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Das Buch für Alle -.:!!>



Das 8.ac1io^eseliu^2
Von Dr. Äi.1^rec1 Orac^env^itL
^>or einer Reihe von Jahren machte die Entdeckung
eines englischen Ingenieurs viel von sich reden.
Es handelte sich um sogenannte „Todesstrahlen", denen
man die furchtbarsten Wirkungen zuschrieb. Eingehende
Mitteilungen über die Natur dieser Strahlen liehen auf
sich warten: das Interesse an der Sache flaute schließlich
ab, und man war vielfach geneigt, in dem Erfinder einen
gewöhnlichen Schwindler zu vermuten.
Inzwischen mehren sich jedoch die Fälle der Erzeugung
ähnlich wirkender „Todesstrahlen", und während der ur-
sprüngliche Entdecker hinsichtlich der Herkunft und Be-
schaffenheit seiner Strahlen überaus zurückhaltend war,
erklären andere, zum Beispiel Dr. A. W. Wood und
A. Loomis, offen, dah es sich bei ihren Versuchen um
Schallwellen kleinster, für das Ohr nicht mehr hörbarer
Wellenlänge handelt. Waren die tödlichen Wirkungen
dieser Strahlen auch zunächst auf kleine Tiere wie Mäuse
beschränkt, so hatte man doch den experimentellen Beweis
für ihre Möglichkeit und konnte den Gedanken einer
eventuellen Auswertung größeren Stils nicht von der
Hand weisen.
Einen neuen Weg in ähnlicher Richtung geht Dr. Phil-
lips Thomas, ein Forschungsingenieur der Westinghouse-
Eesellschaft, der zunächst die Möglichkeit einer drahtlosen
Kraftübertragung mit elektrischen Wellen erörtert. Thomas
geht von den Marconischen Versuchen mit Kurzwellen-
sendern aus, bei denen spiegelartige Vorrichtungen den Die Gesche
Wellen beziehungsweise Energiestrahlen die Richtung ^er L

digkeit moderner Flugzeuge vermag zwar die Artillerie zu täuschen, nicht
er der Radiogeschütze, die sie mit ihren Todeeistrahlen zum Absturz bringen

gaben, Versuchen, die in ähnlicher Form zum Beispiel
von der Telefunkengesellschaft (neuerdings mit Wellen von nur 19 Zenti-
meter) ausgeführt werden. Hierbei wurden bisher Sender von ganz
geringer Energieleistung — weniger als 1 Watt — benutzt, die trotzdem
auch in größter Entfernung sehr beträchtliche Wirkungen erzielten. Wenn
man nun, so meint Thomas, Senderleistungen von einigen tausend Watt,
das heißt einigen Kilowatt» wie sie sonst im Rundfunk vorkommen, benutzte,
so könnte man mit Sicherheit annehmen, daß die Luft überall dort, wo
die Kurzwellenstrahlen hindurchgehen, leitfähig würde. Der Strahlenweg
würde also zum elektrischen Leiter werden und sich ganz ebenso verhalten
wie ein Kupferdraht, nur daß er kein Gewicht hätte und nach Belieben
dorthin dirigiert werden könnte, wo seine Wirkung gerade gewünscht wird.

Uber diese leitend gemachte Bahn könnte man auch, frei durch die Luft,
Hochspannungsströme schicken, die ganz ebenso wie bei der Berührung eines
Hochspannungsdrahtes den in ihren Bereich Kommenden gefährlich werden
würden. Abgesehen von ihrer Verwendung für die drahtlose Übertragung
elektrischer Kraft, würde eine derartige Anordnung auch militärische
Verwendungsmöglichkeiten haben. Ein vordringendes Heer würde zum
Beispiel in eine schlimme Lage kommen, wenn der Gegner mit solchen
Apparaten versehen wäre, die geräuschlos und bei Tage unsichtbar ihre
Wirkung ausüben würden. Freilich würde man hierbei mit der Wellenlänge
noch weiter hinuntergehen müssen als bisher, mindestens bis auf 10 Zenti-
meter, und zu diesem Zwecke müßten die zur Erzeugung der Wellen dienen-
den Vakuumröhren noch weiter v ervollkommnet werden.
Wie man sich die Wirkungsweise eines derartigen
Radiogeschützes zu denken hat, erörtert I. Riley in
den von H. Gernsback herausgegebenen „Radio News",
denen wir auch die diesen Artikel begleitenden Ab-
bildungen verdanken. Bei der Kürze der Wellen würde
man mit sehr einfachen Reflektoren auskommen. Ein
käfigartiges Drahtgitter mit parabelförmiger Kuppe
würde wahrscheinlich vollkommen genügen; die eigent-
lichen Strahlungsdrähte müßten dann, ganz ebenso
wie die Lampe eines Scheinwerfers, im Brennpunkt
der Kuppe angebracht sein. Weniger leicht und hand-
lich als der Reflektor würde der Elektrizitätserzeuger
ausfallen; er müßte auf mehreren Transportwagen
untergebracht werden, falls man es nicht vorzieht, die
elektrische Kraft auf leitend gemachten Luftwegen von
einer Elektrizitätszentrale hinter der Front zu beziehen.
Die von einem solchen Radiogeschütz ausgesandten
Strahlen würden nicht nur für Menschen tödlich sein;
sie würden auch auf alle in ihren Bereich kommenden
Maschinen mit elektrischen Vorrichtungen zerstörend
einwirken, zum Beispiel würden sie die Zündung eines
Kraftwagens durchbrennen und dem Wagen hierdurch
jede Möglichkeit der Fortbewegung nehmen.
Besondere Wichtigkeit aber würde das Radiogeschütz
für die Abwehr von Flugzeugen und Luftschiffen haben;
könnte man mit ihm doch wie mit einem wirklichen
Scheinwerfer den ganzen Himmel abtasten, bis es auf
ein feindliches Flugzeug aufträfe, dessen Lage sich durch


L)as Rac>ivge;chutz beim Avpreichen ves Himmels

geeignete Sucher ganz genau bestimmen lassen würde.
 
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