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Bertuch, Friedrich Justin; Bertuch, Carl
Bilderbuch für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Früchten, Mineralien ... alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen und mit einer ... den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (Band 10) — Weimar, 1821

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https://doi.org/10.11588/diglit.3276#0200
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Amphibien. XLIV. Bd. X. Nn. 67,
NATURGESCHICHTE DES WASSERS AL AM ANDERS.

Die Salamander bestehen, nachdem sie
das Ei verlassen, wie die Frösche, mehrere
Verwandlungen. Man rechnet sie daher passen-
der zu den letztern, als zu den Eidechsen, wel-
chen man sie auf den ersten Blick, ihrer Ge-
stalt wegen, zugesellen möchte. Unsere Ku-
psertafel zeigt den
Gemeinen Wassersalamander
{JLacerta palustris Gm. L. Sàlamandra cri-
stata Schneid.)
in den verschiedenen Graden seiner Ausbil-
dung, vomEie bis zum vollendeten Wachsthum.
Fig. 1. zeigt uns das Weibchen, und Fig. 2.
das Männchen.
Fig. 3. stellt das Weibchen dar, während
es sein Ei in eine Falte des Blattes einer Was-
serpflanze (gewöhnlich wählt es hierzu den
Wasserpfeffer, Volygonum Persicaria) legt.
Die Hinterbeine halten das Blatt in der gehö-
rigen Lage, bis es durch einen eigenthümlichen
Leim, den das Thier von sich lässt, zusammen-
geklebt ist. Die Buchstaben a. a. a. bezeichnen
dergleichen schon mit Eiern besetzte Blätter.
Fig. 4. zeigt das frischgelegte Ei, welches
gelblich vveiss ist, eine durchsichtige, häutige
Hülle hat und in einer Art von Eiweiss
schwimmt.
Fig. 5. Das Ei am achten Tage-- der Em-
bryo ist schon so weit entwickelt, dass man
Bauch, Kops und Schwanz unterscheiden kann.
An Fig. 6. und 7. sieht man den allmäh-
ligen Fortgang der En'.wickelung, wie er am
Uten und 13ten Tage bemerklich war. '

Fig. 8. zeigt den Embryo am 14ten Tage,
nachdem er seine Hülle gesprengt hat, und
Fig. 9. die Kaulquappe, 12 Tage nach ih-
rem Ausschliefen.
Fig. 10 dieselbe 10, und
Fig. 11. noch 15 Tage später.
In Fig. 12. erkennen wir endlich den voll-
kommen ausgebildeten Salamander, wie 'er,
73 Tage nach dem Ausschliefen oder 86 Tage,
nachdem das Ei gelegt worden, erscheint.
Wenn er nun nach einigen Tagen noch die hin-
ter dem Kopfe sitzenden Kiemen, womit er in
seiner ersten Lebenszeit athmet, verloren hat,
so erhält er ganz das Ansehen des vollkomm-
nen Thiers, wie es Fig. 1. 2. 3. dargestellt ist.
Der Salamander ist ein, in unsern Teichen
und Quellen gemeines Thier. Besonders liebt
er Waldgegenden. Wegen der verschiedenen
Umwandlungen, die er erleidet, und der ver-
schiedenen Färbung, hat man ein und dieselbe
Art häufig für mehrere gehalten und mit beson-
dern Namen belegt. Im Herbste begiebt sich
der Salamander zeitig unter hohle Wurzeln, in
Erdlöcher etc., wo er sich zwischen Moos uni
Laub verkriecht und den Winter in Erstarrung
hinbringt. Die Nahrung des Wassersalaman-
ders besteht in Insecten, Schnecken, Frosch-
laich etc.
Aeusserst merkwürdig ist dessen ausseror-
dentliche Reproductionskraft. Man kann ihm
den Schwanz und die Füsse nicht bloss ein-, spn-
nern mehrere Male hintereinander abschnei-
den, und iie wachsen stets von Neuem und er-
reichen oft schon nach einem halben Jahre
ihre Vollständigkeit wieder. Selbst Kinnbak-
ken und Augen reproduziren sich.
 
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