Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 2): Weltliche Bauten — Frankfurt a. M., 1898

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.25632#0130
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
= 106


gonnenen Arbeiten. Im Oktober beschloss der Rath, im nächsten Sommer
die Befestigung vom Bookenheimer Thore bis zum Maine, also an der
bisher noch unberührten Westfront, in Angriff zu nehmen. Im Januar
1635 begann man mit dem Bollwerk vor der Mainzer Pforte und arbeitete
dann unter fortwährendem Drängen der Schweden den ganzen Sommer
hindurch auf dieser Seite der Stadt. Am 11. April beschloss der Rath
die angefangenen Werke auszubauen, aber zunächst keine neuen in Angriff
zu nehmen. Es erfolgte dieser Beschluss nicht sowohl in der Erwartung,
dass die Verhandlungen zwischen Rursachsen und dem Kaiser zu einem
günstigen Ergebniss, zu einer theilweisen Befriedung des Reichs führen
würden, als aus der Erwägung, dass die städtischen Finanzen die Rosten
für die in so raschem Tempo betriebenen Bauarbeiten und vor allen
Dingen die Entschädigungen, welche an die Eigenthümer der zur Be-
festigung hinzugezogenen Feldgüter gezahlt werden mussten, nicht mehr
aufbringen konnten. Mit dein Prager Frieden, dem bald auch Frankfurt
beitrat und damit sich von den Gegnern des Kaisers lossagte, trat ein
Stillstand im Befestigungswerk ein, wenigstens auf der Frankfurter Seite.
Denn in Sachsenhausen war bisher noch nichts geschehen, so sehr
auch der Kommandant der dortigen schwedischen Besatzung darauf ge-
drungen hatte. Erst als diese im August 1635 vertrieben war, konnte man
an die Verstärkung Sachsenhausens denken; sie begann etwa 1638 und
erstreckte sich über einen weit grösseren Zeitraum, als die Arbeit auf der
Frankfurter Seite, die in der Hauptsache etwa sieben Jahre erfordert
hatte. Der Schwerpunkt der Sachsenhäuser Befestigung lag natürlich am
Affen-Thor, durch welches die Hauptzufuhrstrasse führte; es wurde 1647
erbaut und erhielt 1665 das davor gelegene Hornwerk.
Die Arbeiten zur Befestigung, die wir von 1635 ab nicht mehr in
ihren einzelnen Phasen verfolgen können, gingen das ganze XVII. Jahr-
hundert hindurch fort und kamen etwa gegen 1700 zum Abschluss. Der
eigentliche Schöpfer dieser Befestigung, Johann Wilhelm Dilich, war etwa
drei Jahrzehnte daran thätig, bis er gegen 1660 starb. Nach ihm scheint
der Stückmajor Andreas Kiesser die Leitung übernommen zu haben.
Diliclis Befestigung, im XVIII. Jahrhundert fortwährend verstärkt
oder ausgebessert, blieb der Stadt bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit
erhalten, bis sie bei der Entfestigung in Anlagen umgewandelt wurde.
Das Befestigungssystem Diliclis ist auf dem Meriansclien Plane genau
zu verfolgen. Die von ihm erbauten befestigten Bollwerke waren fünf-
eckig, sprangen weit vor die alte Festung vor und waren durch Erdwälle
mit einander verbunden. Hierbei blieb die Befestigung des XIV. Jahr-
hunderts im Allgemeinen erhalten, und das Ganze wurde mit einem neuen,
breiten Graben umgeben. Im westlichen Theile vom Main bis zum Eschen-
heimer Thor war auch der alte Graben bestehen geblieben, so dass hier
zwei Gräben lagen und zwischen ihnen der neue Wall. Auf der öst-
lichen Seite sehen wir nur einen Graben, indem der alte zugeschüttet
 
Annotationen