Heft 27 ...
Das Buch für Alle
I?
weisen. Mir wurden Elefanten bekannt,
die sich als gewaltige Dickköpfe erwiesen,
mit denen nichts Rechtes anzufangen
war, aber auch viele, die als sehr ge-
lehrige Schüler bald ihre Aufgabe er-
faßten und zur Zufriedenheit ihres
Lehrmeisters ausführten. So bestehen
zwischen dem indisch en und afrikanisch en
Elefanten entschieden Unterschiede in
der B egabung; d er indisch e Elefant lernt
leichter, aber der afrikanische führt,
wenn er eine Aufgabe gelernt hat,
diese zuverlässiger aus.
Carl Hagenbeck hat es auch verstan-
den, zur Ausführung seiner Ideen die
richtigen Leute zu finden. Eine Anzahl
ausgezeichneter Dompteure ist aus sei-
ner Schule hervorgegangen. Vor allem
war es sein Schwager Heinrich Mehr-
mann, der als einer der ersten die
Zwei Löwen in schwieriger Stellung
„zahme Tierdressur" zur Ausführung
brachte, ferner Richard Sawade als
Tigerdresseur, Philadelphia als Elefan-
tendresseur, Fritz Schilling als Dresseur
gemischter Raubtiergruppen und Oest-
mann als solcher für Seelöwen.
Früher war man über die Dressur-
fähigkeit verschiedener Tiere gänzlich
falsch unterrichtet. Der Eisbär galt in
früheren Jahren als ganz unzähmbar.
Heute werden Massengruppen von Eis-
bären durch einen Menschen vorgeführt.
Wer hätte einst den Robben, See-
löwen und Seehunden, wie auch den
Walrossen, eine so hohe Intelligenz
zugetraut, durch die sie sich ausge-
zeichnet zur Dressur eignen. Die See-
löwen erweisen sich geradezu als un-
glaublich gewandte Jongleure. Sie ent-
wickeln nicht nur eine große Geschick-
Orefsierte Eisbären auf der Spazierfahrt
Löwenpyramide
lichkeit im Balancieren, sondern bekunden auch einen großen Ehrgeiz. Hatten sie einmal
Unglück während der Vorstellung, so geben sich diese Tiere die unglaublichste Mühe, um
den schlechten Eindruck wieder auszuwischen. Die hohe Intelligenz der robbenartigen
Säugetiere ist dadurch erklärlich, daß es sich bei ihnen um das Meer bewohnende Raub-
tiere handelt, die ursprünglich von Landraubtieren abstammen und deren Intelligenz
trotz ihrer Umwandlung als Meeresbewohner beibehalten haben.
Aus meinen zahlreichen Beobachtungen und Erfahrungen, die ich im Umgang mit
wilden Tieren machte, könnte ich noch viel mitteilen, doch muß ich mich für heute auf
vorstehende Angaben beschränken. Ich hoffe aber bei dem Leser die Überzeugung wach-
gerufen zu haben, daß nur auf dem Wege erzieherischer Methode eine Dressur wilder
Tiere vom Standpunkte des Tierfreundes aus durchführbar und berechtigt ist.
Das Buch für Alle
I?
weisen. Mir wurden Elefanten bekannt,
die sich als gewaltige Dickköpfe erwiesen,
mit denen nichts Rechtes anzufangen
war, aber auch viele, die als sehr ge-
lehrige Schüler bald ihre Aufgabe er-
faßten und zur Zufriedenheit ihres
Lehrmeisters ausführten. So bestehen
zwischen dem indisch en und afrikanisch en
Elefanten entschieden Unterschiede in
der B egabung; d er indisch e Elefant lernt
leichter, aber der afrikanische führt,
wenn er eine Aufgabe gelernt hat,
diese zuverlässiger aus.
Carl Hagenbeck hat es auch verstan-
den, zur Ausführung seiner Ideen die
richtigen Leute zu finden. Eine Anzahl
ausgezeichneter Dompteure ist aus sei-
ner Schule hervorgegangen. Vor allem
war es sein Schwager Heinrich Mehr-
mann, der als einer der ersten die
Zwei Löwen in schwieriger Stellung
„zahme Tierdressur" zur Ausführung
brachte, ferner Richard Sawade als
Tigerdresseur, Philadelphia als Elefan-
tendresseur, Fritz Schilling als Dresseur
gemischter Raubtiergruppen und Oest-
mann als solcher für Seelöwen.
Früher war man über die Dressur-
fähigkeit verschiedener Tiere gänzlich
falsch unterrichtet. Der Eisbär galt in
früheren Jahren als ganz unzähmbar.
Heute werden Massengruppen von Eis-
bären durch einen Menschen vorgeführt.
Wer hätte einst den Robben, See-
löwen und Seehunden, wie auch den
Walrossen, eine so hohe Intelligenz
zugetraut, durch die sie sich ausge-
zeichnet zur Dressur eignen. Die See-
löwen erweisen sich geradezu als un-
glaublich gewandte Jongleure. Sie ent-
wickeln nicht nur eine große Geschick-
Orefsierte Eisbären auf der Spazierfahrt
Löwenpyramide
lichkeit im Balancieren, sondern bekunden auch einen großen Ehrgeiz. Hatten sie einmal
Unglück während der Vorstellung, so geben sich diese Tiere die unglaublichste Mühe, um
den schlechten Eindruck wieder auszuwischen. Die hohe Intelligenz der robbenartigen
Säugetiere ist dadurch erklärlich, daß es sich bei ihnen um das Meer bewohnende Raub-
tiere handelt, die ursprünglich von Landraubtieren abstammen und deren Intelligenz
trotz ihrer Umwandlung als Meeresbewohner beibehalten haben.
Aus meinen zahlreichen Beobachtungen und Erfahrungen, die ich im Umgang mit
wilden Tieren machte, könnte ich noch viel mitteilen, doch muß ich mich für heute auf
vorstehende Angaben beschränken. Ich hoffe aber bei dem Leser die Überzeugung wach-
gerufen zu haben, daß nur auf dem Wege erzieherischer Methode eine Dressur wilder
Tiere vom Standpunkte des Tierfreundes aus durchführbar und berechtigt ist.