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Löwen im Kampf mit Kaffernbüffel / Nach einer Zeichnung von Wilhelm Kuhnert
<Aus dem Werk „Im Lande meiner Modelle " Verlag von Klinkhnrdt <L Biermann, Leipzig)


lung einverleibt, gern hätte ich auch, da es demnächst wieder auf Safari,
das heißt auf Reisemarsch, gehen sollte, reichlich Fleisch für meine Ge-
treuen gehabt. Daher setzte ich für den nächsten Tag eine Büffeljagd an.
Lange vor Sonnenaufgang brach ich mit den beiden Massai auf, denn der
Weg war lang und nicht gerade angenehm. Nach zwei Stunden trafen
wir auf einen Büffelpfad, dem wir folgten. Losung, sogar ziemlich frische,
lag allerorten, mithin mutzten die Büffel vor noch nicht langer Zeit hier
durchgekommen sein. Wahrscheinlich nachts. An mehreren großen Herden
von Wasserböcken waren wir schon vorbeigekommen. Doch von Büffeln
war immer noch nichts zu sehen. Da hielt plötzlich mein Leibmassai Hamiß
und deutete nach rechts auf eine langgestreckte Bodenerhebung, an der
ich mit bloßem Auge nur so etwas wie einen schwarzen Strich wahr-
nehmen konnte. Aber das Glas zeigte mir alsbald eine starke Büffelherde,
die zum größten Teil noch lagerte. Die Büffel hatten sich eine ideale
Stelle zur Ruhe ausgesucht. Denn die Erhebung, auf der sie lagen, war
die höchste der ganzen Gegend und gestattete einen weiten Rundblick nach
allen Seiten. Überhaupt, wenn man häufig Büffeln gefolgt ist, so be-
kommt man unwillkürlich das Gefühl, daß bei diesen Tieren eine Art
Taktik und Führung besteht, die geschickt das Gelände auszunützen und
instinktiv mit der Absicht ihres Gegners zu rechnen weiß.
Die Entfernung bis zu den Büffeln war noch recht bedeutend. Und so
benutzten wir einige langgestreckte Bodenvertiefungen und Regenrinnen,
um uns mit gutem Winde immer halbseitwärts näher heranzupirschen.
Das war ein mühselig Stück Arbeit, zumal der Morgenwind völlig ein-
geschlafen und es mittlerweile schon recht unangenehm heiß geworden
war. Nach einer guten Stunde fanden wir uns bis auf drei- bis vier-
hundert Meter an der Herde.
Jetzt hieß es so nahe als nur möglich an die Büffel herankommen. Ich
ließ also den einen Massai zurück und machte mich, nur von Hamiß be-
gleitet, auf den Weg. Von uns führte im spitzen Winkel nach der Höhe
eine ausgetrocknete tiefe Regenrinne, in der wir aufrecht gehen konnten,
ohne von den Büffeln gesehen zu werden. Nach etwa dreihundert Metern
machte die Rinne einen Bogen und führte nun direkt auf den Büffel-
hügel zu. Jetzt hieß es aufpassen! Vorsichtig um die Ecke biegend, sah ich
plötzlich in ihrer Verlängerung zwei Büffel oben auf der Höhe stehen und
zwei andere langsam grasend durch die Rinne schreiten. Sofort blieb ich

stocksteif stehen und überlegte, was nun zu tun sei. Denn noch hatten uns
die Büffel nicht gesehen. Links von mir wucherte dichtes Strauchwerk auf
dem Rand der Rinne. Ich kroch mit Hamiß den Rand hinauf, um hinter
dem Gestrüpp zu beobachten.
Noch war mir die Entfernung zu groß zum Schießen. Der Büffel muß
einen guten Blattschuß haben, wenn er stürzen soll. Leicht angeschossene
Büffel bekommt man fast nie, da sie auf den Schuß sehr weite Strecken
in schneller Gangart mit der Herde zurücklegen. Das Nachlaufen endet in
der afrikanischen Temperatur sehr schnell. Und endlich für die Löwen
wollte ich denn doch nicht arbeiten. Ganz anders liegt aber die Sache,
wenn der Büffel schwer verwundet ist. Dann trennt er sich bald von der
Herde, sucht höheres Gras zu gewinnen, um sich zu verbergen. Das be-
wirkt er in so geschickter Weise, daß man stets schon fast neben ihm steht,
wenn man ihn dort erblickt. Und dann — geht's um Leben und Tod!
Näher heran mußte ich also. Und da das Gras immerhin so hoch war,
daß es einigermaßen Deckung bot, beschloß ich, die Büffel anzukriechen.
Hamiß wollte ich eigentlich zurücklassen, da sein langer Speer das Kriechen
ungemein behinderte. Er wollte aber nicht. Und das war mein Glück.
Wir waren noch gar nicht lange unterwegs, als mich plötzlich ein donnern-
des Geräusch zusammenfahren ließ. Schnell hob ich mich auf die Knie
und sah die Herde in voller Flucht davonhasten, sah aber auch kaum fünfzig
Schritt von mir entfernt, auf einer kleinen Erderhebung drei Büffel
stehen und angestrengt nach der Steppe zu sichern. Ein paar tiefe Atem-
züge, um das rasend schlagende Herz zu beruhigen, dann hob ich die Büchse,
hielt genau Blatt und ließ fliegen. Nach dem Schuß brach der Bulle zu-
sammen, kam aber sofort wieder hoch und folgte den beiden anderen, die
auf die Herde zu galoppierten, bis er sie eingeholt hatte.
Jetzt war guter Rat teuer! — Wenn nämlich ein Büffeltrupp flüchtig
wird, so bewegen sich die Tiere in zerstreuter Ordnung. Sobald aber die
Leitkuh langsamer wird oder hält, drängen alle Tiere auf einen Haufen
zusammen, und es ist ganz unmöglich, das angeschossene Tier herauszu-
kennen, kann man doch nicht einmal die Formen der einzelnen Tiere
unterscheiden. Eine solche Herde stellt sich als ein großer dunkler Klumpen
dar, an dessen beiden Enden man hie und da ein Horn im Profil heraus-
ragen sieht. Ferner machen die Tiere in dem Haufen nach allen Richtungen
Front, abweichend von allen anderen Wildarten, die beim Halten in der
 
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