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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 42.1907

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Heft 9
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https://doi.org/10.11588/diglit.60738#0218
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Da^LuchfülMe
Illustrierte familienrestung
9. Ml. 1907.

wär'ich geblieben doch!
Noman von
6eorg l^artcni'g (Lmmg Koeppel).
(vottseliung.) .... ... I7777H (Nachdruck oerdoten.)

as alles ist ja nun vorbei —" entgegnete
Mersbach auf die erregten Worte seiner
Frau.
„Vorbei?" rief Mia, ihre Finger gegen
die Schläfen drückend. „Das, was mir das
Herz abpreßt vor Scham und Reue, was mich
sterbenselend macht bei Tag und Nacht — das ist
vorbei? Ich glaube dir nicht mehr. Du hast mich
hintergangen, lächerlich gemacht für alle, die darum
wußten. Jetzt geh! Ich glanbe dir nicht mehr."
In seinen dunklen Augen zuckte es wie Wetter-
leuchten. „Das darfst du nicht sagen! Dazn liast
du kein Recht!"
„Kein Recht?"


„O, Mia," fuhr er leidenschaftlich bittend fort,
„bat's dich denn so erbittert — dieses längst entwertete
Billett? So überwältigt, daß du's nicht vergessen
kannst? Konnte es aus dir machen, was du jetzt
bist? O, meine Mia, das bist du doch nicht selbst!
Wirf es ab, das Fremde, das sich dir aufgedrängt
hat. Du brauchst ja nur zu wollen, so ist alles,
alles, wie's gewesen ist. Vergib, Mia, vergiß! Sei
wieder mein!"
Er war vor ihr niedergesunken und versuchte ihre
Hand zu ergreifen.
Aber diese Hände, fest ineinandergefaltet und
gegen die Brust gedrückt, regten sich nicht. „Wenn
ich heucheln könnte wie du —" stieß sie kaum ver-
ständlich hervor. Sie dachte nicht an das große Wort
Vergebung, welches Pastor Setter aus seiner heu-
tigen Predigt für sie herausgemünzt und so glanz-
voll geprägt, sie dachte nur an das Elend, in das
ihre Mutter vertrieben ward, an die brutale Ge-
walt, mit der man Kamilla Hellings Liebe gemaß-
regelt und zerstampft hatte. Das Band um ihr
Denkvermögen, der pressende Reif um ihr von

Tränen gemartertes Herz ließen sie nichts emp-
finden als Bitterkeit und Not, nichts von all dem
Wonnigen, darin sich ihre junge Seele in Mersbachs
Armen berauschte.
Er sprang auf. Eine Wallung beleidigten Stolzes
verherbte einen Moment seine Züge. Er zwang
sie nieder. „Ich weiß, Mia, wie es gekommen ist,"
sagte er mit tiefster Innigkeit. „Zuerst die Ent-
hüllung deiner Geburt — da wurdest du tieftraurig
und dann zornig. Ich weiß das alles, denn ich
fühl's dir nach. Das übermannte dich, nicht wahr?
Und nun das Feuer! Verängstigt und verzagt wie
du warst. Da kam der große Schlag --dem
widerstandest du nicht mehr. Es war zu viel auf
einmal."
„Ich wollte, ich wäre daran gestorben," flüsterte
sie, vor sich hinstarrend.
„Hätte ich dir's doch gesagt, gestanden," fuhr er
mit überzeugender Eindringlichkeit fort, „so wie es
mir tausendmal auf der Zunge geschwebt bat, wie
ich's herbeisehnte, Klarheit zwischen uns zu schaffen
und mir deine Vergebung zu erflehen — hätte ich


IX. IM7.

ttuddbatempei am Saugesuser in lkeuares. Nach einem Semäide von IN. teois. (5.107)
 
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