Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Bewegung: Zeitung d. dt. Studenten — 12.1944

DOI Heft:
Nr. 5 (Mai 1944)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6620#0042
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Tagesbefehl
des Reichsstudentenführers

Am Beginn des Sommersemesters des fünften Kriegsjahres erließ der Reichsstudentenführer
Gauleiter Dr. G. A. Scheel am 20. April 1944 folgenden Tagesbefehl:

„Nationalsozialistische deutsche Studenten und Alte Herren!
Meine Kameraden!

Je mehr der Krieg seinem Höhepunkt entgegengeht, desto unbedingter muß sich der Führer
auf sein Volk, aui seine Bewegung und auf seine Studenten verlassen können. Die Tugenden, die
in der Kampfzeit die Alte Garde auszeichneten, müssen heute das Lebensgesetz der ganzen deut-
schen Nation sein.

Auf uns Studenten schaut dabei das deutsche Volk besonders. Uns ist
es aufgegeben, in den Zeiten der deutschen Entscheidung durch unser persönliches Beispiel Vor-
bild zu sein für andere. Für uns darf es daher heute keinen höheren Ehrgeiz geben, als den:
nicht nur die treuesten Gefolgsmänner des Führers zu sein, sondern auch die aktivsten und nie
ermüdenden Vorkämpfer seiner Idee.

„Wenn es gilt fürs Vaterland,

treu die Klingen dann zur Hand!"
Wann aber hätte es mehr gegolten, für Deutschland blank zu ziehen, als heute? Wann wäre
der Ruf „Zu den "Valien!" stärker an unsere studentischen Herzen gedrungen als jetzt, wo wir
dem entscheidenden Gang entgegengehen?

Nicht nur der Krieg der Front, auch der Kämpft! erHeimat und das harte
Ringen der Geister und Weltanschauungen verlangen unseren ganzen
Einsatz und unser sichtbares Vorbild.

Wir befinden uns damit in einem bedeutsamen Abschnitt unserer studentischen Entwicklung:
Der Kampf um den Sieg des Nationalsozialismus in Deutschland hat einst unseren Studenten-
bund entstehen und groß werden lassen. Der Kampf um den deutschen Sieg in der Welt wird uns
mit der Bewährung vor den ewigen Feinden des deutschen Volkes auch die endgültige Form
unseres studentischen Lebens und Schaffens bringen.

Meine Kameraden!

Keine studentische Generation vor uns hat einen größeren und entscheidungsvolleren Krieg
erlebt. Sollten wir uns durch den Aufbruch der Freiheitskriege, durch das Beispiel der Urbur-
schenschaft oder durch die Freiwilligen von Langemarck übertreffen lassen? Sollten wir uns
durch Leidenschaftslosigkeit des Herzens und Trägheit des Willens unwürdig erweisen unserer
rühm- und ehrenvollen studentischen Tradition und Geschichte?

Diese Frage stellen, heißt dem letzten unter uns unsere Aufgabe klarmachen! Darin liegt der
besondere Auftrag unserer Kameradschaften. Sie sollen die freien und selbst-
bewußten Erziehungsgemeinschaften eines kraftvollen und führungsiähigen studentischen Ge-
schlechtes sein. Sie müssen daher täglich mehr beseelt werden von ihrer einzigartigen
deutschen Erziehungs- und Führungsaufgabe. Sie müssen Bildungs-
stätten sein lauteren deutschen Geistes und starken deutschen Glau-
bens. Sie müssen sich besonders jetzt im Kriege als wirksame
Kraftquellen nationalsozialistischen Lebens- und Siegeswillens
erweisen, die weit Uber ihren Bereich hinaus Kraft und Zuversicht
ausstrahlen!

Diese große Aufgabe verlangt die Anspannung aller unserer studentischen Kräfte und Fähig-
keiten. Von unserem Beitrag zum Sieg unseres Volkes wird unsere Stellung und Anerkennung
im Frieden abhängen. Ich rufe daher alle Kameradschaften mit ihren Burschen und Alten Herren
auf zu einer allgemeinen

Leistungsprobe der studentischen Kameradschaften im

Kriegsjahr 194 4.

In gegenseitigem Wetteifer sollen die charakterlichen, geistig-politischen und weltanschau-
lichen Kräfte des deutschen Studenten- und Altherrentums zu gesteigerter Wirksamkeit gebrachi
und sichtbar vor der ganzen Nation für den Sieg eingesetzt werden. Zugleich sollen die Kamerad-
schaften in diesem Wettstreit immer mehr zu entschiedenen Bannerträgern unserer national-
sozialistischen Idee und des germanisch-deutschen Reichsgedankens werden.

Als äußeres sichtbares Zeichen vorbildlicher Leistung in dieser
schweren Kampfzeit unseres Volkes werde ich den erfolgreichsten
Kameradschaften des Kriegsjahrej 1944 am nächsten Gründungstag
des Studentenbuqdes die Fahne verleihen unter gleichzeitiger Er-
hebung zur „Reichskameradschaft". Die Reichskameradschaften sollen die Voraus-
abteilung des NSD.-Studentenbundes und der Kern eines stolzen und selbstbewußten national-
sozialistischen Burschen sein. Sie leben unsere Parole:

„Mein Volk ist alles!"

Die Leistungsprobe soll mit dem Sommersemester 1944 beginnend solange weitergeführt werden,
bis wir dereinst über dem Reich unseren Feinden zum Trotz die nationalsozialistische Fahne des
Sieges aufpflanzen. In diesem Sinne rufe ich alle Kameradschaften und Altherrenschaften auf,
im Kampfe um den Sieg des Reiches und die Bewährung des Studententums ihr Bestes zu geben
und unserer studentischen Geschichte ein neues ruhmvolles Blatt hinzuzufügen.

Burschen heraus! Traget die Fahne des Reiches voraus!
Treueste Garde seid dem Land, schärfstes Schwert in Führers Hand.
Nicht um Lohn noch um Gewinnst, Euer Dank sei Euer Dienst.

Burschen voraus!"
Deutschlands Studenten und Studentinnen, durch das Einigungswerk des Reichsstudentenführers
heute eine geschlossene Kraft, werden im Geiste dieses Befehls ihren Weg in diesen Monaten
so gehen, daß der Führer sich auf sie verlassen kann: Getreu der besten Tradition und der
großen Zukunft!

Al-Azhar, tausendjährige Universität

Namen der Kameradschaften, die bewußt an

die großen Persönlichkeiten unseres Volkes
anknüpfen und sie als die berufenen Vorbil-
der unserer für ihren späteren Volks- und
Führungsdienst sich vorbereitenden studenti-
schen Jugend voranstellen.

Das Ergebnis

Mit der Herausstellung der nationalsozialisti-
schen Führerpersönlichkeit haben wir aber
auch die eingangs aufgeworfenen Fragen im
wesentlichen bereits gelöst. Im einzelnen kön-
nen wir zusammenfassend folgendes sagen:

1. Die P e r s ö n 1 i c h k e i t s i d e e als
Grundlage des studentischen Le-
bens ist durch die neue Zeit nicht
gefährdet, sie bildet im Gegenteil
einen tragenden Wert unserer
nationalsozialistischen Weltan-
schauung. Der Führer selbst hat sich dazu
bereits im „Kampf" wie folgt geäußert:

„Eine Weltanschauung, die sich bestrebt,
unter Ablehnung des demokratischen Massen-
gedankens, dem besten Volk, also dem höch-
sten Menschen, diese Erde zu geben, muß
logischerweise auch innerhalb dieses Volkes
wieder dem gleichen aristokratischen Prin-
zip gehorchen und den besten Köpfen die
Führung und den höchsten Einfluß im be-
treffenden Volke sichern. Damit baut sie
nicht auf dem Gedanken der Majorität, son-
dern auf dem der Persönlichkeit auf."

2. Darin unterscheiden wir uns grundsätz-
lich von den marxistischen und bol-
schewistischen Massenbewegun-
gen, die bewußt die Persönlich-
keit unterdrücken und das menschliche
Zusammenleben zu einem mechanistischen Kol-
lektivismus entpersönlichen.

3. Unser Persönlichkeitsideal ist nicht von
einer angeblichen, in der Natur aber nirgends
vorhandenen, absoluten Freiheit her be-
stimmt, sondern es erwächst aus dem Volk
als der natürlichen Lebens- und Schicksals-
gemeinschaft, in die wir hineingeboren sind.
Unsere persönliche Freiheit und
Ehre liegt darin, uns in diesem
Volk frei und ganz entfalten zu
können, so daß wir für die Gesamt-
heit und damit wieder für uns
selbst das Größtmögliche leisten
können.

Dieses Persönlichkeitsideal schließt das
humanistische und nationale nicht aus, son-
dern ein, und hat beide, entsprechend der Auf-
gabe unserer Zeit, weiter entwickelt.

4. Der neue Typ, den wir immer wieder for-
dern, ist auf unserem Gebiet die von uns er-
strebte nationalsozialistische Führerpersönlich-
keit. Das, was wir dabei mit dem Wort „Typ"
meinen, ist nichts anderes als die gestalt-
gewordene Erscheinung des gleichen Willens
einer gleichartigen Gemeinschaft. Die Gleich-
artigkeit der Gemeinschaft ergibt sich nicht
aus der Vergewaltigung der einzelnen Persön-
lichkeiten, sondern aus ihrer vorwiegend
gleichrassischen Veranlagung.

5. Der Krieg läßt den Wert der Persönlich-
keit nicht zurück-, sondern hervortreten. Er
verlangt mehr als jede andere Lebenslage vön
jedem einzelnen die persönliche Entscheidung
und Bewährung. Gerade in den Schwierig-
keiten des Krieges kann jeder zeigen, was in
ihm steckt.

Die Bildung zur Persönlichkeit ist dabei
allerdings weniger eine Angelegenheit des
Wissens und des Lernens, sondern des Willens
und damit des .Charakters.

Der Krieg kann daher für uns kein Hinde-
rungsgrund, sondern nur ein Ansporn sein,
unserem Persönlichkeitsideal allen Schwierig-
keiten zum Trotz nur noch entschlossener
nachzustreben. Wer glaubt, im Kriege nicht
Persönlichkeit sein oder werden zu können,
wird sie im Frieden erst recht nicht erjagen.

Dr. R. BÄSSLER
Leiter des Amies Politische Erziehung der RSF.

Die Al-Azhar-Universität ist aus - dem gei-
stigen Leben Ägyptens wie des Islams nicht
wegzudenken. Oft war sie Träger starrer re-
ligiöser Ideen, die aus den Frühzeiten des
Islams schöpften und sich zu politischen Aus-
wirkungen verdichten konnten. Dem berühm-
ten Sudan-Aufstand des Mahdi stand sie bei-
spielsweise nicht ohne Wohlwollen gegen-
über. Für die Unabhängigkeitstendenzen im
heutigen Königreich zeigt sie Anteilnahme,
obschon sie Nahas-Pascha und seiner Wafd-
Bewegung mittlerweile mit Antipathie gegen-
überzustehen scheint, da beide ihr heute zu
englandhörig geworden sind. Die Dynastie der
Mehmedaliden dagegen hat in den letzten .Ge-
nerationen, besonders aber in der Person des
jetzigen Herrschers, König Faruk, gute Ver-
bindung zu ihr zu halten gesucht, so daß beide
Seiten sichtlich an eine Neuerweckung des
Kalifats auf ägyptischer Grundlage denken.

Der Wirkungskreis der Universität, deren
Kern eigentlich eine Moschee ist, um den sich
au6 dem Amtsbetrieb geistlicher Lehrer her-
aus langsam die Lehranstalt entwickelte, ist
weittragend und leuchtet fast in alle Winkel
der islamischen Welt hinein. Sie ist die vor-
nehmste Hochschule des mohammedanischen
Kulturkreises seit Jahrhunderten und suchte
gerade in jüngster Zeit ihre Ausstrahlungen
zu verdichten, indem sie, wie nach Damaskus,
in die Nachbarländer Nebenstellen legen
•wollte, nach Indien und Afrika Abordnungen
entsandte und einen Allislamischen Kongreß
vorbereitete. Als religiöser wie als nationa-
ler Faktor begann sie den Engländern unbe-
quem zu werden, so daß sie auf Nahas-Pascha
so lange drückten, bis er die Universität auf
unbestimmte Zeit schloß.

Al-Azhar, oder auch Djami' Al-Azhar (Djami
gleich Moschee), wurde ein Jahr nach der Be-
setzung Ägyptens durch die Fatimiden und
unmittelbar nach Gründung der neuen Haupt-
stadt Al-Kahira (Kairo) als Moschee von dem

General des Abu Tamim Ma'add, Djawhar al-
Katib al Sikilli, erbaut und im Ramadan 361
islamischer Zeitrechnung (also im Juni/Juli 972
unserer Zeitrechnung) eingeweiht und der Öf-
fentlichkeit übergeben. Langsam weitete sich
der Komplex durch Zubauten von geistlichen
Schulen, Speiseansialten für'die Armen, Wohn-
häuser für Studierende usw. durch Aufträge
der Herrscher und Stiftungen reicher Gönner
zu der Hochschule von heute aus.

Anfangs diente sie dem Schiitismus, d. h.
den Anhängern der legitimen Nachfolge der
Erben Alis, des Schwiegersohnes Mohammeds
(in ihrem Titel soll ein Beiname der Fatima
nachklingen, deren Hand in der Nachbildung
eines Schmuckstücks noch heute im ganzen
Orient bekannt Ast und getragen wird), dann
kamen mit den Aiyubiden die Sunniten, und
damit die Anhänger der Sünna, der Überlie-
ferung Mohammeds, wonach das Kalifat nicht
eine familiäre Erblichkeit der Nachfahren des
Propheten beinhaltete, sondern freier Wahl
entspringe. Die Hochschule wurde von allen
schiitischen Erinnerungen gereinigt und er-
fuhr einen Rückschlag von rund hundert Jah-
ren. Erst 665 (1266/67 n. Ztw.) wandte sich ihr
die volle Gunst' der Herrscher wieder zu,
wurden der gewohnte Unterricht wieder auf-
genommen und Privilegien erteilt. Der Mon-
golensturm hatte überdies eine große Zahl
bisher berühmter religiöser und geistiger Mit-
telpunkte vernichtet, so daß das unberührt
gebliebene Al-Azhar sich dadurch automa-
tisch auf eine höhere Stufe hob. Als sie um
1302/03 ein Erdbeben schwer beschädigte,
wurde sie daher sofort wieder hergestellt, wie
auch später bauliche Schäden immer wieder
behoben wurden.

Mit dem 16. Jahrhundert, in dem sich die
Osmanen mit Kairo die Kalifenwürde nach
Istanbul holten, verblich der Glanz der Hoch-
schule, ohne jedoch zur Bedeutungslosigkeit
herabzusinken, auch blieb immer eine gewisse
Fürsorge bestehen. Das ganze Mittelalter hin-

durch erhielt sich die alte Lehrtradition. Ihr
Wert steigerte sich, nachdem das maurische
Reich (Cordoba), die schützende Staatsform des
arabisch-spanischen Kulturkreises, zusammen-
gebrochen war. Der zu Beginn des 19. Jahr-
hunderts als Stifter der heute noch regieren-
den Dynastie wirkende Mehmed Ali war noch
zu sehr türkisch erzogen, um für diesen ara-
bisch-religiösen und -geistigen Mittelpunkt
volles Verständnis zu haben, je mehr jedoch
seine Nachfolger in das arabische Milieu hin-
einfanden, um so stärker wuchs ihnen auch
eine aus dieser Atmosphäre wachsende Er-
kenntnis zu, daß sie verpflichtet wären, diese
gewiß einseitig wirkende Anstalt pfleglich zu
behandeln, weil sie durch ihren Sitz auch ein
nationales Instrument war.

Gewiß war hier nicht immer alles gut und
6Chön. Es gab Zeiten, in denen sich unter den
Studierenden Gesindel breitmachte, das Dieb-
stähle beging, sich prügelte und Unzucht trieb.

Wie in den ersten Jahrhunderten des
Bestehens der Universität standen Theologie
und Jurisprudenz (meist in der Form-des isla-
misch-religiösen Privatrechts) voran; die an-
deren gelehrten Fächer, Philologie, Metrik, Re-
thorik, Logik, Astronomie (zum Bestimmen der
Chronologie und der Gebetszeiten), Schöne Li-
teratur, Geschichte. Erdkunde, Naturwissen-
schaften und Mathematik galten demgegenüber
als zweitrangig. Der Lehrer war der „Meister"
oder „unser Herr", der dem Lernenden abschlie-
ßend eine „Lizenz" oder einen „Lehrbrief" er-
teilte — meist erst nach vielen Jahren — die
diesen berechtigte, selbst zu lehren, weil er nun
gewisse Texte (auswendig) kannte und auszu-
legen verstand.

Innere Schwierigkeiten tauchten naturgemäß
auf, als viele Ägypter von den europäischen
Hochschulen, erfüllt von deren wissenschaft-
lichen Methoden und Anschauungen, zurück-
kehrten und nun auf den Geist von Al-Azhar
stießen, dieser Macht im Lande, die sie nun
hochmütig und geziert nannte und als Vögel
bezeichnete, die auf der Erde nur hüpfen oder
watscheln, aber weder recht fliegen noch
schwimmen könnten. Der Khedive Ismail ver-

las Ausland mefetet g

Anwachsen des Frauenstudiums in Schweden
Die Zahl der Studentinnen an den schwedi-
schen Universitäten ist im laufenden Semester
erheblich gestiegen. Von den 4 000 Studenten
■der Universität Uppsala sind 952 Frauen. Am
stärksten ist der Andrang in der philosophi-
schen Fakultät, in der bei einer Gesamtzahl
von 913 Studierenden 452 Studentinnen sind.
Auch an der süd-schwedischen Universität
Lund ergibt sich ein ähnliches Bild. Von ins-
gesamt 2 664 Studenten sind 722 Studentinnen.

Verkürzte Studienzeit an der Kopenhagener
Universität

Meldungen aus Kopenhagen zufolge beschäf-
tigt sich augenblicklich eine akademische Kom-
mission mit der allgemeinen Herabsetzung der
Studienzeit. Den Beratungen nach zu schlie-
ßen, werden die Studierenden aller Fakultäten,
mit Ausnahme der Mediziner, in Zukunft be-
reits nach fünf Jahren ihr Studium zum Ab-
schluß bringen können.

Eine Universitätsstadt für Sofia

Der Prorektor der Universität Sofia gab einen
Plan für die Errichtung einer besonderen Uni-
versitätsstadt in Sofia bekannt. Diese Universi-
tätsstadt soll alle Fakultäten und Fachhochschu-
len von Sofia, dazu Studentenheime und Profes-
sorenwohnungen umfassen.

Neues Forschungsinstitut in Frankreich

Der Staatsanzeiger veröffentlicht einen Be-
richt, demzufolge ein Institut für wissenschaft-
liche koloniale Forschungen errichtet werden
soll.

Das aktuelle Studentenproblem:

Student und Heirat

Der Krieg hat die Frage der Studentenheirat
für uns besonders aktuell werden lassen. Viele
Tausende kriegsversehrter oder beurlaubter
Soldaten, die heute ihr Studium beginnen oder
fortsetzen, befinden sich im Unterschied zum
Studium der Friedenszeit heute voll im Heirats-
alter. Für den Studenten ergeben sich daraus
viele wichtige und bedeutsame Überlegungen.

Die Frage der beruflichen Sicherung der Stu-
dentenheirat ist heute im nationalsozialistischen
Deutschland, völlig im Unterschied zum Welt-
krieg, in wesentlichen Punkten gelöst. Durch
die Zuschüsse, die der Reichsstudentenführer
als Vorsitzer des Reichsstudentenwerks den
verheirateten Studenten zur Verfügung stellt,
kann die Studentenehe finanziell heute als ge-
sichert bezeichnet werden.

Schwieriger sind die Kernfragen, die die Kon-
sequenzen betreffen, Welche sich für die wissen-
schaftliche Durchführung des Studiums; aus der
Heirat des Studenten ergeben. Das gilt sowohl
dort, wo die Frau selbst Studentin,, vielleicht
sogar des gleichen Studienfaches, ist, als auch
besonders dort, wo das nicht der Fall ist. Ist
die Studentehehe -eine eutscheidende Be-
einträchtigung der wissenschaftlichen Ausbil-«
dungs- und Studienmöglichkeit, oder ist sie es
nicht?

Wir haben damit nur einige Fragen aus dem
Problemkreis „Student und Heirat" angeschnit-
ten. Zahlreiche weitere ließen sich aufführen.

Die „Bewegung" als Zeitung der deutschen
Studenten wird in ihren kommenden Nummern
dieses sehr aktuelle Studentenproblem der Hei-
rat des Kriegsstudenten des fünften Kriegs-
jahres behandeln. Wir fordern unsere studen-
tischen Leser auf, uns über dieses Thema ihre
Gedanken mitzuteilen. Ob es nun in Form eines
größeren Artikels oder einer kürzeren Stellung-
nahme geschieht, wollen wir unseren Lesern
überlassen. Die gesamte Frage erscheint uns
jedenfalls so wichtig und spruchreif, daß wir sie
gemeinsam mit unseren Lesern in unseren künf-
tigen Nummern eingehend erörtern wollen.

suchte, ihr 1871 .ein Statut zu geben, das den
Professorenstand hob, unwürdige und. unfähige
Studenten ausschied, Gehälter, Examen, Prü-
fungskommissionen, Prädikate und Auszeich-
nungen vorsah, sowie professorale Eifersüchte-
leien ausschalten wollte. Er begegnete starken
Widerständen, zumal politische und finanzielle
Schwierigkeiten und die englische Besetzung
ihn an einer energischen Durchführung hinder-
ten. Die Fürsorge der Staatsoberhäupter aber
blieb. Langsam begann auch eine Verschmel-
zung von modernen Ideen mit der Tradition.
Als jedoch die von Engländern organisierte
Polizei am 4. 6. 1896 versuchte, angesichts einer
Cholera-Epidemie besondere hygienische Maß-
nahmen innerhalb der Hochschule zu erzwin-
gen,.-wurde sie noch von der Studentenschaft
aus ihren Bezirken herausgeschlagen. Auch 1909
kam es zu einer großen Studentenrevolte. Die
Hochschule war eine Macht, die im Religiösen
ihren Einfluß behielt und dadurch auf die Poli-
tik einwirken konnte, sind sich im Orient beide
Gebiete doch enger verschwägert, als- in Eu-
ropa. Die wissenschaftlichen Methoden wan-
delten sich, wenn auch nicht im Zeitmaß des
20. Jahrhunderts. Die Zahl der Studenten mag
in den letzten Jahrzehnten immer zwischen 8000
und 11 000 hin- und hergestiegen sein.

Nun also ist diese Hochschule, die in das
nationale Leben hineinwuchs, geschlossen wor-
den und durchlebt damit eine neue Phase in
ihrer bewegten Geschichte. Die Studenten wer-
den in das Volk hineingehen und dort spre-
chen, kaum zu englischen Gunsten, kaum für
Nahas-Pascha. M. B.

Hauptschriftleiter: Dr. Heinz Wölfl (z. Z. bei der Wehr-
macht). In Abwesenheit des Hauptschriftleiters verantwort-
lich: Dr. Hans B ä h r ,' Anschrift der Hauptschriftleitung:
München 33, Karlstr. 12, Fernr. 57 98. Für den Anzeigenteil
verantwortlich: Joh. Bartenschlager. Verlag: Franz
Eher Nachfolger G. m. b. H. — Druck: Buchgewerbehaus
M. Müller & Sohn. Sämtliche in München. — Anzeigen-
preise laut aufliegender Preisliste Nr. 10. — Für unver-
langt eingesandte Manuskripte und Bilder übernimmt die
Schriftleitung keine Verantwortung. Rücksendung erfolgt
nur, wenn Rückporto beiliegt. Nachdruck nur mit Quellen-
angabe gestattet. — Gewünschte Einzelnummern sind nur

gegen vorherige Einsendung von 20 Pfennig lieferbar.
Redaktionsschluß für letzte Meldungen 10. jeden Monats.

Seite 2 / Die Bewegung / Mai 1944
 
Annotationen