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fertig da, so dass man den Zoll vom alten Friedberger Thor an das neue
verlegen konnte. Im Jahre 1831 stellte man den Banmeister Mathias
Staudt von Darmstadt auf ein Jahr an; ihm und Dilich wurden die zwei
Basteien rechts und links vom Neu-Thore zu je 11,000 Gulden ausschliess-
lich des Materials zur Ausführung verdungen. Beide Basteien wurden nun
mit voller Kraft ausgeführt; zur Aufbringung der nöthigen Mittel und
zur Deckung der sonstigen, durch die Kriegsereignisse verursachten Kosten
wurde der Bürgerschaft eine ausserordentliche Schatzung auferlegt. Aus
Mangel an Geld stellte man im Dezember 1631 die Arbeit gänzlich ein.
Auf Drängen des Königs Gustav Adolf von Schweden, der am 20. Januar
1632 in Frankfurt eingezogen war und mehrere Wochen lang hier sein
Hauptquartier nahm, beschloss der Rath im Mai 1632 drei weitere Boll-
werke in Angriff zu nehmen, je eines am Breitenwall — weil hier schwe-
dische Soldaten arbeiteten, erhielt es den Namen Schweden-Bollwerk —
am Bockenheimer Thor — von der Stadtgarnison ausgeführt — und
links vor dem Eschenheimer Thor — das Bauern-Bollwerk genannt, weil
hier die Dorfunterthanen fronten. Da die drei älteren Bollwerke noch
nicht vollendet waren, so wurde jetzt zu gleicher Zeit an sechs Bollwerken
gearbeitet. Auf die Kunde, dass die Friedländischen Heerschaaren aus
Franken nach dem Maine vorrückten, wurde die Arbeit mit allen Kräften
gefördert und auch die Bürgerschaft wieder mit Arbeitsdienst belastet;
nur die Sachsenhäuser wurden verschont, weil ihnen die schwedische Ein-
quartierung genug Opfer auferlegte. Am 31. Juli wurde das Werk an
der Allerheiligen-Pforte begonnen, wozu die Juden täglich 150 Mann
stellen mussten; zu gleicher Zeit begann auch die Arbeit auf dem Fischer-
feld, wo die bisher am fertigen Bollwerk beschäftigte Bürgerschaft in
Thätigkeit trat.
Mit dem Jahre 1633 wird der ausführliche amtliche Bericht, dem
wir bisher folgen konnten, sehr dürftig und schliesst 1635 ab, so dass
wir von hier ab nur noch dürftige, meist den Rathsprotokollen entnommene
Notizen über den weiteren Verlauf des Befestigungswerkes geben können.
Mitte Januar 1633 hatte das in vier Monaten fertiggestellte Werk
auf dem Fischerfeld eine Ueberschwemmung zu bestehen, aus der es mit
nur geringem Schaden wieder auftauchte. Im März wurde auf dem Fischer-
feld und am Bollwerk vor dem Allerheiligen-Thor wieder weiter gearbeitet
und das Werk mit aller Anspannung des Stadtsäckels und der bürger-
lichen Arbeit betrieben. Letztere wurde im Frühjahr 1634 wieder durch
Geldleistungen ersetzt, von denen nur die Sachsenhäuser verschont blieben.
Im Herbst zog man die Bewohner aber wieder zum Arbeitsdienst heran,
weil die Beiträge nur ungern und säumig entrichtet wurden; der Juden-
schaft wurde einmal wegen nicht gelieferter Arbeit eine Geldstrafe von
1000 Gulden auferlegt. Nach der Schlacht bei Nördlingen am 27. August
1634 musste man das siegreiche Heer der Kaiserlichen erwarten; die
Schweden drängten daher mit aller Macht auf die Fertigstellung der be-
 
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