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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 2): Weltliche Bauten — Frankfurt a. M., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.25632#0381
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versehen, wie denn überhaupt die Bemalung im Inneren des Leinwand-
hauses aut solche Räume beschränkt bleiben musste, welche in Zukunft
nicht oder nur theilweise mit Ausstellungsgegenständen bestellt oder ver-
hängt werden. Eine breite, aus wenigen Stufen bestehende Granittreppe
verbindet die Vorhalle mit dem hochwasserfrei gelegenen Erdgeschoss;
von da führt abermals eine Steintreppe zur Linken nach dem vorhin
erwähnten, im Innern als Kapelle ausgestatteten, neuerbauten Verbindungs-
gang unmittelbar in die Waffenhalle des Archivgebäudes.
Anschliessend an die Erdgeschosshalle führt eine schmälere Halle nach
dem grossen hinteren Saal; zur Linken derselben befinden sich Ausstellungs-
zimmer, Arbeitszimmer, Closets und Kesselraum für Niederdruck-Dampf-
heizung, in der Mitte führt das ebenfalls durchaus neu erbaute, nach Aussen
hervortretende, mit einem durch Maasswerk gezierten Giebel versehene
Treppenhaus nach den oberen Räumen. Die Treppenstufen sind von Granit,
die Kreuzgewölbe tragenden schlanken Säulen und Konsolen, sowie die Spitz-
bogenfenster sammt den mit reichem Maasswerk gezierten Geländern sind aus
rothem Sandstein hergestellt. Die Wandflächen zeigen einfache Bemalung,
während die Bogenfelder sowie die Gewölbe reicher ausgestattet sind. Auf
der linken Seite sieht man, die alte Zeit darstellend, den alten deutschen
Reichsadler, daneben den alten Frankfurter Adler und das Wappen des
Grossherzogthums Frankfurt, ein weisses Rad in rothem Felde mit der
Königskrone, welches laut Verfügung vom 2. April 1811 über dem Thore
des Leindwandhauses angebracht werden musste. Ueber dem zunächst ge-
legenen Spitzbogenfenster hält die Gestalt eines Steinmetzen im Kostüm
des KV. Jahrhunderts eine Tafel mit der Jahreszahl 1399; daneben und
nach der rechten Seite schauend steht eine zweite Figur mit der Jahreszahl
1892; zur Rechten sieht man als Mittelpunkt den neuen deutschen Reichs-
adler, den preussischen und den Frankfurter Adler, die gegenwärtige Zeit
darstellend. Sowohl die Architekturformen der Säulenkapitäle, wie des Maass-
werks als auch die ornamentalen Malereien zeigen stets wechselnde Motive.
Im ersten Stock gelangt man durch einen rechteckigen Ausstellungs-
raum nach einem gegen die Mainseite gelegenen Ausstellungssaal, während
an der entgegengesetzten Seite nach dem Weckmarkt zu ein grösserer
Ausstellungssaal durch Entfernung der früher hier befindlichen Gerichts-
zimmer, der Treppe u. s. w. gewonnen wurde. Nach Entfernung dieser
Einbauten kamen die Tragpfosten und Unterzüge des Deckengebälks zum
Vorschein, welche jedoch so sehr gelitten hatten, dass deren umfassendste
Rekonstruktion erforderlich war. Sie wurden in den Formen gothisclier
Holzarchitektur wieder hergestellt, mit geschweiften Kopfbändern und an
den oberen Theilen mit einfacher, ornamentaler Bemalung versehen, da
die unteren Theile durch die zum Aufhängen von Ausstellungsgegen-
ständen einzuschaltenden Kulissen verdeckt werden. Der Boden dieses
Saales, wie sämmtlicher Ausstellungsräume, ist mit Thonüiessen mit ver-
tieftem Muster belegt.
 
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