Die Kapelle südlich des Chors ist. mit drei Seiten des Achtecks,
welche zweitheilige Fenster aufweisen, geschlossen und mit einem reichen
Gewölbe ohne Dienste versehen. Die Fenster haben Fischblasenmaass-
werk, die Kippen das Profil der Doppelhohlkehle.
Die vorhandene Wandmalerei ist ein Ergebniss der Herstellungs-
arbeiten des Jahres 1881. Damals wurden die Wandflächen vom alten
Verputz gereinigt, mit Asphalt gestrichen und neu verputzt, die Brüstungen
der Emporen, die Gewölberippen, Anfänger, Pfeiler, Dienste und Maass-
werke vom alten Anstrich gereinigt1), theilweise nachgearbeitet und ab-
neschliffen. Sie blieben im rothen Lokaltone stehen, während die Wände
mit einem grüngelblichen Tone, oben in Kalkfarbe, unten in Oelfarbe
gestrichen und mit dunkeln Linien gequadert wurden. Nach Entfernung
des Anstrichs auf den Gewölbeflächen kam die alte Malerei so deutlich
zu Tage, dass Zeichnung und Farbentöne direkt aufgenommen wm.rden
konnten, um weiter als Muster zu dienen. Sie zeigt (vgl. Fig. 11) das
System, welches um die Mitte des XV. Jahrhunderts erscheint und Wand-
und Gewölbeflächen mit einem Kankenornament aus sich verzweigenden
Stengeln mit Blättern, Blumen und Früchten versieht. Die Rankenorna-
mente entwickeln sich von den Schlusssteinen und Knotenpunkten aus,
letztere sind mit Bändern buntfarbig, Schlusssteine und AVappen mit
Farben und Gold behandelt. AVas wir hier sehen, dürfte die Malweise
des Meisters Hans Epstein sein, welcher nach Lersner im Jahre 1536 den
Chor bemalt hat* 2 3). Die Wiederherstellung dieser Malereien erfolgte durch
den Maler J. Mössinger aus Frankfurt a. M. Gleichzeitig wurde eine
Reihe von figürlichen Darstellungen aus dem Mittelalter aufgedeckt,
welche zum Theil durch den Maler Wittkopp aus Eltville in den acht-
ziger Jahren wiederhergestellt wurden. Hierher gehört das Bild über
dem Triumphbogen: Christus als AVeltrichter auf dem Regenbogen sitzend
mit Maria und Johannes, zur Rechten die Lilie und den Chor der Seligen,
links das Schwert und die Verdammten; zu beiden Seiten unterhalb befinden
sich die vereinten Wappen der Eamilien Rorbach und Melem, daher eine
Stiftung von Bernhard Rorbach und Ursula von Melem (vermählt 1501),
welche noch mehrere andere Stiftungen in der Leonhardskirche machten,
und deren Wappen sich auch an den Gewölben des Chors befinden, wo-
raus sich schliessen lässt, dass sie auch zu dem Bau desselben beigetragen
haben. Die AViederherstellung erfolgte 1883; dabei kamen alle Theile
der Darstellung unter der Tünche zum Vorschein 3), so dass nur an einigen
Stellen Zweifel über die frühere Zeichnung sich einstellen konnten.
x) Die Kirche war 1810 durch Hoffmann ausgeweisst worden, die Gewölberippen
erhielten damals einen lichtgrauen Leimfarbenanstrich; Stadtarchiv I, Ugb A 30
Nr. 66a.
2) „1536. Das Chor hat Meister Hans Epstein gemahlet, kostet40fl.“; Lersner IV, 187.
3) Konservator 0. Cornills Bericht an die städtische Bau-Deputation vom 19. De-
zember 1883 ; Akten derselben Gef. XVI, Nr. 15.
Innerer
Ausbau.
welche zweitheilige Fenster aufweisen, geschlossen und mit einem reichen
Gewölbe ohne Dienste versehen. Die Fenster haben Fischblasenmaass-
werk, die Kippen das Profil der Doppelhohlkehle.
Die vorhandene Wandmalerei ist ein Ergebniss der Herstellungs-
arbeiten des Jahres 1881. Damals wurden die Wandflächen vom alten
Verputz gereinigt, mit Asphalt gestrichen und neu verputzt, die Brüstungen
der Emporen, die Gewölberippen, Anfänger, Pfeiler, Dienste und Maass-
werke vom alten Anstrich gereinigt1), theilweise nachgearbeitet und ab-
neschliffen. Sie blieben im rothen Lokaltone stehen, während die Wände
mit einem grüngelblichen Tone, oben in Kalkfarbe, unten in Oelfarbe
gestrichen und mit dunkeln Linien gequadert wurden. Nach Entfernung
des Anstrichs auf den Gewölbeflächen kam die alte Malerei so deutlich
zu Tage, dass Zeichnung und Farbentöne direkt aufgenommen wm.rden
konnten, um weiter als Muster zu dienen. Sie zeigt (vgl. Fig. 11) das
System, welches um die Mitte des XV. Jahrhunderts erscheint und Wand-
und Gewölbeflächen mit einem Kankenornament aus sich verzweigenden
Stengeln mit Blättern, Blumen und Früchten versieht. Die Rankenorna-
mente entwickeln sich von den Schlusssteinen und Knotenpunkten aus,
letztere sind mit Bändern buntfarbig, Schlusssteine und AVappen mit
Farben und Gold behandelt. AVas wir hier sehen, dürfte die Malweise
des Meisters Hans Epstein sein, welcher nach Lersner im Jahre 1536 den
Chor bemalt hat* 2 3). Die Wiederherstellung dieser Malereien erfolgte durch
den Maler J. Mössinger aus Frankfurt a. M. Gleichzeitig wurde eine
Reihe von figürlichen Darstellungen aus dem Mittelalter aufgedeckt,
welche zum Theil durch den Maler Wittkopp aus Eltville in den acht-
ziger Jahren wiederhergestellt wurden. Hierher gehört das Bild über
dem Triumphbogen: Christus als AVeltrichter auf dem Regenbogen sitzend
mit Maria und Johannes, zur Rechten die Lilie und den Chor der Seligen,
links das Schwert und die Verdammten; zu beiden Seiten unterhalb befinden
sich die vereinten Wappen der Eamilien Rorbach und Melem, daher eine
Stiftung von Bernhard Rorbach und Ursula von Melem (vermählt 1501),
welche noch mehrere andere Stiftungen in der Leonhardskirche machten,
und deren Wappen sich auch an den Gewölben des Chors befinden, wo-
raus sich schliessen lässt, dass sie auch zu dem Bau desselben beigetragen
haben. Die AViederherstellung erfolgte 1883; dabei kamen alle Theile
der Darstellung unter der Tünche zum Vorschein 3), so dass nur an einigen
Stellen Zweifel über die frühere Zeichnung sich einstellen konnten.
x) Die Kirche war 1810 durch Hoffmann ausgeweisst worden, die Gewölberippen
erhielten damals einen lichtgrauen Leimfarbenanstrich; Stadtarchiv I, Ugb A 30
Nr. 66a.
2) „1536. Das Chor hat Meister Hans Epstein gemahlet, kostet40fl.“; Lersner IV, 187.
3) Konservator 0. Cornills Bericht an die städtische Bau-Deputation vom 19. De-
zember 1883 ; Akten derselben Gef. XVI, Nr. 15.
Innerer
Ausbau.