Heft Z
67
Das B n ch f ü r Alle
Auf einen Wink Egloffs machten sich Kröger und Arp daran, in die
weiche schlickernde Masse zu steigen, die ihnen fast bis an die Knie ging.
Mit zwei Rechen suchten sie einen Schlammstreifen nach dem andern ab.
„Halt," rief der Kommissar plötzlich und deutete auf einen länglichen
Gegenstand, den Kröger eben wieder wegwerfen wollte, „geben Sie mir
das einmal."
„Kaum hielt er das schmutzige Etwas in der Hand, rief er: „Wir können
aufhören, füllt den Teich wieder!" und ging ohne ein Wort davon.
„Mehr als ich erwartet hatte," murmelte er und schlug den Weg zum
Schloß ein."
Als Doktor Egloff die Tür zum Herrenhaus öffnete, stieß er fast mit Herrn
von Arlt zusammen.
„Haben Sie nun die gesuchten Schätze gefunden, Herr Kommissar?"
Egloff blickte ihn lange an.
„Ja! Den Mörder!"
„Wer ist es?"
„Ein Herr, der teure seidene Taschentücher trügt, etwa dieser Art ..."
Der Staatsanwalt starrte auf das feuchte, schmutzige Tuch.
„Mein Gott, Doktor, das Monogramm, das ist doch ..."
„Sie haben recht, Herr Staatsanwalt."
Doktor Frank ließ sich schwer in einen Sessel sinken.
„Erklären Sie, Doktor ..."
„In dieses seidene Tuch war die Mordwaffe gebunden. Der Vorgang
selbst? Zerrüttete Vermögensverhältnisse, die Ernte auf dem Halm ver-
pfändet, dazu das liebe Spiel. Die Bank wußte es und gab keine Kredite
mehr. Da machte man Pläne, eine Brennerei sollte gebaut werden, einige
Bauern und der Lehrer rückten ein paar tausend Mark heraus. Die sollten
durch Spiel vervielfältigt werden und zerrannen. Der Lehrer wollte die
Summe wiederhaben. Er stellte zur Rede, drohte mit dem Gericht .. .
„... Da sah ich Blut, habe geschrien und bin fortgelaufen wie toll..."
„Schätze nicht, Herr von Arlt, aber den Täter."
„In dem Teiche? Sie scherzen!"
„Ich scherze nicht, Herr von Arlt. Aber ich will Ihnen sagen, was ich
fand: ein seidenes Taschentuch, in das die Mordwaffe gebunden war."
Arlt bewahrte mit Mühe die Fassung.
Egloff sah ihn wiederum lange an.
Dann wies er auf die Jagdflinte, die von Arlt trug.
„Sie wollen zur Jagd?"
„Ja, ein paar Krähen schießen ..."
Egloff lehnte sich an d-en Türpfosten.
„Dann seien Sie, bitte, recht vorsichtig, Herr von Arlt und sichern Sie
Ihre Waffe recht gut. Es ist durch Unvorsichtigkeit schon mancher tödliche
Jagdunfall vorgekommen ..."
„Ich danke Ihnen für Ihren guten Rat, Herr Doktor," sagte Herr von
Arlt langsam, „ich werde ihn befolgen."
* *
Staatsanwalt Doktor Frank hatte bereits ungeduldig gewartet.
Er ging dem Kommissar entgegen.
„Nun, Herr Doktor, haben Sie etwas gefunden?"
Er hätte aber seine Angewohnheit nicht haben müssen, des Nachts im Walde
spazierenzugehen. Der Täter kannte sie. Ein Hammer ist schwer, sinkt im
Schlamm unter, wenn er lautlos gearbeitet hat. Auf Waldboden gibt es
keine Spuren. Landstreicher lungern immer herum. Nur eins wurde ver-
gessen, die Blutspritzer an der Kleidung des Täters. Sie wurden beseitigt, mit
diesem Tuch, das mit dem Hammer im Schlamm verschwinden sollte ..."
Der Staatsanwalt nickte schwer.
„So tun Sie Ihre Pflicht, Herr Doktor."
„Herr von Arlt ist nicht zu Hause."
„Hat er etwas geahnt? Ist er geflüchtet?"
Egloff trat langsam zum Fenster und öffnete beide Flügel.
„Er ist zur Jagd gegangen, Herr Staatsanwalt. Wäre er geflüchtet, so
hätte er eine große Torheit begangen; fällt dort im Walde in den nächsten
Minuten ein Flintenschuß, so kann das eine große Klugheit gewesen sein."
Der Staatsanwalt stand in tiefer Bewegung vor dem Kommissar.
„Sie meinen, Herr Doktor ...?"
Um Egloffs Mund standen steile Falten.
„Ich empfahl, Herr Staatsanwalt..."
Endlos rieselten die Minuten.
--Genau um sieben Uhr dreißig fiel im nahen Wald ein Schuß.
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Auf einen Wink Egloffs machten sich Kröger und Arp daran, in die
weiche schlickernde Masse zu steigen, die ihnen fast bis an die Knie ging.
Mit zwei Rechen suchten sie einen Schlammstreifen nach dem andern ab.
„Halt," rief der Kommissar plötzlich und deutete auf einen länglichen
Gegenstand, den Kröger eben wieder wegwerfen wollte, „geben Sie mir
das einmal."
„Kaum hielt er das schmutzige Etwas in der Hand, rief er: „Wir können
aufhören, füllt den Teich wieder!" und ging ohne ein Wort davon.
„Mehr als ich erwartet hatte," murmelte er und schlug den Weg zum
Schloß ein."
Als Doktor Egloff die Tür zum Herrenhaus öffnete, stieß er fast mit Herrn
von Arlt zusammen.
„Haben Sie nun die gesuchten Schätze gefunden, Herr Kommissar?"
Egloff blickte ihn lange an.
„Ja! Den Mörder!"
„Wer ist es?"
„Ein Herr, der teure seidene Taschentücher trügt, etwa dieser Art ..."
Der Staatsanwalt starrte auf das feuchte, schmutzige Tuch.
„Mein Gott, Doktor, das Monogramm, das ist doch ..."
„Sie haben recht, Herr Staatsanwalt."
Doktor Frank ließ sich schwer in einen Sessel sinken.
„Erklären Sie, Doktor ..."
„In dieses seidene Tuch war die Mordwaffe gebunden. Der Vorgang
selbst? Zerrüttete Vermögensverhältnisse, die Ernte auf dem Halm ver-
pfändet, dazu das liebe Spiel. Die Bank wußte es und gab keine Kredite
mehr. Da machte man Pläne, eine Brennerei sollte gebaut werden, einige
Bauern und der Lehrer rückten ein paar tausend Mark heraus. Die sollten
durch Spiel vervielfältigt werden und zerrannen. Der Lehrer wollte die
Summe wiederhaben. Er stellte zur Rede, drohte mit dem Gericht .. .
„... Da sah ich Blut, habe geschrien und bin fortgelaufen wie toll..."
„Schätze nicht, Herr von Arlt, aber den Täter."
„In dem Teiche? Sie scherzen!"
„Ich scherze nicht, Herr von Arlt. Aber ich will Ihnen sagen, was ich
fand: ein seidenes Taschentuch, in das die Mordwaffe gebunden war."
Arlt bewahrte mit Mühe die Fassung.
Egloff sah ihn wiederum lange an.
Dann wies er auf die Jagdflinte, die von Arlt trug.
„Sie wollen zur Jagd?"
„Ja, ein paar Krähen schießen ..."
Egloff lehnte sich an d-en Türpfosten.
„Dann seien Sie, bitte, recht vorsichtig, Herr von Arlt und sichern Sie
Ihre Waffe recht gut. Es ist durch Unvorsichtigkeit schon mancher tödliche
Jagdunfall vorgekommen ..."
„Ich danke Ihnen für Ihren guten Rat, Herr Doktor," sagte Herr von
Arlt langsam, „ich werde ihn befolgen."
* *
Staatsanwalt Doktor Frank hatte bereits ungeduldig gewartet.
Er ging dem Kommissar entgegen.
„Nun, Herr Doktor, haben Sie etwas gefunden?"
Er hätte aber seine Angewohnheit nicht haben müssen, des Nachts im Walde
spazierenzugehen. Der Täter kannte sie. Ein Hammer ist schwer, sinkt im
Schlamm unter, wenn er lautlos gearbeitet hat. Auf Waldboden gibt es
keine Spuren. Landstreicher lungern immer herum. Nur eins wurde ver-
gessen, die Blutspritzer an der Kleidung des Täters. Sie wurden beseitigt, mit
diesem Tuch, das mit dem Hammer im Schlamm verschwinden sollte ..."
Der Staatsanwalt nickte schwer.
„So tun Sie Ihre Pflicht, Herr Doktor."
„Herr von Arlt ist nicht zu Hause."
„Hat er etwas geahnt? Ist er geflüchtet?"
Egloff trat langsam zum Fenster und öffnete beide Flügel.
„Er ist zur Jagd gegangen, Herr Staatsanwalt. Wäre er geflüchtet, so
hätte er eine große Torheit begangen; fällt dort im Walde in den nächsten
Minuten ein Flintenschuß, so kann das eine große Klugheit gewesen sein."
Der Staatsanwalt stand in tiefer Bewegung vor dem Kommissar.
„Sie meinen, Herr Doktor ...?"
Um Egloffs Mund standen steile Falten.
„Ich empfahl, Herr Staatsanwalt..."
Endlos rieselten die Minuten.
--Genau um sieben Uhr dreißig fiel im nahen Wald ein Schuß.