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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0140
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126

Pupieniis.

2. Die Büste im capitoli nisehen Museum, Kaiserzimmer
Nr. 66 (abg. Bottai'i II. 69), Kopf und Bruststück (Panzer mit Palu-
damentum) nicht sicher zusammengehörig. Von viel roherer Arbeit
als die vorige: die Mundspalte eine harte gerade Linie, die Nasen-
lippe ungewöhnlich hoch. Viele Fältchen am äusseren Augenwinkel.

3. Der Kopf im Louvre, Salle des Saisons Nr. 2228, Descr.
Nr. 79 (abg. Bouillon II)x, aus Schloss Richelieu. In Bezug auf
Erhaltung und Arbeit der vaticanischen Büste (1) nachstehend.

4. Die Büste im Museo Torlonia Nr. 501 (abg. Monum. Tori.
152. 588), wohl zu unterscheiden von dem sogenannten Pupien bei Vitali
Marmi Torlonia III. 21, welcher vielmehr mit den unten genannten
Florentiner Büsten verwandt. Soll im Castro Pretorio gefunden sein.

Diese vier Bildnisse zeigen alle einen schönen Greisenkopf von
mildem, aber nicht schwächlichem Ausdruck, mit sehr kurz ge-
schnittenem, auch auf der Stirn noch sprossendem Haar und einem
etwas gelockten, im Profil senkrecht abfallenden Bart, der bis un-
mittelbar zur Unterlippe die Haut bedeckt. Stirn und Nase laufen
in der gleichen Flucht, sind aber an der Nasenwurzel durch einen
Absatz unterbrochen-, die Unterstirn vortretend und durchfurcht,
die Augen tiefliegend mit wenig geöffnetem oberen Lide; am äusseren
Augenwinkel strahlenförmige Fältchen. Dabei eine schmale Kopf-
form mit fast kantig zurücktretenden Schläfen, ein flacher Scheitel
und ein leicht vorgewölbter Hinterkopf; kurz, in Allem den Münzen
entsprechend. Selbst die von den Mundwinkeln abwärts gehenden
Bartlocken, die wir dort getroffen, finden sich hier wieder. Höch-
stens ist der obere Contour des Kopfes etwas mehr nach vorn gesenkt.

Die ungebrochene Togabüste von Nr. 1, die von sämmtlichen
Bruststücken wohl allein als ursprünglich in Betracht kommt,
könnte1 2 für den specifischen Senatskaiser als charakteristisch er-
scheinen, wenn nicht Pupien seinem Collegen Baibin gegenüber doch
wieder der Soldat und Feldherr gewesen wäre. Auch haben wir
sie grade so an der capitolinischen Büste seines Gegners Maximin
getroffen, wo die Zugehörigkeit allerdings nicht vollkommen ver-
bürgt ist. Es scheint nicht, dass man in dieser Beziehung der je-
weiligen Büstenform eine bezeichnende Bedeutung zuschreiben darf.
Ebensowenig als der Kopfrichtung, die hei unseren Büsten, wie
sehr häufig, etwas nach rechts geht.

Nicht mehr als Pupien können wir die heroische Colossalstatue
des Louvre fassen, Salle de la Paix Nr. 2256, Descr. Nr. 445

1 Mus. Nap. III. 74; Clarac pl. 1099.

2 Wie auch die ähnliche bei dem sogenannten Gordian I. im br. Museum.
 
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