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Inhalt des ersten bis vierten Heftes
In Beekenmoor ist Bauernhochzeit. Piter Clüvers Sohn heiratet eine reiche Bauerntochter. Unter den Geladenen ist auch das Gebrüderpaar Potter mit ihren
grauen. Hinnerk, dem Alteren, hat sein Vater den angeheirateten Snakenhof vermacht, Wilm, dem Sohn der zweiten Frau, den angestammten Potthos Erst
spät hat sich der Jüngere zur Heirat entschlossen, wacht aber nun eifersüchtig über seine viel jüngere Fran. Seit sie Wilm einen Erben geschenkt, ist Hinnerks
Hofnung, der Potthos möchte doch noch an ihn zurücksallen, erschüttert. Nun glimmen Neid und Groll heimlich unter der Decke. Ans der Clüverschen Hochzeit
schlügt die Flamme des Hasses durch. Erst beleidigt Hinnerks Frau die Schwägerin, dann geraten die Männer aneinander. Auch Hinnerks Schwester, Gesch-
margret, hockt, finster vor sich hinbrütend, unter den Gästen. Vor Jahren ist ihre Liebe zuschanden geworden, weil der Vater den Knecht, Franz Bodde,
als freier davonjagte. In jener Nacht entstand ein Brand, dem außer anderen auch Rodekamps Hos zum Opser fiel. Der zwölfjährige Menne pocht darauf,
daß ihm die Blutter den Potthos zugesprochen habe. Diese Frau hetzt nun ihren Mann auf gegen Gina. Mit einem jungen Fant träfe sich die Frau seines
Bruders Wilm, wenn der Gatte abwesend sei. Erst mag der Hinnerk nichts davon hören. Aber das Lügengift wirkt doch nach. Kurz darauf treffen sich die
Brüder in einer Wirtschaft. Hinnerk beginnt den Bruder zu hänseln. Ob er denn wirklich der Treue seiner Frau so gewiß sei, fragt er ihn und gibt, zur
Rede gestellt, als Beweis für seine Verdächtigung an, daß er eine Halskette Ginas bei einem Trödler in Bremen gesehen habe, dem sie ein junger Mann
verlaust habe. Die bisher heimlich schwelende Eifersucht WilmS bricht lichterloh aus dem gequälten Innern. Er stürzt in die Nacht hinaus und jagt heim.
Verwundert fragt seine Frau beim Empfang, was ihm passiert sei. Statt eine Antwort zu geben, schreit er keuchend: „Wo hast du die Schmuckkette?" Als
Gina ausweicht, packt er sie an der Kehle und hätte sie erwürgt, wenn nicht Knechte und Mägde zu Hilfe gekommen wären. Gina flüchtet durch die stockfinstere
Nacht, gespenstisch wie die Moorfrau, davon, hinter ihr her ihr sinnverstörter Mann. Ohne Frau kommt Wilm heim, von Vorwürfen des Gesindes emp-
fangen. Timm Ciüver hat Schuh und Tuch Ginas im Moor gefunden. Wilm hält ihr Versinken für ein Gottesgericht. Die Vertriebene wird zu Tode erschöpft
von Mutter Rodekamp an ihrer Türschwelle ausgesunden und gepflegt. Jan Rodekamp bittet um den Segen der Mutter zu seiner Flucht nach Amerika;
vor seiner Liebe zu Gina will er über das Meer entfliehen. Langsam erholt sich Ginas Körper, aber die Seele will nicht gesunden. Als Jan auf ihre Bitten
hin sich in Beekenmoor nach Ginas Kind und Wilms Verhalten erkundigt und die Nachricht bringt, der Bub sei in guter Pflege der treuen Magd Wöbke
und für Wilm sei die Vergangenheit tot — da will Gina wrt und sagt: „So will ich tot sür ihn bleiben." Die Worte wecken Hoffnungen bei Jan. Inzwischen
treffen sich auf dem Schanibecker Pfingstmarkt Wilm und Hinnerk Potter, dessen Frau gegen Ennos Pflegerin, die getreue Wöbke, Mißtrauen zu säen ver-
sucht Wilm wehrt solche Tücke ab und geht mißmutig, um sich an den Jahrmarktfreuden, den Seiltänzerküusten einer Zigeunertruppe zu zerstreuen
(4. Fortsetzung)

lle Fenster des Wirtshaussaales standen offen. Vom Markt
herein schallte die Musik, die die Zigeuner noch immer zum
besten gaben, eine rauschende Musik mit Trommeln und
Pauken. Auf einmal wurde es still. Auch die fernen Karusselle

waren verstummt. Nur eine Fiedel klang, nur eine Menschen-
stimme sang. Und still wurde es auch im Saale. Fast hielten die
Hörer den Atem an, gebannt von der vollkommenen Schönheit,
deren Macht auch die Rohen und Einfältigen zwingt. Ein weicher


Die Schicksalsschaukel / Nach einem Gemälde von Prof. Hermann Fahrenkrog


s. 1SS8
 
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