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1888 erfolgte dann durch denselben Meister die Erneuerung des auf der
linken Seite des Chors unter der Tünche aufgefundenen Wandgemäldes,
welche, da fast Alles erhalten war, ohne Schwierigkeiten von Statten ging.
Wir sehen hier die Darstellung des apostolischen Glaubensbekenntnisses
in Spruchbändern (Fig. 35), welche mit den Figuren der zwölf Apostel
in einem Baume in Verbindung gebracht sind. Oben thront Christus:
„Data est mihi omnis potestas in coelo et in terra. Euntes ergo docete
omnes gentes baptizantes eos in nomine Patris et Filii et Spiritus s.“;
rechts unten das Bild des Patrons St. Leonhard. Im fiebrigen fanden
sich noch mehrfach Beste figürlicher Darstellungen. Im Chorschluss, auf
dem unteren Theile der Wand, ist links eine „Verkündigung“ klar zu er-
kennen1), dann war ein von zwei Engeln getragenes Schweisstuch der
Veronica* 2), darunter verborgen eine ältere Malerei, ferner ein Crucifixus
vorhanden. Die an der Südwestecke an Stelle des vermauerten Portals
gebildete Nische enthält eine ältere Statue der Mutter Gottes. Letztere
wurde durch den Maler Weiss in Frankfurt a. M. 1894 neu bemalt, die
Nische selbst mit einigen Sinnbildern aus der lauretanischen Litanei
(Domus aurea, Foederis arca, Janua coeli, Stella matutina, Speculum jus-
titiae, Vas spirituale, Bosa mystica und Turris Davidica) zwischen Banken
und der Ueberschrift „0 Maria Immaculata et Inviolata Virgo Mater
Begina Coelorum o. p. n.“ geschmückt.

Von den ursprünglich in der Kirche vorhandenen Glasmalereien
war Vieles in der Zeit, da das Gotteshaus als Lagerraum .benutzt wurde,
verloren gegangen. Die Beste wurden 1813 in einige, dem Hochaltar
gegenüber stehende Fenster an der Orgel eingesetzt, bei Gelegenheit der
Wiederherstellung des Inneren im Jahre 1851 jedoch den Fenstern des
Chorschlusses wieder einverleibt, wo sie sich heute noch befinden3). Sie
sind vielfach mit modernen Gläsern ausgeflickt, im übrigen jedoch von
vorzüglicher Wirkung und prächtigen Farben. Es sind Scenen aus der
biblischen Geschichte, aus demLeben des heiligenLeonhard, sowie eine Beihe
von Wappen hiesiger Patrizier, Wohlthäter der Kirche, dargestellt, ein-
zelne von besonderer Schönheit, in einer Technik, welche der Mittelzeit
der gothischen Glasmalerei, der Epoche des Kunstgelb, eigen ist.

Ein Verzeichniss der Altäre findet sich bei Lersner IV, 189 und
190, auch sind einige ältere Nachrichten vorhanden4). Hoffmann nennt
18075) einen Hochaltar, je einen Altar in der Salvator- und in der Süd-

9 ,,1440 curavit fieri picturam muri circa summum altare chori“; Lersner IV, 181.

2) Mittheilungen VII, 66.

3) Frankfurter Konversations-Blatt 1851, Nr. 260.

4) ,,1458 facta summi altari tabula“ ; Lersner IV, 1S2. ,,1491 facta est tabula

altaris apud imaginem St. Leonhard“; Lersner IV, 184; desgl. Battonn V, 4. „1523
ist ein Altar auf den Lettner gemacht worden“; Battonn V, 5. Vgl. ferner die dies-
bezüglichen Bemerkungen bei Beschreibung der Thürme Seite 10.

5) Stadtarchiv, Ugb A 30 Nr. 66 a.
 
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