter der Lucilla. Andererseits wird
man auch nicht oder nicht viel über 130 zurückgehen dürfen, da
sie ursprünglich dem in diesem Jahre geborenen L. Yerus zum
Gemahl bestimmt war, und erst in Folge veränderter Disposition
den Marc Aurel heiratete (146). Sie gebar demselben eine Reihe
von Kindern (Lucilla, Commodus, Annius Yerus u. a.). Bald nach
ihrer Verheiratung erhielt sie den Titel Augusta. Kach der ge-
wöhnlichen Tradition führte sie ein sittenloses Leben, noch scham-
loser als ihre Mutter, auch traute man ihr Giftmischerei und Mord
zu. Doch scheint man Thatsachen und blosse Gerüchte nicht aus-
einander gehalten zu haben K Ihr Tod erfolgte plötzlich in Folge
eines Gichtanfalles zu Halala in Cappadocien, wohin sie ihren Ge-
mahl begleitet hatte (175). Sie war 29 Jahre Kaiserin gewesen
und muss nach Obigem ca. 45 Jahre alt geworden sein. Sie wurde
consecriert und Halala erhielt als Faustinopolis einen Tempel der
vergötterten Kaiserin. Ihr und ihrem Gemahl wurden silberne Bild-
säulen im Tempel der Yenus und Roma zuerkannt; auch sollte im
Theater auf ihrem Ehrenplatze fortan jeweilen eine goldene Büste
statt ihrer figurieren 2.

Ihr Bildnis kommt noch auf zahlreichen MÜNZEN, darunter
viele Grossbronzen, vor (Münztaf. IY. 19—21 und Y- 1—3) und es
dürften, soweit der Wechsel der Typen ein Urteil gestattet, folgende
Merkmale als Züge der Faustina daraus entnommen werden:

Eine nicht unschöne, aber nach hinten etwas abfallende "Wölbung
des Schädels, eine leicht gebogene Nase, ziemlich in der gleichen
Flucht mit der Stirn und ohne Einschnitt an der Wurzel. Das
Untergesicht schräg zurücktretend, das Kinn voll, bald durch eine
Bogenlinie wie bei ihrer Mutter, bald durch einen stumpfen AVinkel

1 Eine Rettung der Faustina versucht Renan Examen de quelques faits
relatifs ä l'imperatrice Eaustine, femme de M. Aurele, 1878, dem auch L. Renier
beistimmt. Vgl. Schüler in Eurs. Jahresbericht VI. 1878. p. 526 f.

2 Dio 71. 31. Vgl. Köhler Ges. Sehr. V. p. 56.
 
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