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S 104 :

baute für schweres Geld ein Ravelin vor dem Friedberger Thore; es
wurde bald als unnütz erkannt und stürzte zusammen. Holzhausen
empfahl nunmehr die Berufung des kursächsischen. Ingenieurs Wilhelm
Dilich, zunächst zur Befestigung des baufälligen Theiles zwischen Fried-
berger und Bockenheimer Thor. Dilich kam im Januar 1627 mit seinem
Sohne Johann Wilhelm nach Frankfurt, wo sie drei Monate blieben ; die
Frucht ihrer Arbeit waren vier Pläne zur neuen Stadtbefestigung und
ein Modell zum neuen Eschenheimer Thor; die Arbeiten wurden aber
noch nicht in Angriff genommen. Im Oktober 1627 berief der Rath
Johann Wilhelm Dilich den Sohn als Ingenieur in den städtischen Dienst.
Dilich arbeitete neue Pläne aus und am 6. März 1628 beschloss der Rath,
zunächst die zwei Bollwerke vor dem Eschenheimer Thore zu beginnen.
Am 6. Mai erfolgte der Beschluss, die Friedberger Pforte an die Vilbeler
Gasse zu verlegen; die Rathsdeputierten zum Festungsbau hielten für
nöthig, an das alte Friedberger Thor eine „rechtschaffen Pastey und Boll-
werk" zu errichten und von da an nach dem Eschenheimer und nach
dem Allerheiligen-Thore die Stadt mit Kurtinen zu versehen. Nun wurde
der Stadtgraben auf beiden Seiten abgelassen, am 12. Mai erfolgte der
erste Spatenstich vor dem Friedberger Thore und am 16. Juni fand die
feierliche Grundsteinlegung zur Kurtinenmauer, fast in der Mitte zwischen
dem Eschenheimer und dem alten Friedberger Thor durch den Stadtschul-
theissen Johann Martin Bauer vonEysseneck statt; sie war von der feier-
lichen Erklärung begleitet, dass die neue Befestigung nicht gegen Kaiser
und Reich gerichtet sei, dass sie lediglich dem Schutze der Stadt
dienen solle. Der Bau wurde mit grosser Energie betrieben; von den
Bürgern mussten aus jedem Quartiere täglich 6 Mann arbeiten, die Juden-
schaft hatte täglich 80 Mann zu stellen, die Bürgerarbeiter wurden dann
noch verstärkt, so dass jeden Tag 600 Mann im Ganzen an der Arbeit
standen. Am 18. August wurde der Grundstein zur Bastei am heutigen
Bethmann-Denkmal gelegt und daselbst ein Stein mit entsprechender In-
schrift eingefügt. Man benutzte die günstige Jahreszeit, um mit aller An-
strengung die Arbeit zu fördern. Die städtischen Gefälle wurden zu
diesem Zwecke nicht unwesentlich vermehrt und den Juden eine monat-
liche Zahlung von 100 Gulden auferlegt.
Im Sommer 1629 wurde die Arbeit am neuen Friedberger Thore,
dem Neu-Thore, aufgenommen. Die Arbeitsleistung der Bürger, die sich
anscheinend nicht bewährt hatte, wurde durch Geldbeiträge abgelöst und
die Bewohner der Dorfschaften zum Frondienste herangezogen. Von Ein-
stürzen und Senkungen blieb das neue, so rasch aufgeführte Werk nicht
verschont. Zur Untersuchung und Verhütung derselben berief der Rath
im Jahre 1630 den Ingenieur Johann Faulhaber von Ulm und liess sich
von ihm Gutachten erstatten und Risse vorlegen. Im Sommer 1630
werden an den Basteien vor dem Eschenheimer und Allerheiligen-Thore
die Erdaufschüttungen vorgenommen und im September stand das Neu-Thor
 
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