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Lucius Verus. 205

Lucius "Verus.

L. Cejonius Commodus, der Sohn des von Hadrian zu seinem
Nachfolger bestimmten Aelius Verus, war 130 n. Chr. geboren und
wurde nach seines Vaters Tod zugleich mit dem um 9 Jahre älteren
Marc Aurel von Antoninus Pius adoptiert (138). Er war also von
früher Jugend an ein Mitglied des kaiserlichen Hauses. Marc Aurel
erhob ihn bei seiner Thronbesteigung (161) nicht sowohl um seiner
Fähigkeiten willen, als wegen der eigenen Kränklichkeit zum gleich-
berechtigten Teilhaber der höchsten Gewalt, von welcher Zeit an
er sich L. Verus nannte. Indes erwies er sich bald als ganz un-
fähig zur Kriegführung. Während seine Feldherrn gegen die Parther
kämpften, reiste er in den syrischen Städten umher und führte ein
Schwelgerleben. 164 vermählte er sich zu Ephesos mit Lucilla, der
Tochter des Marc Aurel, setzte dann den König Sohaemos auf den
armenischen Thron und kehrte 166 nach Rom zurück, wo er mit
Marc Aurel triumphierte. 167 begann der Markomannenkrieg, der
beide Kaiser über die Alpen und an die Donau rief. Aber schon
nach dem zweiten Feldzug starb L. Verus auf der Rückkehr nach
Rom zu Altinuni in Venetien, in seinem 39. Lebensjahre, dem neunten
seiner Regierung (169). Auch er wie schon sein Vater wurde im
Grabmal des Hadrian beigesetzt.

L. Verus war der würdige Sohn seines Vaters, aber der un-
würdige Mitkaiser seines Adoptivbruders, von ebenso grosser Schlaff-
heit als Sittenlosigkeit, ganz nur dem Genuss und dem Laster ergeben.
Capitolinus1 giebt folgende Schilderung von seiner Person: „Er war
von schöner Gestalt, von einnehmenden Gesichtszügen (vultu geniatus),
und trug den Bart fast nach Barbarenart lang. Er war gross ge-
wachsen und seine Stirn war gegen die Brauen zu vorgewölbt, was
ihm etwas Ehrfurchtgebietendes gab {fronte in supercilio adductiore
venerabilis). Auf seine blonden Haare soll er so viel Sorgfalt ver-
wandt haben, dass er sein Haupt mit Goldstaub bestreute, um die
blonde Farbe des Haares noch leuchtender zu machen. Seine Rede
war nicht sehr geläufig. Er war ein leidenschaftlicher Würfel Spieler
und massloser Schwelger, abgesehen von der Grausamkeit und der

Capit. Verus 10.
 
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