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fuss war so breit, dass man hier bequem umhergehen konnte, da ja
solche Wehrgänge ihrer Bezeichnung entsprechend dazu dienten, das
Haus nöthigen Falls von hier aus gegen einen äusseren Feind zu ver-
theidigen.
Die aus früheren Jahrhunderten stammenden Abbildungen des Lein-
wandhauses sowie die Konstruktion des Daches schliessen jeden Zweifel
über dessen erwähnte früher bestandene Gestaltung aus; auch sind noch
heute die zur Ableitung des Regen- und Schneewassers dienenden, mit
Wasserrinnen versehenen Deckplatten des Wehrganges zum Theil vor-
handen. Vermuthlich wurden die Stossfugen dieser Platten mit der Zeit
undicht und, um dem in Folge dessen stattgehabten Eindringen von
Regen- und Schneewasser zu begegnen, wurde in späterer Zeit der untere
Theil des Daches in der Weise verlängert, dass er den ehemals freien
Wehrgang überdeckte und mit seinem Saum auf den Zinnen desselben
ruhte, welche bauliche Veränderung den Gesammteindruck dieses Gebäudes
wesentlich anders gestaltete. Im Inneren des Leinwandhauses ist von
besonderem architektonischen Interesse nichts zu erwähnen.
Die erste bauliche Veränderung am Leinwandhaus ist uns aus dem
Jahre 1408 bekannt: es wurde damals ein Schwibbogen aus Bockenheimer
Steinen errichtet. Die aus demselben und den folgenden Jahren gemeldeten
Herrichtungen zu festlichen Turnieren haben wohl weniger das Haus als
dessen Hof berührt. Im Juli 1411 bei der Wahl König Sigmunds wurde
das der Wahlkirche gegenüber gelegene Leinwandhaus von dem Bürger-
meister mit etwa 200 gewappneten Bürgern und Söldnern besetzt gehalten.
In dem Vertrage, welchen der Rath 1414 mit dem Bartholomaeus-Stifte
über die Erkaufung des Platzes des alten Rathhauses abschloss, verzichtete
das Stift auf die Zinsen, die ihm zustanden, „uif der stede steynenhuse,
da man iczunt daz linwat inne hat". Eine bedeutendere Aenderung wurde
im Jahre 1419 vorgenommen: das Haus wurde zu Gefängnissen herge-
richtet, zugleich aber im „Linwathoff" ein „nuwes huss" erbaut, unten
mit 5, oben 6 Fenstern und einem zinnernen Knauf von 25 Pfund. Was
wir unter diesem ersten Anbau zu verstehen haben, muss dahin gestellt
bleiben; olfenbar ist es derselbe Bau, der 1420 gekleibt, in welchem
von dieser Zeit an Garn und Flachs verkauft wurde: für diese Waaren
hatte man schon in der Ostermesse 1417 einen provisorischen Schoppen
im Hofe aufgestellt. Dieses Nebenhaus wird später unter verschiedenen
Namen erwähnt: so 1435 als „kleines", 1436 und 1438 als „neues" Lein-
wandhaus neben dem „alten"; 1436 werden drei Leinwandhäuser als
Fruchtspeicher genannt: das „neue" an der Judenschule, das „nächste"
und das „grosse". Letzterem wurde 1420 bei Errichtung des kleineren
Namensvetters wenigstens eine Neutünchung zu Theil. 1435 wurde hier
eine Pulverkammer mit vier Fenstern und einem Thore eingerichtet; 1448
wird es neu gepflastert oder gedielt. 1451 werden Kornspeicher hergestellt,
bei denen Holzsäulen erwähnt werden. 1453 erfahren wir wieder von
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fuss war so breit, dass man hier bequem umhergehen konnte, da ja
solche Wehrgänge ihrer Bezeichnung entsprechend dazu dienten, das
Haus nöthigen Falls von hier aus gegen einen äusseren Feind zu ver-
theidigen.
Die aus früheren Jahrhunderten stammenden Abbildungen des Lein-
wandhauses sowie die Konstruktion des Daches schliessen jeden Zweifel
über dessen erwähnte früher bestandene Gestaltung aus; auch sind noch
heute die zur Ableitung des Regen- und Schneewassers dienenden, mit
Wasserrinnen versehenen Deckplatten des Wehrganges zum Theil vor-
handen. Vermuthlich wurden die Stossfugen dieser Platten mit der Zeit
undicht und, um dem in Folge dessen stattgehabten Eindringen von
Regen- und Schneewasser zu begegnen, wurde in späterer Zeit der untere
Theil des Daches in der Weise verlängert, dass er den ehemals freien
Wehrgang überdeckte und mit seinem Saum auf den Zinnen desselben
ruhte, welche bauliche Veränderung den Gesammteindruck dieses Gebäudes
wesentlich anders gestaltete. Im Inneren des Leinwandhauses ist von
besonderem architektonischen Interesse nichts zu erwähnen.
Die erste bauliche Veränderung am Leinwandhaus ist uns aus dem
Jahre 1408 bekannt: es wurde damals ein Schwibbogen aus Bockenheimer
Steinen errichtet. Die aus demselben und den folgenden Jahren gemeldeten
Herrichtungen zu festlichen Turnieren haben wohl weniger das Haus als
dessen Hof berührt. Im Juli 1411 bei der Wahl König Sigmunds wurde
das der Wahlkirche gegenüber gelegene Leinwandhaus von dem Bürger-
meister mit etwa 200 gewappneten Bürgern und Söldnern besetzt gehalten.
In dem Vertrage, welchen der Rath 1414 mit dem Bartholomaeus-Stifte
über die Erkaufung des Platzes des alten Rathhauses abschloss, verzichtete
das Stift auf die Zinsen, die ihm zustanden, „uif der stede steynenhuse,
da man iczunt daz linwat inne hat". Eine bedeutendere Aenderung wurde
im Jahre 1419 vorgenommen: das Haus wurde zu Gefängnissen herge-
richtet, zugleich aber im „Linwathoff" ein „nuwes huss" erbaut, unten
mit 5, oben 6 Fenstern und einem zinnernen Knauf von 25 Pfund. Was
wir unter diesem ersten Anbau zu verstehen haben, muss dahin gestellt
bleiben; olfenbar ist es derselbe Bau, der 1420 gekleibt, in welchem
von dieser Zeit an Garn und Flachs verkauft wurde: für diese Waaren
hatte man schon in der Ostermesse 1417 einen provisorischen Schoppen
im Hofe aufgestellt. Dieses Nebenhaus wird später unter verschiedenen
Namen erwähnt: so 1435 als „kleines", 1436 und 1438 als „neues" Lein-
wandhaus neben dem „alten"; 1436 werden drei Leinwandhäuser als
Fruchtspeicher genannt: das „neue" an der Judenschule, das „nächste"
und das „grosse". Letzterem wurde 1420 bei Errichtung des kleineren
Namensvetters wenigstens eine Neutünchung zu Theil. 1435 wurde hier
eine Pulverkammer mit vier Fenstern und einem Thore eingerichtet; 1448
wird es neu gepflastert oder gedielt. 1451 werden Kornspeicher hergestellt,
bei denen Holzsäulen erwähnt werden. 1453 erfahren wir wieder von
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