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Bertuch, Friedrich Justin; Bertuch, Carl
Bilderbuch für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Früchten, Mineralien ... alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen und mit einer ... den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (Band 1) — Weimar, 1801 (2. Aufl.)

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https://doi.org/10.11588/diglit.3198#0088
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V i ers. T h iere VI.

Jß. I. No. 25,

DAS Pi E N N T I I I E Tu

Das Lappläridisclie Rennthier,
(Cervus tarnndus.)
No. 1. Das Männchen, oder der lïirsch.
No. 2. Das Weibchen, oder die lleim-
thier - Kuh,
aa Remithier ist ein höchßwich tiges Geschenk
äer Natur für alle die kältesten Nordländer unse-
rer Hemisphäre, in Europa, Asien und Amerika,
Wo es Caribu heisst. Ohne das Rennthier würde
Lappland z. E. gar nicht bewohnt werden kün-
nen, denn es macht den einzigen Reichthum der
Linwoliner aus. Es giebt sowohl wilde Renn-
uiiere, die im Freyen leben, als auch zahme.
Lern Lappländer kostet sein Rennthier fast nichts
zu erhallen, denn es nährt sich von den schlechte-
ßen Kräutern, und hauptsächlich von dem soge-
pannten Rcnnthier-Moose. Dagegen braucht man
he zu Allem, und sie gewähren den Lappländern
List alle Redürfnisse des Lebens. Man gebraucht sie
siatt der Pferde, spannt sie vor die Schlitten und
rnachtsehr schn eile Reisen damit ; manmelkt die
hennthier-Kühe täglich zwevmal, und erhält eine
ßtite und nahrhaste Milch von ihnen. Es ist nicht
dasGeringste an demRennthiere, was derLapplän-
her nicht gebrauchte. Ihr Fleisch und ihre Milch
'st seine gewöhnliche Speise; das Fett ist seine
Lutter und Schmelzung der Speisen ; aus dem

Blute macht er Würfle; dieRlase ist seine Erand-
tewein-Flardie : aus der Haut macht er sich Klei-
der, Stieseln, Betten, Zelter, aus den getrockne-
ten und gehaltenen Sehnen, Zwirn zum Nähen,
aus den Därmen, Stricke, und aus den Knochen,
Meiler, Lösfel undpnderes Hausgeräth. Kurz, das
Rennthier ist den Nordländern so unentbehrlich,
als den heissen Sandwüsten von Afrika und Ara-
bien das Kameel.
Der Reimthier •Hirsch No, 1. iströthlich-grau
von Farbe, am Hälse und Buge mit grossen weis-
sen Streifen ; sein Gehörn besteht aus blossen
runden Stangen, die er, wie unser Hirsch» im
Winter abwirft.
Die Remithier - Ruh No. 2. ist brauner von
Farbe am Leibe, und ihr Geweih endigt sich
oben in zackigte Schaufeln.
Das Rennthier ist etwas kleiner aber stärket
als unser Hirsch, und läuft außerordentlich
schnell, davon es auch seinen Namen hat.
No. 3, Das Sibirische Fiennlliier,
Das Sibirische Rennthier , welches übrigens
alle Eigenschaften desLappländischen hat, geht
blos darin von jenem ab, dass es ganz iveiss ist,
und ein reicheres äftigeres Gehörn hat.
 
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