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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Hrsg.]; Wolff, Carl [Bearb.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 2): Weltliche Bauten — Frankfurt a. M., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.25632#0177
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^ 153

dieser Hofbauten finden wir den damals bedeutendsten Maler Frankfurts
Philipp Uffenbach mehrfach beschäftigt, der im Jahre 1601 das im
Historischen Museum befindliche Bild der Römerhalle mit dem Einblick
nach dem Römerhöfchen für den Rath gemalt hatte, welches also den Zu-
stand des Hofes vor dem oben erwähnten Neubaue darstellte (Fig. 198).
Auf diesen Umbau aber bezieht sich die Bemerkung des älteren Lersner,
dass man 1602 das Rathhaus in die jetzige Form, d. h. wie sie 1706 war,
gebracht habe.
Kurz darauf, im März und April des Jahres 1612, als die Krönung
des Kaisers Matthias bevorstand, erhielt der grosse Römersaal die Gestalt,
in der wir ihn noch heute sehen. Je pomphafter mit der Zeit die Krönungs-
feste wurden, um so mehr musste die Stadt für die prächtige Herstellung
dieses Raumes thun, in welchem das festliche Mahl nach der Krönung
abgehalten wurde. Die alte flache Decke wurde entfernt, das unterste
Dachgeschoss hinzugenommen und der so vergrösserte Raum mit einer
gewölbten Bretterdecke versehen; die Wölbung wurde mit „Krodischken-
werk", d. h. Groteskverzierungen, ausgeschmückt. Die Fenster des hin-
zugezogenen Dachgeschosses wurden vermauert, und die drei mittleren
Saalfenster, der Wölbung entsprechend, erhöht (Fig. 201, 202). Zugleich
wurde die Uhr auf dem Uhrboden, der jetzt gerade über dem Kaisersaal
lag, einer Erneuerung unterzogen; das Werk trug nach Lersner die Jahres-
zahlen 1599 und 1627, worin dieser die Jahre der Anfertigung und einer
Renovierung erkennen will. Demselben Jahre gehört auch die Umfassung
der vom Vorplatz nach der anstossenden Wahlstube führenden Thüre an;
sid ging aus der Werkstätte des Schreiners Lippolt hervor.
Aus dem XVII. Jahrhundert sind uns weiter keine grösseren bau-
lichen Veränderungen im Inneren des Römers bekannt. Eine bedeutsame
Umgestaltung aber erfuhr um die Mitte des Jahrhunderts die Aussenseite
des Römers nach dem Römerberge zu. Der 1483 errichtete Schuppen-
vorbau war so baufällig geworden, dass man ihn gemäss Rathsbeschlüssen
vom 16. Juli 1650 und 16. Januar 1651 durch eine neue „Dachung" er-
setzte, welche Meister Friedrich Unteutsch herstellte. Dieser erhielt für
seine Schreinerarbeit 294 Gulden; die künstlerische Ausstattung über-
nahmen die Maler Johann Lorenz Müller und Johann Jakob Schötfer für
120 Gulden; der Schlosser erhielt 103, der Kupferschmied für die 5 Knöpfe
und 6 Drachenköpfe 89 Gulden. In den Knopf eines der Giebel wurde
folgender Bericht über diese Arbeit eingelegt:

dann hat man den ersten Stein zum neuen Bau vornen im Höflin an der Thür,
wie man in die Cantzley gehet, uf der rechten Hand des Inngangs, unnd hatt
Herrn Philips Ufstainers jungem Bürgermeisters Söhnlin, Hieronymus Augustus
genant, ein Knab von 5 Jaren alt, ein viereckete Klippen von Alturnuk Gepräg,
ungeferlich uf 6 Alturnuß Werth, in Pappir und Pergamen verwickelt, under
obgemelten ersten Stein gelegt, welcher dann alsobald darunder vermauert worden."
 
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