Inhalt deS ersten und zweiten Heftes
In der Kolonie Beekenmoor ist Bauernhochzeit. Piter ClnverS Sohn heiratet eine reiche Banerntochter, nnd eS geht hoch her. Unter den Geladenen
ist anch das Gebrnderpaar Potter mit ihren Frauen. Hinnerk, dem Älteren, hat sein Vater den angeheirateten Snakenhof vermacht, Wilm, dem Sohn
der zweiten Frau, den angestammten Potthvs. Erst spät hat sich der Jüngere zur Heirat entschlossen, er wacht aber nun mit eifersüchtiger Liebe über
seine stattlich-schöne, sehr viel jüngere Fran. Seit sie Wilm einen Erben geschenkt, ist HinnerkS Hoffnung, der Pvtthos möchte doch noch "an ihn zurück-
fallen, erschüttert. Nun glimmen Neid und Groll heimlich unter der Decke. Bei der Begegnung auf der Clnverfcheu Hochzeit schlägt die Flamme des Hasses
durch. Erst beleidigt Hinnerks Frau die Schwägerin, dann geraten die Männer so heftig aneinander, daß der Brautvater zur' Not Ruhe stiften kann.
Auch Hinnerks ledige Schwester, die wunderliche Geschmargret, hockt, finster vor sich hinbrütend, unter den Gästen. Vor Jahren ist ihre Liebe zuschanden
geworden, weil der Vater den kecken Knecht, den Franz Bodde, als Freier davonjagte. In jener Nacht entstand in der Heide ein Brand, dem im ganzen
Moor außer anderen auch Rodekamps Hof zum Opfer fiel. Ter Bruderzwist der beiden Bauern flackerte auch schon zwischen den beiden Söhnen Hinnerks
aus. Der zwölfjährige Menne pocht daraus, das; ihm die Mutter deu Potthof zugesprochen habe, und daß sie durchsetzt, was sie will, daS wissen alle.
Diese Frau beginnt nun ihre Wühlarbeit. Sie hetzt ihren Mann auf gegen Gina. Gemeinste Verleumdung. Mit einem jungen Fant träse sich die Frau
seines Bruders Wilm, wenn der Gatte abwesend sei. Erst mag der schwerfällige Hinnerk nichts davon hören. Aber das Lügengist wirkt doch nach in ihm.
Kurz darauf treffen sich die Brüder iu einer Wirtschaft. Hinnerk beginnt den Bruder zu hänseln. Ob er denn wirklich der Treue seiner Frau so gewiß sei,
sragt er ihn nnd gibt, drohend zur Rede gestellt, als Beweis sür seine Verdächtigung an, daß er eine schöne Halskette Ginas zufällig bei einem Trödler
in Bremen gesehen habe, dem sie ein junger Mann verkauft habe. Glutdunkel wird es Wilm vor den Augen. Die bisher heimlich schwelende Eifersucht
bricht lichterloh aus dem gegnälten Innern.'Er stürzt in die regendurchpeitschte Nacht hinaus und jagt heim.'Beim ruhigen Schein der Lampe wartet seine
Fran am Bettchen deS friedlich schlummernden Buben ans den Heimkehrenden. Seine verstörten Gesichtszüge erschrecken sie, und verwundert fragt sie den
Erregten, was ihm denn passiert sei. Statt eine Antwort zu geben, sragt er keuchend: „Wo hast du die Schmuckkette?" Als Gina ausweicht, packt er sie iu
sinnloser Wut an der Kehle nnd hätte sie erwürgt, wenn nicht Knechte und Mägde zu Hilfe gekommen wären. Gina flüchtet durch die stockfinstere Nacht,
gespenstisch wie die Moorfrau, auf den Wegen zwischen den Ackerbreiten davon, hinter ihr her ihr sinnverstörter Mann.
(2. Fortsetzung»
eiter! weiter! hinaus ins wilde Moor ging die rasende
Jagd — ein toller Wettlauf. Wilm kam näher, näher.
Schon nahm der dämmerige Fleck Form an, schon hörte
er das Rascheln ihrer Füße im Heidekraut. Noch ein paar Sprünge.
— Jetzt! — Weit holte er aus mit der Hacke.-Da stolperte
er über einen Wurzelknollen im Heidekraut, schlug längelang zu
Boden. Er raffte sich auf, so rasch er konnte. Doch nun sah er
nichts mehr — keinen dämmerigen Fleck, keine flüchtende Gestalt.
Opfers kam der Zusammenbruch über ihn, die notwendige Folge
von solch übermenschlicher Aufwühlung aller Leidenschaften—
Todesmattigkeit, Stumpfheit. Nicht zum Schmerz, nicht Zur Wut
fand er mehr Kraft. Wie ein Schwerkranker taumelte er zu seinem
Haus zurück.
„Wo is unsere Frau? — Wo is deine Bäuerin?"
Wöbke schrie es ihm von der Hausschwelle entgegen. In Ent-
setzen gebannt harrten neben ihr Eroßknecht und Hüterjung. Mar-
Wie ein Vorhang
prasselte plötzlich
ein Eis ge stöber
vom Himmel her-
nieder. Schwarze
Nacht war vor
seinen Augen —
vor seinen Ohren
nur das Heulen
und Sausen des
Sturmes und da-
zwischendas ferne
Hohngelüchterdes
Kauzes.
Er kniete nie-
der, tastete mit
den Händen in:
Kraut umher.
Hatte sein Hieb
getroffen? Etwas
wie ein Ächzen
meinte er gehört
zu haben, als die
Hacke niedersauste.
—Aberseinewüh-
lendenFingerfaß-
ten nur die ver-
trockneten Heide-
rispen des ver-
gangenen Jahres
— die Nichtswür-
dige war seiner
Rache entrückt.
Und mit dem
Entrinnen seines
Tiger im Dschungel / Filmaufnahme aus Siam von Paramount-Parufamet
len, die Jung-
magd, hieltsich die
Schürze vors Ge-
sicht vor Grausen.
„Ich weiß nich,"
sagte er dumpf.
Aber Wöbke,
die Alte, trat ihm
entgegen. Im
Flackerschein der
Kerze in ihrer
Hand erschien ihr
Nunzelgesicht
feierlich streng.
„Wo hast sie
gelassen?— Was
hast ihr angetan?
— Steh Rede!
Sollte vortreff-
liche, schmucke Frau
hat unser Herr-
gott dir geschenkt,
— und gehst auf
sie los wie ein wil-
des Tier!"
„Ich hätll ihr
woll ihr Recht ge-
geben, wenn ihr
mir nich in'nArm
gefallen wäret,"
sagte Wilm. „Nu
mag denn unser
Herrgott sie rich-
ten. Mein Haus
is wieder rein."
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