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leuten zur Abhaltung von Festlichkeiten überlassen, jedoch mit der Auf-
lage, nicht zu beleuchten oder zu kochen, um die darin verwahrten Vor-
räthe nicht zu gefährden; diese bedenkliche Verleihung des städtischen
Hauses zu privaten Zwecken wurde 1499 aufgehoben. 1573 und 1636
fanden hier öffentliche Brodvertheilungen statt. An der Facade nach dem
Weckmarkt zu wurden an noch heute erkennbaren Stellen zwei eiserne
Normal-Ellen angebracht, nach welchen die städtischen Leinwandmesser
und die Händler ihre Maasse zu richten hatten. 1688—1690 hielt das in
Frankfurt einquartierte Kriegsvolk des Landgrafen von Hessen-Kassel hier
seinen reformierten Gottesdienst ab. 1791 wurden im Erdgeschoss Mess-
läden für andere Handelsartikel eingerichtet; während der Krönung des
Jahres 1790 wurde die Ledermesse aus dem Trierischen Hof hierher verlegt.
1813 und 1814 wurden hier typhuskranke französische Soldaten unter-
gebracht. Die Verwendung zu Messzwecken wurde in der freistädtischen
Zeit fortgesetzt; die Keller waren an Metzger vermiethet, der Oberstock
diente längere Zeit der Zollverwaltung als Waarenspeicher. Vom 29. Juni
1857 bis zum 4. März 1889 tagte in dem zu diesem Zweck umgebauten
Oberstock das Schwurgericht. Nach dieser Wechsel vollen Benutzung wurde
das ehrwürdige Gebäude, wie unten näher ausgeführt, als Raum für das
städtische Historische Museum umgebaut und so nach einer treuen Dienst-
zeit von beinahe fünf Jahrhunderten in einen ehrenvollen Ruhestand
versetzt.
Die Ueberiieferung über die Baugeschichte des Hauses ist nicht
alizu reichlich; für das Mittelalter sind wir lediglich auf die Rechnungen
der Bau- und Rechenmeister angewiesen. Die baulichen Veränderungen,
denen es im Laufe der Jahrhunderte unterworfen wurde, wurden gewöhn-
lich durch eine veränderte Zweckbestimmung hervorgerufen und berührten
fast immer die inneren Räume; die Aussenseite blieb im grossen Ganzen,
die Ueberdeckung des Wehrganges ausgenommen, bis zum jüngsten Um-
bau unberührt.
Dem im gothischen Styl des XIV. Jahrhunderts erbauten Leinwand-
haus ist schon durch seine architektonische Ausstattung mit den vier
Eckthürmchen, dem zierlichen Bogenfries und den für Statuetten be-
stimmten Konsolen nebst Baldachinen der Charakter eines hervorragenden
Gebäudes aufgeprägt; ausserdem ist die massive Ausführung dieses Bau-
werkes für die Zeit seiner Entstehung besonders bemerkenswert!!. Die
Statuetten gelangten, wohl niemals zur Ausführung, da auch nicht die
geringsten Spuren auf deren früheres Vorhandensein schliessen lassen und
auch sonst ihrer nicht gedacht wird. Die Facade ist oben mit einem
rings um das Gebäude führenden, mit Zinnen versehenem Wehrgang ab-
geschlossen, der nach Aussen mit Spitzbogen und Dreipassfries geziert
ist. Die ursprüngliche Gestaltung des Daches war in gleicher Weise, wie
solche heute noch am „Steinernen Haus" auf dem alten Markt bemerkbar
ist, angeordnet Der Abstand zwischen der Zinnbekrönung und dem Dach-
leuten zur Abhaltung von Festlichkeiten überlassen, jedoch mit der Auf-
lage, nicht zu beleuchten oder zu kochen, um die darin verwahrten Vor-
räthe nicht zu gefährden; diese bedenkliche Verleihung des städtischen
Hauses zu privaten Zwecken wurde 1499 aufgehoben. 1573 und 1636
fanden hier öffentliche Brodvertheilungen statt. An der Facade nach dem
Weckmarkt zu wurden an noch heute erkennbaren Stellen zwei eiserne
Normal-Ellen angebracht, nach welchen die städtischen Leinwandmesser
und die Händler ihre Maasse zu richten hatten. 1688—1690 hielt das in
Frankfurt einquartierte Kriegsvolk des Landgrafen von Hessen-Kassel hier
seinen reformierten Gottesdienst ab. 1791 wurden im Erdgeschoss Mess-
läden für andere Handelsartikel eingerichtet; während der Krönung des
Jahres 1790 wurde die Ledermesse aus dem Trierischen Hof hierher verlegt.
1813 und 1814 wurden hier typhuskranke französische Soldaten unter-
gebracht. Die Verwendung zu Messzwecken wurde in der freistädtischen
Zeit fortgesetzt; die Keller waren an Metzger vermiethet, der Oberstock
diente längere Zeit der Zollverwaltung als Waarenspeicher. Vom 29. Juni
1857 bis zum 4. März 1889 tagte in dem zu diesem Zweck umgebauten
Oberstock das Schwurgericht. Nach dieser Wechsel vollen Benutzung wurde
das ehrwürdige Gebäude, wie unten näher ausgeführt, als Raum für das
städtische Historische Museum umgebaut und so nach einer treuen Dienst-
zeit von beinahe fünf Jahrhunderten in einen ehrenvollen Ruhestand
versetzt.
Die Ueberiieferung über die Baugeschichte des Hauses ist nicht
alizu reichlich; für das Mittelalter sind wir lediglich auf die Rechnungen
der Bau- und Rechenmeister angewiesen. Die baulichen Veränderungen,
denen es im Laufe der Jahrhunderte unterworfen wurde, wurden gewöhn-
lich durch eine veränderte Zweckbestimmung hervorgerufen und berührten
fast immer die inneren Räume; die Aussenseite blieb im grossen Ganzen,
die Ueberdeckung des Wehrganges ausgenommen, bis zum jüngsten Um-
bau unberührt.
Dem im gothischen Styl des XIV. Jahrhunderts erbauten Leinwand-
haus ist schon durch seine architektonische Ausstattung mit den vier
Eckthürmchen, dem zierlichen Bogenfries und den für Statuetten be-
stimmten Konsolen nebst Baldachinen der Charakter eines hervorragenden
Gebäudes aufgeprägt; ausserdem ist die massive Ausführung dieses Bau-
werkes für die Zeit seiner Entstehung besonders bemerkenswert!!. Die
Statuetten gelangten, wohl niemals zur Ausführung, da auch nicht die
geringsten Spuren auf deren früheres Vorhandensein schliessen lassen und
auch sonst ihrer nicht gedacht wird. Die Facade ist oben mit einem
rings um das Gebäude führenden, mit Zinnen versehenem Wehrgang ab-
geschlossen, der nach Aussen mit Spitzbogen und Dreipassfries geziert
ist. Die ursprüngliche Gestaltung des Daches war in gleicher Weise, wie
solche heute noch am „Steinernen Haus" auf dem alten Markt bemerkbar
ist, angeordnet Der Abstand zwischen der Zinnbekrönung und dem Dach-