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Bertuch, Friedrich Justin; Bertuch, Carl
Bilderbuch für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Früchten, Mineralien ... alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen und mit einer ... den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (Band 1) — Weimar, 1801 (2. Aufl.)

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.3198#0100
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timpliihién V,

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No. 09.

SCHLANGEN.
\

ï^'^Fan liait insgemein alle Schlangen für giftig,
allein ha um der zehnte Theil davon ist es würk-
lich ; und dieses ihr Gift beheb! in einem scharfen
ätzenden Saste, der in einer kleinen lilaTe unter
zwey beweglichen Zähnen liegt, und von ihnen
mit dein Bisse zugleich in die \\ unde gespritzt
Wird. Es giebt Land - und sj'ajsserjchiungtn. Un-
ter letzteren ist keine einzige Art gistig , und die
meiden davon werden gegessen.
Di' Schlangen legen Eyer, die wie an eine
Schnur gereiht sind, dieVipern hingegen gebühren
lebendige Jungen. Jährlich legen lie einmal ihre
alte Haut ab , aus der he , wie ans einer llöhre,
herauskriechen. Sie hauen ein; lange doppelte
Zunge, die he schnell und weit herausschlagen
können , und die ihnen zum Fangen der Insecten,
davon he hch grösstentheils nähren, dient. Fast
alle LandTchlangen habenSchuppen oder Schilder,
die Wallerl'chlaiigen hingegen blos eine glatte
schlüpfrige Haut, diesich aut dem Bücken hinun-
ter in einer Art von scharfen Kamm zulamnien-
zieht.
Die giftigsten unter den Landschlangen , die
man kennt, sind die Klapper - nnd die Jßrillen-
Jchlange.
No, 1. Die Klapperschlange.
( Crotalus horridus, )
Sie gehört unter die Vipern, und ist darunter
die gröTste und fürchterlichste, denn he ist oft
8 Fuss lang, und ihr Riss tödtet, wenn er eine
~c'er trift, immer in wenigen Minuten. Sic lebt
m allen heissen Ländern und Insein von Amerika

und Ahen. Sie ist gewöhnlich die trägsle und.
schläfrigste unter allen Schlangen, und greift, aus-
ser wenn he beunruhigt wird, nichts als ihren
Raub an. An der Spitze des Schwanzes hat he 12
ineinandergeschobene hornartige Blasen, (Fig. 3.)
welche, wenn he kriecht oder hch bewegt, ein
klapperndes Geräusch machen, und vor ihrer Ge-
genwart warnen. Sie schleichet hch in Indien
lehr oft in dieHänser, wo he aber von den Haus-
thieren gemeiniglich durch ihr ängsiliches Ge-
schrey entdeckt wird. Alle vierfüssige Thiere und
Vögel hallen und verfolgen he mit Geschrey, so-
bald he he entdecken, so wie die kleinen Vögel ei-
ne Eule. Daher kommt auch der Aberglaube der
Indianer, dass he durch ihren Blick die Eichhörn-
chen und kleinen Vögel aus den Bäumen , unter
welchen he läge, bezaubern könne, dass he selbst
zu ihr herunter kommen, und ihre Beute werden
müssten. Das Wahre davon ist, sobald die Vögel
und Eichhörnchen die Klapperschlange, als ihren
Feind gewahr werden, verfolgen he he mit Ge-
schrey und blinder Wuth, wie z. E. eine Eule,
und kommen ihr dadurch aus Unvorhchtigkeit so
nahe, dass die Schlange he leicht fangen kann.
No. 2. Der Mural,
oder die Wa sse r sehl a n ge.
( Muraena pinnis adipofis. )
Die Haut des Murais ist glatt und sehr fchön
marmorirt. Er ist so dick wie ein starker Manns-
arm, lebt vorzüglich in der Nordsee um Norwe-
gen , wo man ihn von vielen Ellen lang findet.
Er ist, wie schon oben gedacht, nicht gistig,
und kann gespeisst werden.
 
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