Heft i
Das Buch f ü r Alle
11
rme kleine Geisha! Der Kampf gegen Vorurteile ist hoff-
^/^nungslos. Den einmal in den Schmutz gezogenen Namen
einer Frau, eines Standes zu reinigen, ist unmöglich. Wie man-
cher Kenner Japans hat nicht eine Lanze für jene viel verleum-
dete Frau, Japans Schmetterling, gebrochen, doch vergebens!
Was ist eine Geisha? Eine Geisha, könnte man fast sagen,
ist eine „Tischdame", eine Tischdame, die imstande sein muß,
mehr zur Unterhaltung beizutragen als etwa ein Gespräch über
das Wetter oder die neueste Hutmode.
Die japanische Sitte macht vielleicht noch mehr als die mo-
hammedanische das eigene Haus „tabu", das heißt der Japaner
empfängt niemals jemand in seinem eigenen Hause, sondern
lädt sich seine Gäste in ein Teehaus, in dem sich also sozu-
sagen die ganze Geselligkeit abspielt. Ebenso verbietet es die
Sitte der Japanerin, ein Teehaus zu betreten, so daß die
Männer dort unter sich sein würden. Um das zu verhindern,
schuf sich das japanische Volk die Geishas, das heißt Frauen,
Teehaus mit Teich, im Vordergrund zwei bootfahrende Geishas
Japanische Teehäuser in Kyoto bei Nacht
die bei jeder Veranstaltung außer dem Hause für Unterhaltung der Gäste sorgen
müssen. Kehrt zum Beispiel eine siegreiche Armee aus dem Felde heim und die
Hauptstadt gibt dem siegreichen Führer ein Fest, so ist ein solches Fest ohne Geishas
undenkbar. Während eines solchen Festes macht die Geisha sozusagen die Hon-
neurs, sie reicht dem Gast die von den Nesan, den Teehausmädchen, gebrachten
Speisen, vor allen Dingen sorgt sie auch dafür, daß der heiße Sake, der unent-
behrliche Reisbranntwein, in den winzigen Trinkschälchen nicht fehlt, die sie un-
ermüdlich füllt. Neben dieser materiellen Unterhaltung muß sie den Gast auch
geistig zu beschäftigen wissen, und zwar nicht allein durch möglichst geistvolle
Unterhaltung, sondern auch durch Musik und Tänze.
Der Werdegang einer Geisha und ihre Ausbildung ist demnach nicht einfach.
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11
rme kleine Geisha! Der Kampf gegen Vorurteile ist hoff-
^/^nungslos. Den einmal in den Schmutz gezogenen Namen
einer Frau, eines Standes zu reinigen, ist unmöglich. Wie man-
cher Kenner Japans hat nicht eine Lanze für jene viel verleum-
dete Frau, Japans Schmetterling, gebrochen, doch vergebens!
Was ist eine Geisha? Eine Geisha, könnte man fast sagen,
ist eine „Tischdame", eine Tischdame, die imstande sein muß,
mehr zur Unterhaltung beizutragen als etwa ein Gespräch über
das Wetter oder die neueste Hutmode.
Die japanische Sitte macht vielleicht noch mehr als die mo-
hammedanische das eigene Haus „tabu", das heißt der Japaner
empfängt niemals jemand in seinem eigenen Hause, sondern
lädt sich seine Gäste in ein Teehaus, in dem sich also sozu-
sagen die ganze Geselligkeit abspielt. Ebenso verbietet es die
Sitte der Japanerin, ein Teehaus zu betreten, so daß die
Männer dort unter sich sein würden. Um das zu verhindern,
schuf sich das japanische Volk die Geishas, das heißt Frauen,
Teehaus mit Teich, im Vordergrund zwei bootfahrende Geishas
Japanische Teehäuser in Kyoto bei Nacht
die bei jeder Veranstaltung außer dem Hause für Unterhaltung der Gäste sorgen
müssen. Kehrt zum Beispiel eine siegreiche Armee aus dem Felde heim und die
Hauptstadt gibt dem siegreichen Führer ein Fest, so ist ein solches Fest ohne Geishas
undenkbar. Während eines solchen Festes macht die Geisha sozusagen die Hon-
neurs, sie reicht dem Gast die von den Nesan, den Teehausmädchen, gebrachten
Speisen, vor allen Dingen sorgt sie auch dafür, daß der heiße Sake, der unent-
behrliche Reisbranntwein, in den winzigen Trinkschälchen nicht fehlt, die sie un-
ermüdlich füllt. Neben dieser materiellen Unterhaltung muß sie den Gast auch
geistig zu beschäftigen wissen, und zwar nicht allein durch möglichst geistvolle
Unterhaltung, sondern auch durch Musik und Tänze.
Der Werdegang einer Geisha und ihre Ausbildung ist demnach nicht einfach.